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Foto: Simon Schöpf
Saubere Berge

Peter Habeler und die Achtsamkeit

• 22. Juni 2020
3 Min. Lesezeit
von Simon Schöpf

Wandern für eine gute Sache: Mit Extrembergsteiger Peter Habeler wandern wir für das Projekt „Saubere Berge“ auf den Salzburger Gamskarkogel. Die Achtsamkeit finden wir am Wegesrand.

Saubere Berge 2020: Mit Peter Habeler auf den Gamskarkogel (Gasteinertal, Salzburg)
Foto: Simon Schöpf
Immer ein Lächeln auf den Lippen: Alpinlegende Peter Habeler
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„Treffen sich zwei Yetis, sagt der eine: Ich habe den Reinhold Messner gesehen. Antwortet der andere: Wie, den gibt es wirklich?“

Lustig? Wenigstens ein bisschen, aber was hat das mit unserem Thema zu tun? Nicht so viel, aber sehr viel mit unserem Hauptcharakter: Peter Habeler. Die Alpinlegende ist schon seit mehr als 10 Jahren der Schirmherr des Projekts „Saubere Berge“, das jährlich in Kooperation mit dem Österreichischem Alpenverein und Almdudler stattfindet. Und den Reinhold Messner hat er im Gegensatz zu den Yetis schon oft gesehen, zum Beispiel 1978, als den beiden Extrembergsteigern die erste Besteigung des Mount Everest ohne künstlichen Sauerstoff gelang und die Seilschaft weltberühmt machte. Neben seinem Status als Alpinlegende ist Peter Habeler auch noch Bergführer und zwar einer mit beachtlichem Charme, weshalb er auch jede Verschnaufpause für – genau – einen Bergführerwitz nutzt.

Nicht, dass Peter trotz seiner bald 78 Jahre auf unserer Tour eine Verschnaufpause nötig hätte – knapp 1.000 Höhenmeter werden wir an diesem Tag zurücklegen. Gerade mal ein Aufwärmspaziergang für einen, der mit 75 noch durch die Eiger Nordwand stieg und in seiner Freizeit am liebsten Alpintouren bis zum siebten Grad klettert. Vielmehr dienen die Pausen dazu, auf die Gäste zu warten – und eben, um Witze zu erzählen, mit ganz viel natürlicher Begeisterung. 

Unterzeichnung des „Manifests der Sauberen Berge“ am Frauenkogel

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Bewährtes Projekt: „Saubere Berge“

Unterwegs sind wir aber eigentlich für eine ernste Sache: Bei dem Projekt „Saubere Berge“ geht es darum, Aufmerksamkeit für die Müll-Thematik im alpinen Umfeld zu schaffen. Ein gedankenlos weggeworfenes Taschentuch? Liegt je nach Höhenlage bis zu fünf Jahre am Berg rum. Die Bananenschale? Verrottet doch sowieso? Dauert aber bis zu drei Jahre und ist nicht gerade hübsch anzusehen. Aber viel mehr noch, weiß die mitwandernde Vizepräsidentin des Alpenvereins Ingrid Hayek, „ist Müll wie Corona: Unsichtbar. Die Schadstoffe, die wir schon bei der Anreise zum Ausgangspunkt aus unserem Auspuff schleudern, verpesten die Luft. Auch das ist Müll.“ Matthias Jurek, der für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) mitwandert, betont: „Für UNEP ist das Thema sanfter Tourismus bzw. Müllvermeidung im Zuge der Covid-19-Diskussionen sehr wichtig, wobei es voranging um ein ‚building back better‘ geht. Es ist wichtig, dass wir bei der ‚Rückkehr‘ nach der Corona-Krise nicht wieder in die alten Muster verfallen und Themen wie Müllvermeidung – auch in den Bergen – weiterhin wichtig genommen werden, genauso wie auch die Klimakrise.“

Die knapp 1.000 Höhenmeter führen uns dieses Jahr durch den lichten Wald und über die elegant geschwungene Gratrücken des Gasteinertals in Salzburg bis auf den Frauenkogel (2.424 m) mit seinem imposanten Gipfelkreuz. Ein perfekter Platz für den zeremoniellen Höhepunkt des Tages: Die Unterzeichnung des „Manifests der Sauberen Berge“, welches die Initiative für ein weiteres Jahr sichert. Die mystische Nebelstimmung tut ihr übriges. 

Auf der Gamskarkogelhütte

Philosophieren auf der Gamskarkogelhütte

Aber auch eine Wanderung für die gute Sache macht hungrig. Vom Frauenkogel geht es deshalb über den imposanten Grat und den letzten Altschneefeldern vorbei – links Winter, rechts Sommer – weiter auf den Gamskarkogel (2.467 m), den höchsten Grasberg Europas, wie die Gasteiner gern behaupten. Dort erwartet uns schon die frisch eingezogene Hüttenwirtin Vroni mit ihrem breiten Lächeln, vor zwei Wochen hat sie die Hütte frisch übernommen. Ihr Linsencurry schmeckt aber so, als ob sie schon seit ewigen Zeiten hier oben wäre, köstlich. Und die Erzherzog-Johann-Stube schaut immer noch so aus, wie sie es wohl schon vor hundert Jahren tat: „Bärig, so g’fällt ma das, genau so waren die alten Hütten auch. Die vielen Holzbaken, der Kachelofen, urig is‘ da!“, schwärmt Peter.

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So eine Stube mit Tradition ist auch ein guter Platz zum Philosophieren: „Mein liebstes Wort zu der Sache ist: Achtsamkeit. Einfach ein bisserl das Hirn benutzen, einfach ein bisserl überlegen, des wär‘ gar nicht so schwer! Nicht nur nichts wegschmeißen, sondern erst gar nichts unnötiges mitnehmen ist das Motto. Achtsamkeit ist auch eine Reduktion auf das Wesentliche. In der Einfachheit liegt viel Kraft, so wie in dieser Stube.“ Und Ingrid Hayek vom Alpenverein ergänzt: „Oft ist es gar nicht die Unachtsamkeit, sondern ein Unwissen. Wenn man zum Beispiel eine Banane wegschmeißt, könnte man denken, das sei ja eh ökologisch – aber am Berg haben wir aber ein anderes Klima als im Regenwald, die Verrottung dauert ungleich länger!“

Und dann serviert Vroni schon die Nachspeise, saftigen Marillenkuchen. Und Peter setzt schon wieder an: „Liegen zwei Frauen und ein Bergführer im Matratzenlager …“

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