Technik in den Alpen: Skipisten
Kunstschnee, präparierte Pisten und verschiedene Ski-Typen ermöglichen ein immer optimierteres Wintersport-Vergnügen. Dahinter stehen hochtechnologisierte Maschinen, beeindruckende Ingenieursarbeit und eine gut geölte Marketingmaschinerie. Wir stellen euch ein weiteres Kapitel aus dem Buch „Technik in den Alpen“ (Folio Verlag) vor.
Die Alpen sind Europas größtes Skigebiet und entsprechend beliebt bei Wintersport-Touristen. Die Wiege des Skifahrens befindet sich allerdings in Skandinavien, Ende des 19. Jahrhunderts wurde es von dort in die Alpen importiert und insbesondere in abgeschnittenen Tälern als Hilfsmittel zur Fortbewegung etabliert. In Nordamerika machte „Snow-Shoe“ Thompson Furore: Auf Skiern konnte er bei der Postzustellung neue Geschwindigkeitsrekorde aufstellen.
Für Sport und Freizeit wurde das Skifahren erst in den 1920er-Jahren entdeckt, knapp 40 Jahre später gipfelte der Boom des Wintertourismus' im Ausbau von breiten, massentauglichen Pisten und im Einsatz von Schneekanonen. Auf einmal gab es Schnee ganz unabhängig von Temperatur und Wetter.
Die Autoren Elfi Fritsche, Johanna Putzer und Josef Putzer begeben sich im „Technik in den Alpen“ auf Spurensuche. Wir geben euch einen kleinen Einblick in ihre Ausführungen.
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Schnee aus der Kanone
Ohne Kunstschnee läuft in den Alpen mittlerweile nichts mehr. Nahezu alle Pisten sind flächendeckend mit Beschneiungsanlagen ausgestattet, um den Wintersport auch unabhängig von Schneefällen zu ermöglichen. Letztlich geht es aber vor allem auch darum, die Saison für Betreiber und Investoren planbar zu machen.
Erfunden wurde das Grundprinzip der Schneekanone durch einen Zufall: Ende der 1940er-Jahre sprühten Forscher bei tiefen Temperaturen in einem Windkanal in Kanada Wasser, um die Vereisung von Düsentriebwerken zu untersuchen – und siehe da: Es rieselte Schnee. Nur wenige Jahre später kam die erste Hochdruck-Schneekanone in den USA zum Einsatz, 1970 folgte die Einführung des Hochdruck-Lanzensystems und mit ihr die Verbreitung der Schneekanonen in den Alpen.
Wie funktioniert's?
Zunächst werden Wasser und Druckluft durch Düsen gepresst, beim Austritt aus den sogenannten Nukleatordüsen dehnt sich das Gemisch aus und kühlt ab. Schließlich werden die Eiskeime mit zerstäubtem Wasser besprüht und zu Eiskügelchen gefroren. Anders als bei natürlichem Schnee gefriert Kunstschnee („technischer Schnee“) von außen nach innen und ist zudem viel kompakter.
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Perfekte Pisten
Nicht allein der Schnee macht die Piste. Locker und fest zugleich soll die Schneeschicht sein, gleichmäßig gerillt – präpariert eben. Wenn die letzte Abfahrt genommen ist, geht es auf den Pisten erst so richtig los: Kolossale hochtechnische Maschinen treten jede Nacht aufs Neue ihren Dienst an, um für ein perfektes Pistenbild zu sorgen. Diese Pistenfahrzeuge, gemeinhin als „Schneeraupen“ bekannt, sind Kettenfahrzeuge, die Tonnen an Schnee verschieben, harte Eisplatten aufreißen und die oberste Schneeschicht mit einer Fräse auflockern.
Schifoan is' des Leiwandste
Nicht nur Pistenfahrzeuge und Schneekanonen erleichtern das Wintersport-Vergnügen, sondern auch verschiedene Ski-Typen, die auf jeweils unterschiedliche Sportarten und Fahrstile abgestimmt sind. Dazu zählen:
1. Carving-Ski – Revolutionierung der Fahrtechnik
Carving-Skier sind um 1990 auf den Markt gekommen. Im Vergleich zu Alpinskiern sind sie kürzer und stärker tailliert, sodass Kurven enger und schneller genommen werden können. Die Carving-Skier revolutionierten zugleich auch die Fahrtechnik: Beim sogenannten Carven („Einschnitzen“) werden die Kurven nun nicht mehr auf der Gleitfläche, sondern auf der Kante gefahren.
2. Rocker-Ski – die Tiefschnee-Skier
Rocker-Skier sind Alpinskier, die besonders breit, aber wenig tailliert sind. Zudem weisen sie eine negative, also geringe Vorspannung aus. Das heißt, dass die Skier den Schnee in der Mitte auf Höhe der Bindung berühren, während Schaufel und Heck nach oben gebogen sind. Dadurch eignen sich Rocker-Skier besonders für das Fahren im Tiefschnee.
3. Tourenski – Aufstieg und Abfahrt
Tourenskier sind in der Regel leichter als Pistenskier, da sie nicht nur für die Abfahrt, sondern auch zum Aufsteigen genutzt werden können. Der Aufstieg erfolgt mit Hilfe von Steigfellen und einer Bindung, die variabel entweder nur an der Schuhspitze (für den Aufstieg) oder an Spitze und Ferse (für die Abfahrt) fixiert werden kann.
4. Langlaufski – lang, schmal, leicht
Langlaufskier sind deutlich länger, schmäler und leichter als Alpinskier, sodass sie das Einbremsen durch Reibung und Gewicht verringern. Zudem verfügen sie sowohl über eine Steigzone (unter der Bindung) als auch eine Gleitzone (vorne und hinten). Der Fuß ist beim Langlaufski nur an der Spitze fixiert.
Tipp
Viele weitere Informationen rund um das Thema findet ihr im Buch „Technik in den Alpen“ von Elfi Fritsche, Johanna Putzer und Josef Putzer, erschienen 2016 im Folio Verlag.