Istria300 – Auf dem Rennrad durch Istrien
Foto: Sport IT
von Martin Foszczynski
Durch ganz Istrien an einem Tag: Ein neues Radrennen lässt Anfang Oktober immer mehr Speichenfans ins kroatische Porec an die Adria pilgern. Unser Redakteur hat das Langstrecken-Abenteuer – inklusive Aufwärmen mit einem Paris-Roubaix-Champion – gewagt. Von Trüffelpasta, Wadenkrämpfen und Glückshormonen.
Bicycle. Biii-cycle! I want to ride my bicycle, I want to ride my bike…
Samstag, 8. Oktober – kurz vor Sieben. Queen schmettern aus einem Boxenturm „Bicycle Race“, ihre rockige Ode ans Radfahren, über die Köpfe hunderter Pedalritter hinweg, die sich auf die Hafenstraße von Porec drängen. Es ist noch dämmrig, doch ans Schlafen denkt hier niemand mehr. In wenigen Minuten erfolgt der Startschuss zum Rennen, das die härtesten 300 Kilometer durch Istrien führen wird.
Ich stehe ganz vorne am Startbogen, zwei Lenkerbreiten neben dem italienischen Straßenradmeister Sonny Colbrelli. Nicht dank meiner Fitness, sondern weil ich ein Presse-Ticket besitze. Das ruft Glücksgefühle – und auch ein klein wenig Bauchweh – hervor: Bestimmt wird mir ein guter Teil der rund 1.500 Starter und Starterinnen gleich ordentlich um die Ohren fahren. Nicht wenige Hobby-Radler nehmen die Istria300 tatsächlich sehr sportlich. Andere, wie ich, sehen die Herausforderung eher im Durchkommen. Doch in den letzten Minuten geht es allen gleich: Ob Titelverteidiger oder Rookie – wer jetzt hier steht, blickt einem großen Abenteuer mit ungewissem Ausgang entgegen.
Das Rennen vor dem Rennen
Für mich beginnt das Istria300-Abenteuer am Donnerstag-Nachmittag. Mein Rad-Kumpel Robert und ich reisen zwei Tage vor dem Rennen aus Wien an – und stellen fest, dass wir damit eigentlich schon recht spät dran sind. In der Einfahrt der Valamar Marea Suites sind nur noch wenige Parkplätze frei – neben deutschen und italienischen Nummerntafeln stechen besonders die österreichischen ins Auge. Fast im Minutentakt werden schicke Bikes aus der Hotellobby heraus oder wieder hineingeschoben. Viele Starter verlängern ihre Teilnahme am Rennen, das dieses Jahr erst zum zweiten Mal über die Bühne geht, offenbar zu einer Urlaubs-Woche.
Vom Herbst ist in Istrien Anfang Oktober noch wenig zu sehen – es hat rund 20 Grad, einzig ein paar gelb verfärbte Blätter und die ein oder andere dürre Palme weisen darauf hin, dass die Zeit der großen Hitze vorbei ist. Ideale Bedingungen für Trainingsausfahrten also.
Doch auch im poshen Resort lässt es sich zwischen Privatstrand, Infinity-Pool und Games-Keller einige Tage aushalten, wie wir schon kurz nach dem Einchecken feststellen – mit 20 Prozent Rabatt, den die betont Radler-freundlichen Hotels der Valamar-Gruppe als offizielle Beherbergungspartner allen Istria300-Startern gewähren, ist es auch halbwegs erschwinglich.
Ruhe vor dem Sturm
Porec selbst scheint bei einer ersten Erkundungsfahrt doch schon ein klein wenig in den Winterschlaf gefallen zu sein. Vor so manchem Lokal vertröstet ein Schild auf die nächste Saison, an der Strandpromenade werden die Eis- und Getränkebuden dichtgemacht.
Das bedeutet aber auch: Keine Touristenmassen, die sich im Hochsommer durch die Küstenstädte Kroatiens drängen. Jetzt gehört der Badeort ganz den Einheimischen, die in der historischen Altstadt durch die engen Gassen flanieren – und den Radlern aus ganz Europa. Wie bunte Fliegen umschwirren sie auf ihren Rennmaschinen das Zentrum oder schieben selbige über bis zu 2.000 Jahre altes Kopfsteinpflaster Richtung Hafen, wo der große Speichenzirkus mit Verkaufsständen und einer Expo Zone seine Zelte aufgeschlagen hat. Hier erfolgt auch die bestens durchgetaktete Registrierung zum Rennen – im Nu hält man seine Starternummern, das offizielle Trikot (in der Startgebühr inbegriffen) und ein gut gefülltes Starter-Bag in der Hand.
Wir suchen noch unsere Namen auf der liebevoll zum riesigen Istria300-Logo arrangiert Starterliste. Auf der Rückseite sind die drei Streckenführungen abgebildet. Ein älterer Herr im Tweed-Sakko folgt mit seinem Gehstock gerade etwas ungläubig der blauen Schleife des 300-km-Kurses, die sich imposant über die komplette Istrische Halbinsel legt. Auch die beiden leichteren Varianten über 235 und 155 Kilometer rufen eine gewisse Ehrfurcht hervor – vor allem, wenn man sie mit dem hügeligen Streckenprofil abgleicht.
Schon auf der kurzen Route, für die sich laut Vorjahres-Statistik rund 40 Prozent der Starter entscheiden, sind 2.200 Höhenmeter zu bewältigen. Ein Drittel wagt sich auf die Langdistanz – wer das Ziel nach 300 Kilometer tatsächlich erreicht, hat nicht weniger als 5.400 Höhenmeter in den Beinen. Anders als bei vergleichbaren Rundfahrten kann man bei der Istria300 noch während des Rennens entscheiden, welchen Kurs man in Angriff nimmt – wer die Maximalzeit überschreitet, wird aber vom „Besenwagerl“ aufgeklaubt. Mit gutem Grund: Im Dunkeln sollte niemand mehr durchs Land irren.
Wir vertagen die Entscheidung vorerst, auf welchem Weg wir am Renntag wieder in Porec ankommen wollen (denn das wollen wir unbedingt!) und schauen uns noch die bis zum Startbogen von schwarzen Reklametafeln eingezäunte Zielgerade an. Sieht aus, wie beim Giro oder der Tour de France – ein leichtes Kribbeln macht sich in der Magengegend breit.
Nicht Kribbeln, sondern ein leichtes Knurren in der Magengegend ist es wiederum, das uns zurück ins Hotel lockt – schließlich wollen wir das Dinner-Buffet nicht verpassen. Gespeist wird im Luna Beach-Restaurant mit Blick aufs nächtliche Meer. Unser Vorsatz, uns schon Tage vor dem Rennen zielgerichtet zu ernähren, wird vom Angebot böse ausgebremst: Von lokalen Schmankerln wie luftgetrocknetem Rohschinken und Trüffelkäse, über Tunfischsteak und Spareribs bis hin zu Eis und diversen Törtchenvariationen wird hier alles aufgeboten. Aus „hauptsächlich Kohlenhydrate und wenig Fett“ wird einmal alles und das mehrmals. Einen Hungerast werden wir zumindest bis zum Start wohl nicht erleiden.
Zwei Espresso vorm Schlafen
Auf das Tiramisu-Dessert verzichte ich – steht doch morgen für mich und eine Handvoll Presseleute eine ganz besondere Streckenbesichtigung auf dem Programm: Wir sollen mit Sonny Colbrelli schon mal rund 50 Kilometer anradeln – immerhin italienischer Straßenradmeister und 2021 Sieger des beinharten Renn-Klassikers Paris-Roubaix („Die Hölle des Nordens“). Unvergessen seine Zielankunft, bis zur Unkenntlichkeit mit Schlamm überzogen – einzig der aufgerissene Mund aus der grauen Silhouette aufleuchtend. Ihm ausgeschlafen gegenüberzutreten, ist sicher kein Fehler.
Nach dem Zähneputzen stehe ich vor der ersten echten Challenge des Rennwochenendes: Inbusschlüsseln, Reserveschlauch etc., beim Einpacken für die Istria300 habe ich wirklich an alles gedacht – nur meinen Kontaktlinsenbehälter habe ich vergessen! Da helfen fünf Sterne und loungige Live-Musik in der Lobby nichts – an einem Freitagabend um 22 Uhr 30 kann mir mit diesem Anliegen auch der Marea Suites-Rezeptionist nicht weiterhelfen.
Ich nehme kurzerhand zwei Espressotassen aus dem Kaffeeschrank, fülle sie zu einem Viertel mit Kochsalzlösung und lege meine Linsen ein. Sieht so weit gut aus – und die ersten beiden „Kurzen“ des nächsten Tages stehen schon griffbereit neben dem Waschbecken.
Endlich liege ich im Bett. Jetzt nur noch einschlafen! Zu oft hielt mich die Nervosität vor diversen Bike-Events selbst in den himmlischsten Hotelbetten die ganze Nacht wach.
Ja nicht an morgen denken, denke ich. Bald sehe ich Sonny Colbrellis Adern-durchzogene Bullen-Schenkel, wie sie mir davonstrampeln, sein matschbedecktes, tränenübergossenes Gesicht bei der Ankunft im Velodrom von Roubaix. Irgendwann döse ich weg.
Am nächsten Morgen lächelt mir Sonny entspannt und mit seinem Söhnchen an der Hand beim Crêpes-Buffet zu. Das diesjährige Istria300-Testimonial scheint ein netter Kerl zu sein. Vielleicht ist er aber auch nur im vertrauten Ambiente der Valamar-Hotels besonders entspannt – in denen war er als Bahrain-Mérida-Profi im Zuge von Trainings-Lagern schon mehrmals zu Gast, wie er auf der anschließenden Istria300-Pressekonferenz erzählt.
Sonny sitzt in einer langen Reihe von Vertretern der Polizei, des Tourismus, der Stadt etc. am Rednerpult. Hier begreift man erst, welchen Stellenwert das Event für die Region hat – und welchen organisatorischen Aufwand, vom Sperren der Straßen bis zur Verpflegung, es mit sich bringt. Co-Veranstalter und Event-Direktor Julius Rupitsch, ein Österreicher, betont, dass die Istria300 mit rund 1.500 Startern aus circa 25 Nationen schon im zweiten Jahr ihres Bestehens zu den schnellst wachsenden Rad-Events in ganz Europa zählt – 2023 rechnet er sogar mit 2.500 Teilnehmern. Längerfristig soll die Istria300 als Alternative zu Frühherbst-Klassikern wie der Toskana-Rundfahrt L’Eroica etabliert werden.
Julius Rupitsch geht es aber um mehr als das Rennen. Der junge Eventmanager, der selbst seit rund zehn Jahren zum Rennradfahren nach Istrien kommt, möchte die Region ins Rampenlicht stellen. Anders als Mallorca oder die italienische Adriaküste sei die Halbinsel noch nicht wirklich in den Fokus der Rennrad-Szene gerückt. Zu Unrecht. Mildes Klima, malerische Küstenorte und nicht zuletzt die Kulinarik sprächen für die Gegend – zudem ist Porec von Wien oder München aus in gerade mal fünf Auto-Stunden erreicht.
Sonny Colbrelli kann das nur bestätigen. Mit seinem Renn-Team hat der Ex-Profi schon viele Trainingskilometer auf der Halbinsel absolviert. Die Langdistanz will er morgen trotzdem nicht in Angriff nehmen – auf die entsprechende Frage schüttelt er nur grinsend den Kopf. Die Paris-Roubaix-Tortur in Ehren, aber 300 Kilometer durch Istrien an einem Tag: „No way!“
Diese Einstellung gibt zumindest ein wenig Hoffnung auf Gnade bei der folgenden Ausfahrt. Sie beginnt ohnehin sehr bequem im Bus, mit dem wir samt Bikes nach Oprtalj chauffiert werden. In der dortigen „Konoba“ – so nennt man in Kroatien einfache Wirtshäuser – soll die Istria300-Trüffelpasta verkostet werden.
Schon beim Blick aus dem Fenster ist gut zu erkennen, was Istrien zum idealen Terrain für Rennradler macht. Mehr oder weniger einsame Asphaltstraßen führen durch eine sanft hügelige Landschaft zu kleinen Dörfern mit Steinkirchen und fallen früher oder später wieder in Richtung Adriaküste ab. Auffallend das üppige Grün am Wegesrand und die rötliche Erde, in der oft lange Reihen aus Weinstöcken gedeihen. Der Eindruck „sanft hügelig“ entspringt natürlich nur dem Autositz und wird im Radsattel noch sanft relativiert werden müssen.
Hohe Berge sieht man nicht, allerdings wandelt sich das Terrain im Landesinneren zu einem Mittelgebirge mit teils spektakulären Felsformationen und der ein oder anderen stattlichen Erhebung. Dazu zählt definitiv auch jener langgezogene „Mugel“, auf dem Oprtalj liegt – das kleine Bergdorf mit fünf Kilometer langer Auffahrt gilt als „Bergwertung“ der Istria300. Neben mir sitzen Leute wie Ed Laverack, britischer Hill Climb-Champion und Marcus Leach, ein walisischer Gravelbiker auf Weltreise. Wir alle lauschen bedächtig, wie sich der Bus mit dröhnendem Motor die Serpentinen hochquält. „No worries, der Anstieg ist lang, aber man findet einen guten Flow“, beruhigt Matje vom Vordersitz aus. Als Local muss er das wohl wissen – ob man diesen Flow hier morgen nach mindestens 100 Kilometern in den Beinen auch noch findet, bleibt abzuwarten.
Trüffelpasta und Testosteron
Oben angekommen genießen wir die Aussicht auf das sonnengeflutete Hügelland mit dem berühmten Städtchen Motovun genau vis-à-vis – ein Bild, das nur noch von der langen Reihe unserer an die Dorf-Mauer gelehnter Velos getoppt werden kann. Vor allem das Holz-Rennrad des österreichischen Kollegen Christian Gemmato erntet interessierte Blicke.
Die brenzlichste Situation der Ausfahrt erleben wir ausgerechnet im idyllischen Gastgarten der Konoba Oprtalj – als uns nämlich beim Warten aufs Essen plötzlich Kastanien auf die Teller fallen. Eine Helmpflicht wäre hier durchaus angebracht.
Die Trüffelpasta lassen wir uns dann umso mehr schmecken. Morgen kommen dann alle Istria300-Athleten, die es den Berg hinaufschaffen, in den Genuss dieser kohlenhydratreichen Delikatesse, wenn auch auf Papptellern – eine gelungene Idee der Veranstalter. Tatsächlich finden die edlen Knollen aus dem nördlichen Istrien in den besten Restaurants der Welt Verwendung – in ihrer Herkunftsregion werden sie auch in einfachen Gaststätten gerne über die Gerichte gehobelt. Der Herbst ist Trüffelzeit, in Orten wie Buzet und Motovun finden im Oktober regelrechte „Trüffelfeste“ statt.
Irgendwann ist aber genug geschlemmt und wir wollen endlich in die Pedale treten! Die geplante Route zurück nach Porec wird kurzerhand mit ein paar Bergwertungen angereichert – schließlich fährt man nicht täglich mit einem Rennrad-Star wie Sonny Colbrelli aus. Freilich wollen wir die Strecke höchstens im Regenerations-Modus zurücklegen, morgen muss ja noch ein Rennen bestritten werden. Ed checkt auf Strava noch schnell das Schlüssel-Segment. Sieben Prozent steil. Zweitschnellster: Sloweniens Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar. Na dann kann’s ja los gehen!
Es kommt, wie es kommen musste, wenn man ein Dutzend Rad-Freaks mit dem „Maistro“ radeln lässt: Statt Ruhepuls steht ein beinhartes Ausscheidungsrennen auf dem Programm. „Bergauf hatte ich Maximalpuls, perfektes Warm-up für morgen“, scherzt Kollege Christian bei einer kurzen Verschnaufpause. Eine ideale Renn-Vorbereitung sieht vermutlich anders aus – dafür ergeben sich beim rasanten Rollen durch Istriens Hinterland auch immer wieder Gelegenheiten zum Fachsimpeln und Plaudern.
Auf dem Zielgelände in Porec sind die Beine ordentlich leer, aber alle Beteiligten glücklich – erst recht beim Gruppen-Foto mit Sonny. Es bleiben ja noch gut zwölf Stunden zum Regenerieren.
Samstag, 4 Uhr 50
Der Wecker läutet – und verkündet bereits die beste Nachricht des Tages: Ich konnte drei bis vier Stunden schlafen. Genug, um jede Herausforderung der Welt anzunehmen!
Beim Aufziehen der Balkongardine ist schon alles vorbereitet: Wir haben gestern Abend die Startnummern mit Sicherheitsnadeln ans Trikot geheftet (ich habe mich fürs neue Istria300-Outfit entschieden), die Bikes an Lenker und Sattel mit dem Starter-Namen versehen, die Isotone in die Trinkflaschen gefüllt und im „Roadbook“ nochmal grob die Strecke studiert. Unsere Strategie? „Einfach immer links halten!“, erinnert mich Robert ans Wesentliche. So verirrt man sich nicht unabsichtlich auf die beiden längeren Routen. Mittlerweile sind wir uns einig, dass wir uns bei unserem ersten Antritt mit der 155-km-Route begnügen. Er hat sich das Strecken-Profil klugerweise zuhause ausgedruckt und aufs Oberrohr geklebt. Ich habe darauf vergessen – stattdessen fotografiere ich sein Oberrohr ab und stelle das Bild einfach als Screensaver auf meinem Handy ein. Teamwork ist wichtig.
Wir gönnen uns noch ein schnelles Frühstück, das in den Valamar-Hotels am Renntag schon ab 4 Uhr 30 Uhr bereitsteht (die Austern lassen wir allerdings aus) – dann rollen durch die Dämmerung in Richtung Hafen.
Der Hafenbereich wimmelt schon von Radlern – wieder spät dran. Ein Austropop-Klassiker heizt der Menge ein, während wir im Getümmel mit sorgenvollem Blick auf die große Digitaluhr den Zugang zu unserem Startsegment suchen. Freddie Mercury erhöht nochmal die Schlagzahl – dann hallt schon die Stimme des Moderators aus den Boxen. „Alle klatschen in die Hände!“. Es ist an der Zeit, die Handys in die Trikottaschen zu verstauen, damit der Start möglichst sicher über die Bühne geht. Ein freundlicher Reminder, dass ein Radrennen niemals ganz ungefährlich ist und jeder Starter sein Risiko trägt.
Sonny steht ganz vorne an der Startline, neben mir bibbert ein Bursche in der Morgenfrische, als stünde ihm ein Kampf mit den Orks bevor. Die zierliche Frau im Istria300-Trikot hinter mir nimmt die letzten Minuten hingegen mit stoischer Ruhe hin – sie entpuppt sich bei einem kurzen Plausch als Vorjahrs-Zweite über die 300-Kilometer-Distanz. Auf der digitalen Anzeige schlagen die Sekunden bis punkt Sieben immer schneller um. Kurz vor dem Startschuss klatsche ich mit Robert nochmal ab.
Drei, zwei, eins… Los geht’s! Der Tross setzt sich behäbig in Bewegung. Auf dem ersten Kilometer ist das Rennen noch neutralisiert – die größte Challenge besteht darin, zwischen den abrupt abbremsenden Hinterrädern der Vorderleute und nervös vorbeidrängenden Sportskanonen nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Nach zwei, drei Kreisverkehren löst sich schließlich der Knoten und wir ziehen mit fast 50 Stundenkilometern über die Bundesstraße hinaus aus Porec Richtung Süden.
Schnell wird klar: Der Speed zu Beginn ist gnadenlos hoch. Mit den schweren Beinen vom Vortag ergibt das eine recht unharmonische Gemengelage. Zum Nachdenken fehlt aber die Zeit – jetzt heißt es einfach Reintreten!
Ich hänge mich an Gruppen, lasse sie resignierend ziehen, kämpfe mich mit brennenden Schenkeln an andere heran, halte den Speed. Der Puls ist nach fünf Kilometern im dunkelgelben Bereich – wie lange das wohl gut geht? Ich nehme wieder etwas raus, rufe mir in Erinnerung, dass die Kraft heute für 150 weitere Kilometer reichen muss – eine Distanz, die ich erst einmal im Leben am Stück gefahren bin.
Im Sog der Schönheit
Irgendwann hat man dann doch den Rhythmus gefunden. Wie betäubt von der Schönheit des anbrechenden Tages gleitet man auf diesen Kilometern über den Asphalt. Auf dem taufeuchten Feld neben der Fahrbahn liegen zarte Nebelschwaden, als wollte sich die Nacht noch nicht endgültig von ihrem Schlaflager lösen. Auch der Geist ringt noch mit der Entscheidung, ob er dem Körper diese tagesfüllende Tortur auch wirklich antun soll. Noch könnte man einfach Absteigen und ein Wehwehchen vortäuschen. Noch könnte man nach Porec umkehren und es sich im Luxushotel gemütlich machen. Zu schön glüht jetzt aber der Himmel in Orange bis Dottergelb. Zu sehr ist man schon in diesem Sog gefangen, der einen mit den ersten Sonnenstrahlen im Gesicht durch kleine Haine und wuchernde Böschungen zieht. Auf einer abschüssigen Geraden steht schließlich ein goldener Ball über dem dichten Grün der umliegenden Wälder.
Die erste echte Abfahrt kommt recht unvermittelt – und präsentiert sich umso epischer: Wir lassen uns zwischen rostigen Leitplanken die Serpentinen nach Kanfanar runter. Man weiß nicht genau, ob man den Blick auf das Ruinendorf Dvigrad richten soll, das sich unter uns ungemein schön aus einem Meer aus Baumkronen erhebt, oder doch lieber auf das steile, von reifendicken Spalten überzogene Asphaltband. Die Bremsen – und die eigene Bremstechnik – werden hier jedenfalls einem ersten, durchwegs halsbrecherischen Test unterzogen.
Der Gegenanstieg überrascht mich wie die gefühlt dreihundert folgenden an diesem Tag. Istrien ist ein ständiges Auf und Ab: Meinen Jan-Ullrich-Gedächtnis-Fahrstil – eine möglichst hohe Übersetzung wegdrücken – habe ich bergauf längst dem kleinen Kettenblatt geopfert, anders komme ich heute nicht ans Ziel. Robert – von der Statur her eher äthiopischer Langstreckenläufer – muss ich zugunsten meines eigenen Rhythmus‘ somit zwischenzeitig ziehen lassen.
Die erste Labestation nach über 40 km erreiche ich mal souverän. Eine gute Gelegenheit zum Pinkeln und um sich die Armlinge abzustreifen. Der Wind, der in dieser Gegend an manchen Tagen recht stürmisch ausfallen und sich gar zur berüchtigten „Bora“ steigern kann, spielt heute zum Glück keine Rolle.
An den Ausgabetischen herrscht reger Andrang – im Gewurrl aus zugreifenden Händen und im Weg stehenden Lenkern kümmern sich die freiwilligen Helfer geduldig um ausreichend Nachschub. Praktisch: Die leere Istria-300-Trinkflasche kann man einfach gegen eine volle austauschen. Ich werfe mir zwei Becher Iso-Getränk, ein Gel und zwei Bananen-Hälften ein, blinzle noch kurz in die Sonne, während Robert schon wieder am imaginären Gasgriff dreht – dann kann’s weitergehen.
Gemeinsam statt einsam
Die kommenden rund 35 Kilometer führen erfreulicherweise über ein relativ flaches Plateau. Gelegenheit, die dünn besiedelte Landschaft zu genießen und im schon recht langgezogenen Fahrerfeld wieder eine geeignete Gruppe zu finden. Immer wieder erstaunlich, um wieviel leichter und schneller es sich im Pulk fährt – die Mühe, eine Lücke zu schließen, lohnt sich fast immer! Und die Auswahl an Mitstreitern ist groß: von ganzen Rad-Club-Runden bis zu einsamen Exoten in ausgefallenen Outfits. Kleine Landesflaggen neben der Sattel-Startnummer geben Auskunft über die Herkunft, wobei man neben jenen aus Österreich besonders oft Teilnehmer*innen aus Kroatien, Slowenien und Deutschland antrifft. Schön zu sehen, dass weder das Land noch das äußere Erscheinungsbild etwas über die Fitness aussagen. Nicht einmal muss ich eindeutig fülligeren bzw. betagteren Herren oder zierlichen Damen den Vortritt überlassen.
Die nächste Schlüsselstelle ist kein Anstieg, sondern die Weggabelung bei Balici – nur nicht falsch abbiegen! Wie alle Richtungspunkte ist sie aber bestens mit Signalfarben ausgeschildert. Wer sich hier auf die 230 km-Strecke begibt, ist entweder topfit oder betreibt Realitätsverweigerung.
An der nächsten Labestation ist das Radler-Menü um einige Schmankerl erweitert. Ich schlinge binnen fünf Minuten Gel, Riegel, Schinken-Sandwich und ein gekochtes Ei runter. Robert findet das etwas übertrieben – ich hingegen habe stets den Aufstieg nach Oprtalj in rund 30 Kilometern vor Augen. Besonders freue ich mich über die bereitgestellten Magnesium-Sticks – immer wieder erwiesen sich bei mir ab rund 80 Kilometern Krämpfe in den Beinen als Spielverderber bei Rad-Rundfahrten. Ich werfe mir also zwei ein.
Turbo mit Foto-Stopp
Eiweiß-gestärkt ziehe ich plötzlich davon wie eine Lokomotive. Es sind diese Zwischenhochs inmitten zahlreicher Durchhänger, die einen Rad-Marathon unvergessen machen.
Nur, um ihr ein Kompliment für ihr kunterbuntes Trikot zu machen, hole ich eine flotte Dame mit langem Flechtzopf ein. Auch auf der langen Abfahrt Richtung Pazin bleibt der Renn-Modus an – wie im Rausch rolle ich an der Spitze einer Gruppe durch allerlei Serpentinen und durchs Stadtgebiet. Ein geiles Gefühl – aber auch etwas leichtsinnig… später wird sich herausstellen, dass sich ein Journalisten-Kollege genau hier auf feuchter Fahrbahn das Schlüsselbein gebrochen hat.
Die sehenswerte, 120 Meter tiefe Fojba-Schlucht bei Pazin ist uns einen kurzen Foto-Stopp wert, die paar Sekunden werden wir in der Endplatzierung verkraften. Sie erinnert uns auch daran, dass wir nun ins Mittelgebirge Istriens vordringen: ein Terrain, das von schroffen Felsen, Höhlen und eben – mittleren Bergen charakterisiert ist. Ein aussichtsreicher Anstieg in Richtung Karojba stellt die knackig-kurze Auffahrt nach Motovun fast in den Schatten. Für das berühmte Mittelalter-Städtchen, das auf einem steilen Hügel hoch über dem Mirna-Tal thront, haben wir nur kurz Augen. Die Konzentration gilt hier ganz der rasanten, kurvenreichen Abfahrt – und dem, was danach kommt…
Wir sind bei Kilometer 95 und rollen wie Opfertiere auf dem Weg zum Altar an Power-Gels nuckelnd über die endlos lange Gerade, an deren Ende sich jener ausladende Berg aufbaut, der so gar nicht zu den umliegenden Hügeln passen will. Ich denke an das gequälte Dröhnen, mit dem sich unser Bus tags davor nach Oprtalj hochgeschleppt hat. Es nutzt nichts, hier muss man drüber. Immerhin wartet oben Trüffelpasta – und die Gewissheit, dass das Schlimmste des Tages überstanden ist.
Ein Berg zwischen Hügeln
Ich verabschiede mich von Robert, der oben an der Labestation auf mich warten wird, und trete einfach drauf los. Tatsächlich lassen es die langgezogenen, in einen Wald eintauchenden Serpentinen trotz der holprigen Fahrbahn zu, einen Rhythmus zu finden. Und siehe da: Ich ziehe vorbei an einsamen Kämpfern und Amazonen mit hängenden Köpfen – werde aber auch immer wieder selbst von Sportskanonen überholt, die scheinbar mühelos und mit doppelter Geschwindigkeit an mir vorbeifliegen. Das ist ähnlich motivierend wie jenes Rentner-Pärchen, das mich auf seinen E-Cruisern fröhlich strampelnd stehen lässt – vermutlich ohne jemals etwas von der Istria300 gehört zu haben.
Die Ankunft in Oprtalj fühlt sich dann schon wie eine vorzeitige Zieldurchfahrt an. Ziemlich genau 100 Kilometer sind am „Dach“ der 155km-Route absolviert – laut dem Streckenprofil steht uns ab hier im Grunde nur noch ein stetiges Hinabrollen bis ins Ziel in Porec bevor. Verständlich, dass an der Labestation eine schon recht ausgelassene Stimmung zwischen Small Talk und Spaghetti herrscht.
Ich verdrücke meine (heute wirklich) verdiente Pappschalen-Trüffelpasta mit Blick auf das Mirna-Tal und Motovun, an diesem Panorama kann man sich gar nicht sattsehen.
Die kommenden 25 Kilometer sind tatsächlich eine Belohnung für die bisherige Schinderei. Die Hügellandschaf des nördlichen Istriens rund um Buje erzeugt in ihrem ständigen Auf und Ab eine beinahe meditative Sogwirkung. Auf ewig langen Geraden reicht der Speed stets aus, um den Gegenanstieg ohne große Mühe wegzudrücken. Ein Gefühl, fast wie Fliegen.
Bei Kastel taucht plötzlich wie aus dem Nichts das Meer am Horizont auf – hier ist es amtlich: Die Schleife schließt sich allmählich. Die Beine halten heute durch und machen keine Anstalten zu verkrampfen.
Ein (fast) gelaufenes Rennen
Ich hänge mir gedanklich schon die Finisher-Medaille um – da verbeißt sich ein fieser Anstieg in die Oberschenkel. Wie jetzt? Es sollte doch nur noch abwärts gehen. Uns dämmert, dass wir beim Studieren der Route etwas übersehen haben – oder schlicht nicht wahrhaben wollten: Die kleinen Zacken im letzten Drittel des Streckenprofils, die vor Ort dann gar nicht so klein sind.
Kurz vor Brtonigla, bei circa 125 km, geht es los mit den unerwarteten Anstiegen. Dann zieht sich der Kurs – zum Teil neben der Autobahn – immer noch wellig ewig lang an der Küste entlang. Selbst die Fahrt über den spektakulären Antenal-Damm lässt nicht so recht Freude aufkommen. Oder sagen wir: nur kurz, denn gleich dahinter tauchen wir in ein kleines Wäldchen samt giftigem Anstieg ein.
Erste Reaktion: Kein Bock mehr! Hier denke ich tatsächlich zum ersten Mal ans Absteigen. Es sind all die schmerzverzerrten, aber fest entschlossenen Gesichter von unterwegs, die mich davon abhalten. Und der Gedanke, dass mich nur noch wenige Kilometer von der wahren Behauptung trennen, mit dem Rad an einem Tag durch ganz Istrien gefahren zu sein.
Das Ortsschild von Porec wirkt fast zu mickrig für den großen Moment. Doch spätestens beim Einbiegen in die von Reklameplanen gesäumte Zielgerade kommt die feierliche Stimmung auf, die er sich verdient. Ich verzichte gnädiger Weise darauf, Robert niederzusprinten und willige seinem Vorschag ein, uns beim Rollen über die Ziellinie die Hände zu reichen. Ohne ihn hätte ich sie heute vielleicht gar nicht gesehen. Nach etwas mehr als 7 Stunden. Kurz dahinter bekommen wir schon die Istria300-Medaille in die Hand gedrückt. Die Emotionen können mit der Geschwindigkeit des Protokolls nicht mithalten.
Erst beim ersten Bier auf der Piermauer löst sich alles in ein wohliges Ganzes auf: der lange Tag, die müden Beine, das Zweifeln und das Herzrasen… Jetzt macht alles Sinn. Der gesamte Zielbereich ist voller glücklicher Radler. Sie sitzen in Grüppchen, in den umliegenden Gastgärten oder am Boden, und tauschen Erfahrungen aus. Man sieht lachende Gesichter, abgekämpfte Gesichter und Gesichter, die einfach nur in die Istrische Sonne blinzeln.
Viele sind lange vor uns im Ziel gewesen, darunter Sonny Colbrelli, der über die 155 km in 4 h 15 min starker Siebenter wurde. Es dauert nicht lange (wir sitzen da gerade im Pasta-Zelt) bis auch die ersten 300er ins Ziel sprinten – einfach unglaublich.
Doch alle, die hier vor Stunden gestartet sind, dürfen sich als Sieger fühlen, auch wenn sie abends nicht auf der kleinen Bühne stehen, wo die jeweils zehn Besten jeder Kategorie prämiert werden. Jeder und jede hat sein oder ihr eigenes Rennen bestritten. Noch wichtiger: seine oder ihre eigene Geschichte erradelt. Eine Geschichte, die sich mit großer Wahrscheinlichkeit von dieser hier unterscheidet. Im Oktober 2023 gibt es die nächste Gelegenheit, einzigartige Geschichten zu schreiben.
Ein letzter Ausblick
Am nächsten Morgen, es ist der Abreisetag, sind die Emotionen dem Staunen gewichen, mit wieviel Akribie das Rennen organisiert und von so vielen Freiwilligen unterstützt wurde. Auch der Erleichterung, dass man nicht zu jenen vierzehn Gestürzten gehört, die laut Veranstalter Rupitsch versorgt werden mussten.
Und dennoch – schon beginnt es im Kopf zu rattern: Mit etwas mehr Biss hätte man auch eine Stunde schneller fahren können. Mit einem passenden Trainingsplan scheinen auch die 230 Kilometer nicht ganz außer Reichweite. Nächstes Jahr…
Auf dem Heimweg bleiben wir noch in Motovun stehen. Das autofreie, auf seinem Hügel thronende Städtchen, an dem wir tags zuvor vorbeigerauscht sind, muss man in Istrien fast besichtigt haben – zudem kann man sich dort mit allerlei Mitbringsel eindecken.
Wir stehen an der Festungsmauer und sehen über das weite Mirna-Tal: Mein Blick schweift über die Hügel, Bergrücken und Felsen, zwischen denen sich die Straße windet. Dann schließe ich die Augen. Ich sehe vorbeirauschende Leitplanken, rotierende Speichen, kämpferische Gesichter und wehende Zöpfe. Schon jetzt vermisse ich diesen Rausch – und denke mir doch, wie schön es wäre, diese Landschaft auch ganz ohne Rennen auf dem Rad zu erkunden.
Die Kosten für die Hotelübernachtung wurden vom Veranstalter übernommen – vielen Dank für die Einladung.
Infos und Adressen: Rennradfahren in Istrien
Istria300
Die dritte Auflage der Istria300 findet am 7. Oktober 2023 statt. Infos und Anmeldung unter: www.istria300.com
Teilnehmer, die sich noch im Dezember 2022 anmelden, profitieren von einer vergünstigten Startgebühr (90 Euro). Die Anzahl der Startplätze ist limitiert – bisher haben sich schon rund 1.500 Starter und Starterinnen registriert.
Externer Inhalt
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Anreise
Kroatien tritt mit Jänner 2023 dem Schengen-Raum bei, womit die Grenzkontrollen entfallen. Wer noch 2022 nach Istrien reist, sollte unbedingt den Reisepass mitnehmen! Ein Personalausweis reicht nicht (der Autor spricht aus eigener Erfahrung).
In Slowenien gilt Vignetten-Pflicht auf den Autobahnen (auch online zu erwerben), in Kroatien gibt es ein Maut-System (Kleingeld bereithalten).
Übernachten
Wenn der Arm des Hoteldirektors in einer Gipsschiene hängt, weiß man, dass die Bezeichnung „Fahrrad-begeisterte“ Unterkunft kein leeres Versprechen ist. In den Marea Suites, wie auch den anderen drei Valamar-Häusern in Porec, ist die Mitnahme der Bikes aufs Zimmer gestattet. Teilweise gibt es Bike-Service- und Radwasch-Stationen. Eine ideale Base, um die markierten Rennrad-Routen Istriens zu erkunden. Teilnehmer der Istria300 erhalten über einen Aktionscode 20 Prozent Rabatt auf die Hotelbuchung.
Die Marea Suites überzeugen mit geräumigen Zimmern samt Balkon bzw. einem direkt am Zimmer vorbeiführenden Pool (Erdgeschoss), Infinity-Pool und eigenem Sandstrand. Das Hotel ist nicht nur besonders Radler- sondern auch Familien-freundlich: Es gibt große Spielzonen in der Lobby und im Außenbereich sowie einen beeindruckenden Games-Keller.
Gegessen wird im Luna Beach-Restaurant mit Blick aufs Meer. Das dortige Buffet lässt keine Wünsche offen – neben solider Kost (Spareribs, Rostbraten, Pizza etc.) findet man viele regionale Spezialitäten (Trüffelkäse, Rohschinken) und Exklusives (Austern).
Tipps fürs Rennen
Die Straßen Istriens variieren zwischen Genuss und Rumpelpiste. Während weite Strecken gut asphaltiert sind, ruckelt man auch immer wieder über Schlaglöcher, tiefe Risse und sogar Bauschutt. Wer vorhat, bis zu 300 Kilometer über die Halbinsel zu fahren, sollte davor besser neue Reifen aufziehen. Keinesfalls sollte man mit sehr abgenutzten Pneus an den Start gehen.
Es empfiehlt sich, das Streckenprofil mit eingezeichneten Verpflegungsstationen kleinformatig auszudrucken und aufs Oberrohr zu kleben (oder als Screensaver im Handy einzustellen). Das schafft Orientierung während des langen Rennens.
Das Mitführen einer zweiten Trinkflasche hat sich als unnötig erwiesen – man kann an den Verpflegungsstationen die Flasche wieder auffüllen lassen oder einfach gegen eine volle tauschen.
Ab Oprtalj scheint das Streckenprofil nur noch stetig bergab ins Ziel auszulaufen, doch das täuscht! Auf die vielen kleinen, aber kräftezehrenden Anstiege sollte man sich besser vorab einstellen.
Ausflüge, Essen und Einkaufen
Motovun: Die berühmte, auf einem 280 m hohen Hügel über dem Mirna-Tal liegende Stadt darf nicht mit dem Auto befahren werden, sehr wohl aber mit dem Rennrad! Allerdings geht es über teils abenteuerliches Kopfsteinpflaster ordentlich steil bergauf. Oben wird man mit einer grandiosen Aussicht über das Mirna-Tal belohnt – auch von so mancher Terrasse der zahlreichen Cafés und Lokale. Im Aura-Shop kann man sich mit allen erdenklichen Delikatessen der Region eindecken – von Trüffelöl über Feigenkonfitüre bis zu Lavendel-Schokolade.
Oprtalj: Das Berg-Städtchen ist allein für seine spektakuläre Aussicht auf das Umland einen Besuch wert. In der Konoba Oprtalj wird zudem neben herzhafter Hausmannskost (Grill-Koteletts etc.) eine hervorragende Trüffelpasta serviert. Die wird während des Rennens auch als offizielle Istria300-Pasta an der Verpflegungsstation ausgegeben - stilvoller als auf dem Pappteller speist man die Delikatesse aber wie die Locals unter dem mächtigen Kastanienbaum des Gastgartens.
Trüffelfeste: Herbst ist Trüffelzeit in Istrien. Vor allem in den nördlichen Städten wie Motovun, Buzet oder Livade finden von Ende September bis Anfang November zahlreiche „Trüffel-Tage“, Verkostungen und ähnliche Veranstaltungen im Zeichen der edlen Knolle statt.
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