Lawinenlagebericht I: Gefahrenskala
Foto: mauritius images / Rasmus Kaessmann
von Riki Daurer
Das Aufrufen und Studieren der regionalen Lawinenvorhersage am Vorabend der Skitour gehört zu den Standardmaßnahmen für alle Wintersportler, die sich im freien Gelände abseits von präparierten Pisten bewegen. Im ersten Beitrag dieser dreiteiligen Serie (hier geht’s zu „Teil 2: Lawinenprobleme“ und „Teil 3: Gefahrenstellen“) klären wir euch über die Begriffe der Lawinenprognose auf und verraten, wie die Gefahrenskala definiert wird.
Der Lawinenlagebericht bzw. die Lawinenprognose enthält viele wertvolle Informationen zur aktuellen Lawinensituation. Die Prognose wird meist am späten Nachmittag (gegen 17:00 Uhr) für den jeweiligen Folgetag ausgegeben und über verschiedene Kanäle des entsprechenden Lawinenwarndienstes publiziert.
Innerhalb des EAWS (European Avalanche Warning Services – avalanches.org) haben sich die europäischen Lawinenwarndienste 1993 auf eine fünfstufige Lawinengefahrenskala verständigt, die einheitlich verwendet wird.
Dabei ist jede einzelne Stufe anhand von folgenden drei Parametern genau definiert:
der Auslösewahrscheinlichkeit von Lawinen
dem Umfang der Gefahrenstellen
der Größe und Häufigkeit der zu erwartenden Lawinen
Die Gefahrenstufe gilt immer für eine Region mit einer Fläche von >100 km² und nicht für einen bestimmten Einzelhang.
Überblick Lawinenwarndienste
Eine Übersicht über alle Lawinenwarndienste in Europa findet man unter avalanches.org: EAWS (European Avalanche Warning Services)
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Überblick: die Stufen der Europäischen Lawinengefahrenskala
Stufe 1: geringe Lawinengefahr
Schneedecke: gut verfestigt und stabil
Lawinenauslösung: nur bei großer Zusatzbelastung an vereinzelten Stellen im extremen Steilgelände möglich
Tourenverhältnisse: allgemein sicher
Stufe 2: mäßige Lawinengefahr
Schneedecke: an einigen Steilhängen nur mäßig verfestigt
Lawinenauslösung: vor allem bei großer Zusatzbelastung an den angegebenen Steilhängen möglich
Tourenverhältnisse: günstig
Stufe 3: erhebliche Lawinengefahr
Schneedecke: an vielen Steilhängen nur mäßig bis schwach verfestigt
Lawinenauslösung: bereits bei geringer Zusatzbelastung an den angegebenen Steilhängen möglich
Spontane Lawinenabgänge sind möglich
Tourenmöglichkeiten: eingeschränkt
Stufe 4: große Lawinengefahr
Schneedecke: an den meisten Steilhängen schwach verfestigt
Lawinenauslösung: bereits bei geringer Zusatzbelastung an zahlreichen Steilhängen möglich
Spontane Lawinenabgänge sind möglich
Tourenmöglichkeiten: stark eingeschränkt
Stufe 5: sehr große Lawinengefahr
Schneedecke: allgemein schwach verfestigt und weitgehend instabil
Lawinenauslösung: spontan und viele bereits in mäßig steilem Gelände
Tourenmöglichkeiten: allgemein nicht gegeben
Stufe 4 und 5 werden nur selten bzw. sehr selten ausgegeben. Im Zweifel empfiehlt sich an diesen wenigen Tagen ganz bewusst auf sportliche Aktivitäten abseits von geöffneten Pisten zu verzichten!
Begriffsklärung
Lawinenauslösung
Spontane Lawinenauslösung (typisch für Stufe 4): Lawinenabgänge sind auch ohne Fremdeinwirkung möglich
Geringe Zusatzbelastung (typisch für Stufe 3): Lawinen können bereits durch einzelne Skifahrer ausgelöst werden
Große Zusatzbelastung (typisch für Stufe 2): Lawinen können durch zwei oder mehrere Skifahrer ohne Entlastungsabstand oder durch Pistenfahrzeuge ausgelöst werden
Hangneigungen
Mäßig steil: Hänge unter 30 Grad
Steil: Hänge ab 30 Grad (Spitzkehren-Gelände)
Sehr steil: Hänge ab 35 Grad (nur für hervorragende Skifahrer)
Extrem steil: Hänge ab 40 Grad
Lawinengrößen
Größe 1 / kleine Lawine (Rutsch): geringe Verschüttungsgefahr
Größe 2 / mittlere Lawine: kann einzelne Personen verschütten, verletzen oder töten
Größe 3 / große Lawine: kann Pkws verschütten, kleine Gebäude zerstören und einzelne Bäume brechen
Größe 4 / sehr große Lawine: kann schwere Lkws und Züge verschütten und größere Gebäude sowie kleinere Waldflächen zerstören
Größe 5 / extrem große Lawine: kann Landschaft verwüsten und hat katastrophales Zerstörungspotenzial
Achtung!
Die einzelnen Stufen der Lawinengefahrenskala sind nicht vergleichbar mit einem linearen Schulnotensystem! Vielmehr steigt die Gefahr exponentiell an, das heißt: Gefahrenstufe 2 ist doppelt so gefährlich wie Stufe 1, Stufe 3 doppelt so gefährlich wie Stufe 2 und so weiter.
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