Mit dem Rad durch Dänemark
Foto: Romina Bauer und Stefan Heikaus
In die Pedale treten und wildcampen: Romina Bauer und Stefan Heikaus aus dem Ruhrgebiet sind gerade mit ihren Fahrrädern auf Weltreise. Dänemark – das zweite Land, das sie durchquerten – hat es ihnen besonders angetan.
Text: Romina Bauer und Stefan Heikaus
Infos und Adressen
Anreise: Ganz unkompliziert von Schleswig-Holstein aus zu Fuß, mit dem Rad oder motorisiert über einen der vielen Grenzübergänge.
Beste Reisezeit: Dänemark ist vor allem von Frühjahr bis Spätsommer eine Reise wert, wenn die Temperaturen angenehm warm sind und das Meer zum Baden einlädt. Wem Wind und Wetter nichts ausmachen, der wird auch in der übrigen Zeit des Jahres seine Freunde haben. Wir haben das Land im Mai bereist.
Sehenswertes:
Die Bunker und Dünen an der Westküste Dänemarks rund um Søndervig.
Auf der Suche nach Elchen haben wir uns ins Naturschutzgebiet rund um Dokkedal begeben. Neben den großen Säugetieren, die man eher mit Norwegen in Verbindung bringt, laden Beobachtungshütten zum Bird Watching ein.
Gut zu wissen:
Campen: Die Shelter-App informiert über kostenfreie Flächen zum Zelten und überdachte Schlafgelegenheiten mitten in der Natur. Man kann auch noch nach weiteren Kriterien wie WC, Feuerstelle oder Wasseranschluss filtern. Sogar Reservieren ist gegen eine kleine Gebühr möglich. Allerdings ist eine Internetverbindung nötig. //shelterapp.dk/
Bezahlen: Die Dänen lieben mobiles bezahlen. Nicht nur Campingplätze, sondern auch Eier und Marmelade am Straßenrand werden über eine App namens MobilePay bezahlt.
Übernachten im Shelter
Die Welt zu entdecken war schon lange unser Traum. Aber eine Weltreise, ohne vorher Europa richtig erkundet zu haben? Das geht doch nicht! Daher machen wir uns zu Beginn unseres Velo-Abenteuers auf den Weg nach Skandinavien – Ziel: das Nordkap. Dabei lassen wir uns aber gebührend Zeit, denn auch in Deutschland gibt es einige Sehenswürdigkeiten, die wir noch nicht gemeinsam besucht haben. Sie werden auf der Route Richtung Dänemark angesteuert: der Nationalpark Harz zum Beispiel, das wunderschöne Städtchen Goslar, der Spreewald und die Ostsee, um nur einige zu nennen.
Gleich hinter Flensburg verläuft die Grenze und beginnt somit unsere Dänemark-Reise. Es ist Mai – die erste Nacht verbringen wir in einem großen, alten Buchenwald. In einem Kreis angeordnet, stehen vier niedrige Unterstände aus Holz, sogenannte „Shelter“. Sie haben eine große Liegefläche und bieten Platz für vier Isomatten. In der Mitte befindet sich eine Lagerfeuerstelle mit Grillrost, trockene Holzscheite für das Feuer sind auch vorhanden. Ein WC darf natürlich auch nicht fehlen – die winzige, dreieckige Hütte mit eingeschnitztem Herz in der Holztüre befindet sich einige Meter weiter. Es ist, wonach es aussieht: Ein Plumpsklo.
Mitten in der Nacht zieht ein Gewitter auf. Angespannt zählen wir nach jedem Blitz die Sekunden bis zum Donner. Nochmal Glück gehabt! In wenigen Kilometern Entfernung zieht die Unwetterfront schließlich an uns vorbei.
Nach dem Frühstück fahren wir los in Richtung Aabenraa. Die Landschaft hier im Süden Dänemarks ist hügelreich – an uns ziehen weite Felder mit Löwenzahnblüten und Schafherden vorbei. Die Radwege verlaufen auf äußerst gut asphaltierten Landstraßen und in jedem Dörfchen wehen uns die dänischen Wimpel entgegen.
Wattenmeer und Dünen
Die anfänglichen Hügel an der Ostseeküste haben wir inzwischen hinter uns gelassen. Wir kämpfen nun nur noch gegen den feinen dänischen Regen und Gegenwind.
Ein zehn Kilometer langer Damm führt uns über das Wattenmeer und vorbei an mit rosa Blüten gesprenkelten Salzwiesen zur Insel Rømø. Über unseren Köpfen jagen zwei Jets hinweg. In spektakulären Flugmanövern verschwinden sie in Richtung Norden. Wir fahren ihnen hinterher – am nördlichen Ende der kleinen Insel kommen wir an einem Trainingsgelände des Militärs an. Wir nutzen diese Gelegenheit für eine Pause und bestaunen mit anderen Schaulustigen an einem Ausguck die täglich stattfindenden Übungsflüge. Gegen Mittag ziehen die Jets ab und wir fahren auch weiter.
Auf der anderen Seite des Deichs gibt es eine Vielzahl von Wattvögeln zu entdecken. Ringelgänse schwimmen im seichten Wasser. Mantelmöwen sonnen sich auf dem Sandboden und einige Austernfischer jagen zwischen ihnen kleinen Insekten hinterher. Auch ein Seehund streckt kurz seine Schnauze aus dem Wasser, bevor er vor den wieder eintreffenden Militärflugzeugen Reißaus nimmt.
Nach Esberg, einer großen Hafenstadt, ändert sich die Landschaft und wir fahren nun entlang der Küste durch Heideflächen und sandige Kiefernwälder.
Das Gebiet rund um Vejers wird teilweise als Truppenübungsplatz genutzt. Panzer zerpflücken regelmäßig den Boden, doch dadurch entsteht ein einmaliger Lebensraum für einige seltene Pflanzenarten. Uns gefällt das Naturschutzgebiet sehr gut, genauso wie vielen Dänen, die hier ihre Sommerresidenzen haben. Die kleinen schwarzen Häuser mit Reetdach passen sich perfekt in die Dünenlandschaft ein – nur vereinzelte Dachspitzen und die gehissten Wimpel verraten, dass hier jemand wohnt. Zwischen den dichten Wäldern und Dünen gibt es immer wieder grüne Wiesen, auf denen Rotwild grast.
Am nächsten Tag folgen wir dem Eurovelo 12 weiter nach Søndervig. Ein endloses Gewirr aus Schlangenlinien, kurzen Anstiegen und ebenso kurzen Abfahrten führt uns an diesem Tag über halbwegs feste Sandwege zu den ersten Bunkern der dänischen Westküste. Wie gestrandete Wale verteilen sich die Betonklötze auf dem langen, breiten Sandstrand. Sie sind Überbleibsel des zweiten Weltkrieges und Teil des Atlantikwalls.
Frischer Fisch und Meeresblick
Die Bewohner von Thorsminden verbringen ihre Sonntage gern mit dem Fischen. Sie stehen in Reih und Glied im Hafen, alle haben eine Rute in der Hand, die Angelschnur gespickt mit fünf Haken. Wir verweilen hier eine Weile und schauen uns das Spektakel an. Einer nach dem anderen, von jung bis alt, holt gekonnt die Fische aus dem Wasser. An jedem Haken zappelt ein Hering. Unser Staunen bleibt nicht lange unbemerkt und bald bekommen wir von einer freundlichen Familie eine Tüte mit Heringen fürs Abendessen geschenkt.
Den Abend verbringen wir direkt am Meer. Einige Wohnmobile und Camper haben sich ihren Stellplatz in der ersten Reihe mit Blick aufs Wasser schon gesichert. Nachdem wir die frischen Fische entschuppt und ausgenommen haben, teilen wir uns das Lagerfeuer mit drei bärtigen Dänen. Bei einem Gläschen Portwein tauschen wir am Feuer spannende Geschichten aus, ehe der Regen uns in unsere Shelter treibt.
Die Region Midtjylland, im Zentrum des Landes, ist sehr abwechslungsreich und gilt als das grüne Herz Dänemarks. Auf flachen Feldern folgen steile Hügel, von denen aus man einen atemberaubenden Blick auf die riesigen, gelben Rapsfelder hat.
An der Westküste machen wir uns auf die Suche nach Elchen. In der Nähe von Dokkelda, im Gebiet Lille Vildmose, sollen sie nämlich in freier Natur leben. Das Tor zum Park zeigt einen riesigen Elch und der Boden ist durch breite Viehroste geteilt. Das weckt Erwartungen.
Im Reich der Elche
Am Toftesø, dem ersten großen See, den wir passieren, stehen schöne Picknickbänke, wo wir eine Mittagspause machen. Ein Paar interessante Vögel schwimmen und fliegen in der Zwischenzeit vorbei, darunter ein Schwarzhalstaucher. Ein Stück weiter gibt es eine große Beobachtungshütte mit informativen Abbildungen der hier lebenden Vögel. Die Ferngläser sind zu unserem Erstaunen sogar kostenlos nutzbar, man brauch keine Münze einwerfen. Elche können wir an diesem Tag aber keine finden.
Etwas weiter nördlich liegt das Örtchen Hals Havn. Wir setzten mit einer Fähre über. Die Fahrt dauert keine fünfzehn Minuten. Wir verbringen noch eine Weile am Hafen und bestaunen alte Fischerboote und die roten Hafenhäuschen, bevor wir weiter zum nächsten Shelter fahren. Dieser liegt nur wenige Meter hinter der Stadt, an einem Sportplatz und einer Schule. Neben zwei Pizzaöfen, großem Kochbereich und vier Nischen zum Schlafen gibt es sogar einen kleinen Streichelzoo.
Unseren letzten Abend in Dänemark verbringen wir etwa fünfzehn Kilometer vor Frederikshavn. Zwischen Dünen, Heide und Kiefernwald liegt eine auf Stelzen errichtete Hütte. Als wir abends in unseren Schlafsäcken liegen, gesellen sich zwei Rauchschwalben zu uns in den großen Shelter. Als wir morgens aufwachen, sind die beiden Vögel schon verschwunden.
Wir frühstücken hoch oben mit dem Blick auf die Heidefläche und das Meer, ehe wir uns auf den Weg zur Fähre Richtung Schweden machen. Schöner hätte der Abschied von Dänemark nicht sein können.
Über die Autoren:
Romina (35) und Stefan (37) kommen aus Essen im Ruhrgebiet. Als die Corona-Pandemie ihre Pläne vom Work-and-Holiday in Australien durchkreuzte, schwangen sie sich kurzerhand aufs Rad. Seit April 2021 sind beide mit dem Fahrrad und Zelt durch Europa unterwegs. Australien ist weiterhin das Ziel der zwei Reisenden.
Wer die beiden auf ihrer Reise um die Welt begleiten möchte, kann dies über Social Media oder ihre Homepage www.knufbergstravel.de tun.
- Berg & Freizeit
Estland: Tree Hugs im Lahemaa-Nationalpark
- Berg & Freizeit
Skuleskogen Nationalpark – Wandern an Schwedens Hoher Küste
- Berg & Freizeit
Vom Sande verweht: Dünenwandern vor der Küste Litauens
- Berg & Freizeit
Australien – in Crocodile Dundee`s Heimat
- Berg & Freizeit
Simon Messner: Wo geht die Reise hin?
- Berg & Freizeit
Einsteiger-Tipps fürs Schneeschuhwandern