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Wandern im Nationalpark Torres del Paine in Chile

Reise

4 Min.

25.01.2021

Foto: Cascada Expediciones

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von Gerald Valentin

Traum-Ziel Nationalpark Torres del Paine: Gerald Valentin hat den patagonischen Süden besucht und wandelte zwischen bizarren Felstürmen, kalbenden Gletschern und tosenden Wasserfällen.

Die drei Granitnadeln der Torres del Paine („Türme des blauen Himmels“) sind das Wahrzeichen des gleichnamigen Nationalparks – und das völlig zu Recht. Erhaben ragen sie vor einem in den Himmel auf. Sie entstanden vor mehr als zehn Millionen Jahren, als flüssiges Magma aus dem Bauch der Erde nach oben drang und dort zu schwarzem Schiefergestein abkühlte. Nach ihrer Erosion durch eiszeitliche Gletscher treten diese Gesteine heute in faszinierender Gestalt zu Tage. Das einstige Magma findet sich im hellen Granit wieder während der Schiefer als dunkle Kappe die Gipfel abdeckt.


„O“ oder „W“ – die Qual der Wahl

„Dieser Granit zählt zum Besten was unsere Erde für Kletterer zu bieten hat“ schwärmt Franco, der im Nationalpark als Führer arbeitet. In der Hauptsaison bleibt jedoch wenig Zeit für den steilen Fels. Dann ist Franco auf den Wanderwegen unterwegs. Seine liebste Route ist das „O“, bei dem der Gebirgsstock der Torres del Paine umrundet wird. 130 km Länge und 4.500 Höhenmeter in acht Tagen. Das tagelange Wandern auf einsamen Pfaden fernab der Zivilisation hat aber auch seinen Preis. Verpflegung, Schlafsack und Zelt müssen selbst getragen werden und sorgen für einen entsprechend schweren Rucksack.

Doch es geht auch einfacher. Beim sogenannten „W“ wird nur der südliche Teil des Rundweges begangen. Ihren Namen verdankt diese Wanderung, die durch drei Täler führt, der Form ihres Verlaufs. Beim „W“ werden die 70 km lange Strecke und 2.500 Höhenmeter in vier Tagen überwunden. Auch hier ist ein großer Rucksack angesagt, außer man gönnt sich die Teilnahme an einer geführten Wanderung mit Vollpension.


Hart oder komfortabel

Keine Lust auf Übernachten im Zelt und auf harter Iso-Matte? Für Hedonisten gibt es im Nationalpark auch einige Hotels zur Auswahl. Ein paar von ihnen zählen zu den exklusivsten der Welt, sind manchmal schon Jahre im Voraus ausgebucht und beeindrucken mit Preisen jenseits von 1.000 € pro Nacht. Wer auf Komfort und Nachhaltigkeit setzt ist im EcoCamp gut aufgehoben. Diese Unterkünfte ermöglichen es auch Bettschläfern das wilde „W“ zu wandern und damit die landschaftlichen Highlights der Torres del Paine auf drei Tagesetappen bestaunen zu können.

In der Sprache der indigenen Bevölkerung (Tehuelche-Indianer) bedeuten die Torres del Paine soviel wie „Türme unter blauem Himmel“. Um die Wahrzeichen und Namensgeber des Nationalparks ganz aus der Nähe kennenzulernen bedarf es jedoch einiger Ausdauer. Um zum Aussichtspunkt Mirador Torres del Paine zu gelangen geht es vom Tal aus über Wiesen und durch lichte Wälder gemütlich aufwärts. Nach zwei Stunden wird der Weg immer steiler und Geröll erschwert das Fortkommen. Nach drei bis vier Stunden und 1.200 Höhenmetern ist es geschafft. Am höchsten Punkt der Moräne angelangt öffnet sich die Aussicht auf einen grünen Gletschersee mit zahlreichen Wasserfällen. Der Talkessel wird von bizarren Granitnadeln umrahmt, die fast an der Dreitausend-Meter-Höhenmarke kratzen.


Schwere und einfache Wanderungen

Auf der Wanderung in das Valle Francés geht es etwas gemütlicher zur Sache. Eine Fähre bringt die Wanderer über den Lago Pehoé zum Refugio Paine Grande. Von dort führt der Weg in kurzweiligem Auf und Ab zum Camp Italiano, das man nach zwei Stunden erreicht. Direkt beim Camp zweigt der Weg nach Norden in das Valle Francés ab, das im Westen durch den Cumbre Paine Grande – mit 3.050 m die höchsten Erhebung des Gebirgsstockes – begrenzt wird. Nach zwei Stunden ist der Mirador Francés erreicht, von wo sich ein überwältigender Ausblick auf die wuchtigen Zeugen Millionen Jahre alter geologischer Prozesse bietet.

Auf der Wanderung zum Glaciar Grey kann man die Kräfte der Natur, für die Patagonien ebenfalls berühmt ist, ganz unmittelbar erleben. An der Westseite der Torres del Paine ist man Stürmen und Schauern, die vom Pazifischen Ozean über das Patagonische Inlandseis fegen, besonders ausgesetzt. Böen von über 100 km/h sind keine Seltenheit und zwingen sogar kräftige Burschen in die Knie. Auch kommt es immer wieder vor, dass wegen der Wetterkapriolen der Fährverkehr am Lago Grey eingestellt wird oder Wanderwege gesperrt werden.

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Stürme und kalbende Gletscher

Um zum Glaciar Grey zu gelangen empfiehlt sich eine Bootsfahrt zum Refugio Grey. Alleine wegen der einzigartigen Sicht auf das in allen Blautönen schimmernde Eis und der Chance, ein Kalben des Gletschers miterleben zu dürfen, ist diese Fahrt ein absolutes „must“. Vom Refugio Grey führt der Weg Richtung Norden zum Paso John Gardner. Über die gesamte Strecke ergeben sich grandiose Ausblicke auf den Glaciar Grey sowie das Eisfeld des Campo de Hielo Sur.

Alleine diese Wanderung macht die Reise zu den Torres del Paine zu einem ganz besonderen Erlebnis. Unvergesslich bleiben das faszinierende Zusammenwirken von Fels, Eis und Wasser sowie das beeindruckende Kräftespiel der ungezähmten Natur.


Infos und Adressen: Nationalpark Torres del Paine, Chile

  • Anreise: Mit dem Flugzeug über Santiago de Chile nach Punta Arenas und mit dem Bus 5 Stunden in den Nationalpark Torres del Paine. Alternativ über Buenos Aires nach El Calafate und mit dem Bus zu den Torres del Paine.
  • Beste Reisezeit: Oktober bis Mai.
  • Unterkünfte: Im Nationalpark befinden sich mondäne Hotels, Schutzhütten und Campingplätze. Das EcoCamp bietet den Komfort eines Hotels und den jugendlichen Charme eines Zeltdorfes. 
  • Essen: Die Restaurants setzen auf internationale Gerichte. Es werden aber auch lokale Spezialitäten wie gegrilltes Rind und Lamm, Leckerbissen aus dem Meer und Rotwein made in Chile angeboten.
  • Landkarte: Beim Eingang in den Nationalpark erhält jeder Besucher eine Landkarte.
  • Weitere Informationen: www.torresdelpaine.com