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1. Mountain Yoga Festival

Tibetischer Gruß zwischen Tiroler Gipfeln

• 14. September 2016
4 Min. Lesezeit
von Martin Foszczynski

In St. Anton am Arlberg ging das erste Mountain Yoga Festival über die Bühne. Unser Redakteur war als blutiger Anfänger dabei und hat zwar nicht die Erleuchtung gefunden, aber spannende Erkenntnisse gewonnen.

Mountain Yoga Festival St. Anton
Foto: Daniela Bily
Yoga am Gampen mit Tanja Seehofer
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„Ommmmmmmmmmmm...“. Das Mantra aus ferner Urzeit, von einer Hundertschaft Yogis angestimmt, erhebt sich über die Landschaft. Über unseren Häuptern glänzen Berggipfel – die Heimat Shivas – links plätschert ein goldener Fluss durch den Mangrovenhain. Schon erklingt in der Ferne das Windspiel eines Zen-Klosters – Moment mal... das sind doch Kuhglocken von den Weiden am Gampen, und wir sind nicht in Shangri-la sondern in St. Anton – dem Winter-Halligalli-Mekka Tirols!

  • So ganz stimmt das dann auch wieder nicht. Denn das berühmte Skisport-Zentrum, in dem sich jeden Winter rund 13.000 Ski-Touristen und Hotel-Bedienstete tummeln, ist jetzt im Spätsommer nicht mehr als ein Dorf von zweieinhalb Tausend Einwohnern. Und eben dieses abgespeckte Sommer-St.-Anton wurde zum Austragungsort des ersten Mountain Yoga Festivals erkoren. Organisatorin Iris Höll, die über ein Jahr Planung in das Event steckte, zeigt sich bei der Eröffnungszeremonie erleichtert, während um sie herum mehrere Dutzend Teilnehmer aus Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz auf ihren Matten fläzen. Yoga-Festivals in freier Natur gibt es international nur wenige. Eine vergleichbare Veranstaltung in Colorado (USA) ging unlängst immerhin schon in die sechste Auflage – einen solchen Erfolg wünschen sich die Veranstalter des St. Antoner Festivals freilich auch.

    St. Anton am Arlberg, Mountain Yoga Festival

    Beliebt auf Bergwelten

    Shangri-la in St. Anton

    Meine erste Erkenntnis: Ein Yoga-Festival ist kein Musik-Festival. Wer ausschlafen will, ist hier schlecht bedient, als Yogi begrüßt man sehr früh den Tag, am besten noch bevor die Sonne aufgeht. So versammelt sich die Schar am ersten Morgen um 6 Uhr 45 zum meditativen „Bachhatscher“. Anstatt eines Festivalbändchens aus Stoff tragen wir ein Mala-Armband aus Holzperlen – es soll uns zu einer Gemeinschaft zusammenschweißen. In einem Programmheft sind jeweils Ort, Zeit und Bekleidung für die jeweiligen Kurse angegeben. Doch schnell wird klar: Die bequeme Yogahose zwischendurch auszuziehen zahlt sich gar nicht mehr aus. In diesem Outfit wandeln wir – auf dem Weg zu diversen Festivalstätten und Unterkünften – drei Tage lang zwischen Après-Ski-Lokalen durch den Ort. Kein Wunder, dass sich die Yogi-Invasion schnell herumspricht.

    „Bachhatscher“ und Sonnengruß am Morgen

    Tibetischer Gruß zwischen Tiroler Berg-Gipfeln

    Den Samstag verbringen wir zur Gänze auf dem Berg – alles andere wäre in dieser Umgebung auch wirklich jammerschade. Dazu geht es mit der Gampenbahn zum Bergrestaurant. Seine ausladende Terrasse ist wie gemacht für Yoga-Stunden. Ich bin im Anfängerkurs von Tanja Seehofer – eine von 6 renommierten Yoga-Lehrern und Lehrerinnen des Festivals – und kämpfe ein wenig mit den Stellungen. Der kopfüber vorgetragene „herabblickende Hund“ gelingt mit der Anmut eines begossenen Pudels, beim Anblick meines „tibetischen Grußes“, einer Abfolge von liegenden und stehenden Positionen, müsste sich der Dalai Lama im Grab umdrehen, würde er nicht ewig wiedergeboren werden.

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    Yoga am Gampen

    Nach einem veganen Yoga-Mittags-Buffet sitze ich in der nackten Bergwiese. Vor uns steht der US-amerikanische Yoga-Lehrer Karl Straub im Cowboyhut und lehrt uns das richtige Atmen.

    „Don’t you worry, sweetheart – woher auch immer du kommst, jetzt ist alles gut. Du bist hier zuhause, in der Natur – sieh dir nur die Berge an! Und du bist Teil dieser Natur, atmest die Luft des Himmels, die über deine Lungen direkt in dein Blut gelangt – ist das nicht ein Wunder?“

    Dann drückt er ein Nasenloch zu und atmet tief Bergluft ein und aus. „Lasst uns die Luft unsere Energiebahnen reinigen – ganz so wie ein Bergbach Gehölz und Steine mit ins Tal schwemmt.“

    Mountain Yoga Festival Karl Straub
    Foto: Martin Foszczynski
    „Atmen“ mit Karl Straub
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    Zurück ins Tal geht es mit Dr. Florian Überall. Der Biochemiker und Fachmann für Tibetische Medizin erzählt unterwegs Interessantes zum Thema Bergkräuter und gesunde Ernährung. Das steht in Einklang mit der Ausrichtung des Festivals – das neben Yoga auch die Säulen Gesundheit und Natur abdecken möchte. Das mit der Natur ist hier nicht schwer – immer wieder eröffnen sich spektakuläre Ausblicke auf das enge Tal, in dem sich St. Anton am Rosanna-Fluss auffädelt. Auf der einen Seite erheben sich die Dreitausender der Lechtaler Alpen, auf der anderen Seite jene des Verwalls.

    Wandern mit Dr. Florian Überall

    Niemals alleine in der Natur

    Bei der Morgenmeditation vorm Museum St. Anton am nächsten Tag begreife ich es langsam: Natur und Yoga gehören zusammen. Etwas, das mir auch Tanja Seehofer, die üblicherweise in Münchner Yogastudios unterrichtet, bestätigt. Den Alltag hinter sich lassen, seine Verbundenheit mit der Natur spüren – darum geht es. Oder wie es Karl Straub auf den Punkt bringt: „You are never alone, honey – die Vögel, die Bäume... es ist alles eine Familie!“

    Ich halte die Augen geschlossen und konzentriere mich auf ganz einfache, elementare Dinge. Das Plätschern des Gebirgsbachs nebenan, das Rauschen des Windes. Geräusche der erwachenden Natur. Ein Fisch plumpst im Teich vor uns ins Wasser, ein Vogel singt. Nichts stört die perfekte Stille. Naja, fast nichts. Das Surren der ersten Morgenfahrt der Gampenbahn mischt sich unter. Später am Tag lärmt hin und wieder ein Hubschrauber, ein Mähdrescher, ein vor PS strotzender SUV. Wir sind eben immer noch in St. Anton.

    Mountain Yoga Festival St. Anton
    Foto: Martin Foszczynski
    Morgen-Meditation beim Museum St. Anton

    Am Abend, im Schein der Kerzen, die unsere Gastgeber im Turnsaal der Mittelschule von St. Anton aufgestellt haben, werden wir dazu angehalten, Erlebnisse auszutauschen. Was nehmen wir vom Festival mit? „Einen Muskelkater“, sage ich ohne zu lügen. „Tiefe Zufriedenheit und viele Ruhebilder für stressigere Zeiten“, sagt eine Kameradin. „Ich bin dankbar, dass ich meine Heimat mit ganz anderen Augen gesehen habe“, sagt ein Pensionist von circa 70 Jahren.

    Vielleicht keine Erleuchtung, aber erstaunlich.

     

    Infos und Adressen

    • Anfahrt: am einfachsten mit der ÖBB, vom Bahnhof St. Anton ins Ortszentrum ist es nur ein 5minütiger Spaziergang.
    • Kurse: 6 internationale Yoga-Lehrer bieten Kurse für Anfänger, Geübte und Fortgeschrittene an.
    • Locations: Die Austragungsorte sind im ganzen Ort (Kongresszentrum, Schule, Museum etc.) und in der umliegenden Bergwelt (Gampen) angesiedelt.
    • Ausstattung: Yogamatten- und Blöcke können vor Ort geliehen werden
    • Zusätzliche Kosten: die Gampenbahn ist für Gäste, die in einem St. Antoner Hotel übernachten, gratis; Veganes Yoga-Mittags-Buffet (optional): 18 Euro
    • Nächstes Mountain Yoga Festival in St. Anton: 31.08 – 03.09.2017
    • Mehr Infos: www.mountainyogafestivalstanton.at

     

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