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Winter-Auftakt

11 Tipps für die erste Skitour der Saison

• 7. November 2023
6 Min. Lesezeit

Der Winter steht vor der Tür und die erste Skitour rückt in greifbare Nähe. Wie wir alle wissen, ist Planung die halbe Miete. Damit zu Saisonstart wirklich alles so funktioniert, wie es soll, haben die Skitouren-Experten Riki Daurer und Stephan Mitter elf Tipps für einen problemlosen Saison-Auftakt.

Skitourengeher im Kühtai in Tirol
Foto: mauritius images / imageBROKER / Christian Vorhofer
Skitourengeher im Kühtai in Tirol
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1. VOR der Tour die Ausrüstung kontrollieren

„Es schneit!“ – Also: Runter in den Keller, die Ausrüstung herauskramen und los geht’s zur ersten Skitour. Am Ausgangspunkt herrscht dann oft Ernüchterung, weil das Fell nicht mehr hält, die Bindung nicht funktioniert, das Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) keine Batterien hat oder ein Ausrüstungsteil fehlt. Um solchen Enttäuschungen vorzubeugen, solltet ihr vor der ersten Skitour die gesamte Ausrüstung kontrollieren.

Dabei gilt es, besonderes Augenmerk auf die Funktionstüchtigkeit des LVS-Geräts, die Klebekraft der Felle, die richtige Einstellung (und Wartung) der Tourenbindung, die Schnallen der Skischuhe und die Verstellfunktion der Teleskopstöcke zu legen. Für viele Ausrüstungsteile wie Bindung oder Steigfelle gibt es auch Videos zur richtigen Pflege und Wartung. Manche Ausrüstungsteile wie LVS-Geräte oder Airbag-Systeme könnt ihr im Fachhandel elektronisch überprüfen bzw. dort updaten lassen. Wichtig ist auch zu recherchieren, ob eure Ausrüstungsgegenstände von Rückruf- oder Einsendeaufforderung betroffen sind.

  • Wenn eure Skitourenausrüstung nicht vollständig ist oder nur mangelhaft funktioniert, solltet ihr die erste Skitour der Saison im Zweifelsfall verschieben. Es empfiehlt sich, die Ausrüstung zuerst zu vervollständigen bzw. zu warten und erst im Anschluss Richtung Berge zu starten. Denn wie immer gilt: Vorsicht ist besser als Nachsicht und das Verletzungsrisiko ist zu Beginn des Winters bei wenig Schnee und mit wenig Kondition meist von Haus aus höher.

    2. Soft Goods überprüfen und Rucksack packen

    Neben den Hard-Goods (Ski, Felle, Schuhe und Stöcke) solltet ihr natürlich auch eure Soft-Goods – also Jacke, Hose, Unterwäsche, Haube, Stirnband, Skibrille, Handschuhe etc. – auf einwandfreien Zustand überprüfen und anschließend sorgfältig im Skitouren-Rucksack verstauen. Einmal gut gepackt, steht der Rucksack dann immer griffbereit zur Verfügung und muss während der Saison nicht mehr umgepackt werden.

    3. Check der Notfall-Ausrüstung

    Die Notfall-Ausrüstung trägt man nicht nur für die eigene, sondern auch für die Sicherheit der anderen mit. Im Umkehrschluss bedeutet das, am besten auch die Notfallausrüstung der Tourenpartner vor dem Aufbruch zu kontrollieren. Folgende Routine-Checks solltet ihr am Beginn der Saison durchführen:

    • Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS): Zu Saisonbeginn werden neue Batterien eingelegt und das Gerät wird einem Selbsttest unterzogen. Dabei überprüft das LVS-Gerät seine Funktionen selbstständig. Anschließend gilt es, etwaige Fehlermeldungen zu analysieren, die Software gegebenenfalls zu aktualisieren und den allgemeinen Zustand des Geräts und des Displays zu überprüfen. Falls ihr mit dem LVS-Gerät nicht mehr ganz vertraut seid, solltet ihr euch vor der ersten Skitour eine kleine Auffrischung mittels Bedienungsanleitung oder Fachhändler zu Gemüte führen. Ihr könnt für die erste Skitour auch einen Bergführer buchen und so euer praktisches Wissen updaten.

    • Schaufel & Sonde: Beide Ausrüstungsgegenstände werden einmal in Ruhe daheim zusammengebaut, es wird überprüft, ob alles reibungslos flutscht und die Sonde nicht verbogen oder gar gebrochen ist. Es empfiehlt sich außerdem, die Sonde nachzuspannen und alle Materialteile z. B. mit Silikonspray geschmeidiger zu machen.

    • Airbag (ABS-Rucksack): Verwendet ihr einen Airbag-Rucksack, dann muss das jeweilige System entsprechend den Herstellerangaben geprüft werden. Das kann vom reinen Wiegen der Kartuschen über eine Trockenauslösung bis zum Ölen von Kabel-Verbindungen reichen. Auch hier sind die Bedienungsanleitung oder der Fachhändler bzw. Hersteller hilfreich sowie aktuelle Informationen zu den Produkten, die online zu finden sind.

    • Erste-Hilfe Paket & Biwaksack: Wer diese Dinge im Sommer nie in die Hand genommen hat, sollte beides überprüfen: Also den Biwaksack ausbreiten (und ev. etwas auslüften lassen), das Erste-Hilfe-Material auf Vollständigkeit und Zustand untersuchen und bei Bedarf einige Dinge austauschen.

    • Stirnlampe: Eine kleine Stirnlampe sollte auf einer Skitour immer mit dabei sein. Auch diese muss auf ihre Funktionstüchtigkeit hin überprüft werden und neue Batterien müssen eingesetzt werden (bzw. der Akku aufgeladen werden).

    Skitour
    Foto: Ramona Waldner
    Wer gut ausgestattet ist, kann gelassener auf Skitour gehen.

    4. Reserve-Material einpacken

    Gerade bei den ersten Touren ist es sinnvoll, ausreichend Reservematerial mitzunehmen – falls etwas doch nicht so funktioniert wie erwartet. Ein kleines Reparaturset – bestehend aus Kabelbindern, PU-Skistraps oder Klebe-Pads (wenn das Fell nicht klebt) und einem Multifunktions-Tool – solltet ihr aber auch im weiteren Verlauf der Saison immer dabeihaben.

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    Ein Block Universalwachs kann außerdem Wunder bewirken: Wenn nach dem Abziehen des Fells plötzlich der Kleber am Skibelag zurückbleibt oder der Schnee am Ski haften bleibt, kann durch Auftragen des Wachses die Lauffähigkeit des Skis wieder hergestellt werden. Ein – zu Saisonbeginn – gut gewarteter Ski macht beim Abfahren übrigens mehr Spaß und die Felle haften auch besser.

  • 5. Ausreichend Verpflegung einpacken

    Zu Beginn jeder Wintersaison ist man aufs Neue überrascht, wie anstrengend die erste Skitour sein kann, obwohl man doch über eine gute allgemeine Grundkondition verfügt. Auch Personen, die den restlichen Winter über mit relativ wenig Flüssigkeit und Nahrung auskommen, brauchen für die erste Tour möglicherweise mehr Verpflegung. Und auch der Rest der Gruppe wird es einem danken, wenn man eine gut ausgestattete Jausenbox und ein paar Extra-Energieriegel dabeihat.

  • 6. Zeitmanagement anpassen

    Skitourengehen soll vor allem Freude bereiten. Gerade die ersten Skitouren können aber in Stress und Chaos ausarten, weil die Routine erst wieder einkehren muss. Dabei geht es nicht darum, dass der Spaß vielleicht zu kurz kommt, sondern dass die ganze Sache auch gefährlich werden kann. Vorbeugen könnt ihr, indem ihr rechtzeitig die gesamte Ausrüstung herrichtet und ein bereits gut bekanntes Tourenziel sowie die richtigen Tourenpartner auswählt.

    Die ersten Ausflüge ins winterliche Gelände dienen vor allem dazu, sich einerseits mit dem herrlichen Weiß anzufreunden und sich andererseits sein Gespür für die Skier und die winterlichen Verhältnisse wieder ins Gedächtnis zu rufen. Geschwindigkeitsrekorde könnt ihr dann später in der Saison in Angriff nehmen.

    7. Tour sorgfältig planen

    Auch wenn uns online eine große Menge an Informationen zur Verfügung steht – bevor nicht jede einzelne kritisch hinterfragt und nach eigenem Ermessen bewertet wurde, solltet ihr euch auf keinen Fall darauf verlassen. Das gilt vor allem für Informationen zu aktuellen Schnee- und Lawinenverhältnissen und den Powder-Fotos, die im Netz kursieren. Hier sind wirklich die eigene Einschätzung und Erfahrung gefragt, denn gerade zu Beginn der Wintersaison kann man oft noch auf keine amtliche Lawinenprognose zurückgreifen.

    8. Lawinenlage checken

    Viele Lawinenwarndienste bieten das Service des täglichen Lawinenlageberichts noch nicht im Frühwinter an. Ihr müsst euch also alternativ über die lokale Lawinenlage informieren – einige Lawinenwarndienste bedienen Blogs mit Informationen, oft kennt man auch lokale Expertinnen und Experten. In jedem Fall gilt: Lieber defensiv in die Saison starten, vor allem wenn ihr (noch) nicht über ausreichend Wissen oder Erfahrung verfügt, die Lawinenlage auf der geplanten Tour einzuschätzen.

  • 9. Frühwinter-Gefahren berücksichtigen

    Nur weil noch keine tiefwinterlichen Bedingungen herrschen, bedeutet das nicht, dass es keine Lawinen gibt. Die größte Gefahr im Frühwinter besteht allerdings nicht in der Totalverschüttung, sondern darin, durch den Schneerutsch in felsiges und steiniges Gelände mitgerissen zu werden.

    Apropos Steine: Bei einer geringen Schneedecke im Frühwinter sind „Sharks“ – vereinzelt herausstehende oder nur minimal verdeckte Steine – die Gefahrenquelle Nummer 1. Deswegen solltet ihr bei geringer Schneeauflage lieber auf Wiesen oder Pisten unterwegs sein, dort also, wo es wenig Steine gibt. Das gilt für den Aufstieg, aber vor allem für die Abfahrt.

    Pistentouren sind gerade zu Saisonbeginn eine gute und beliebte Option, da die Pisten zumeist sicher, schon beschneit oder sogar präpariert sind. Da die Betreiber das Aufsteigen auf ihren Pisten allerdings immer mehr reglementieren, solltet ihr euch dazu bereits im Vorfeld unbedingt informieren bzw. die aktuellen Empfehlungen der Pistenbetreiber berücksichtigen und allfällige Einschränkungen respektieren.

    Auch Spaltenstürze zählen zu den Frühwinter-Gefahren: Nur weil der Gletscher frisch eingeschneit ist und die Spalten verdeckt sind, bedeutet dies nicht, dass die Schneedecke die Belastung durch Wintersportler aushält. Immer wieder kommt es gerade zu Winterbeginn zu ersten Spaltenstürzen in den Gletscher-Skigebieten. Daher am Gletscher, auch wenn er noch so überschaubar aussieht, in jedem Fall Gletscherausrüstung einsetzen.

  • 10. Kondition und skitechnisches Können berücksichtigen

    Gerade wenn man das erste Mal in der Saison auf Skiern steht, sind Kondition und auch die körperliche Verfassung, sprich die Kraftreserven, ein Thema. Es empfiehlt sich, schon im Vorfeld Kondition und auch die für das Skifahren notwendige Kraft gezielt zu trainieren.

    Übungen zur Stärkung der Beinkraft und des Rumpfes sowie Koordinationsübungen findet ihr hier:

  • 11. Gelassen bleiben

    Ja, wir alle freuen uns auf die ersten Schwünge. Gerade deswegen wäre es schade, wenn der erste Ausflug ins Gelände zugleich der letzte der Saison ist – also: gelassen, entspannt und defensiv starten. Der Winter ist noch lang, die Verhältnisse werden erfahrungsgemäß ohnehin erst nach Weihnachten richtig gut und halten dann bis spät in den Frühling an. Geht die ersten Abfahrten lieber zurückhaltend an, dafür könnt ihr dann den gesamten Winter in vollen Zügen genießen.

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