Ein Outdoor-Abenteuer in Fernost: Auf nach Taiwan!
Taiwan ist mehr als nur der Hersteller von Elektrogeräten. Bergwelten-Redakteur Martin Foszczynski macht sich zu einer Entdeckungsreise auf die östlich von China gelegene Insel auf und berichtet von ihren Naturschätzen und Outdoor-Angeboten. Im ersten Teil schildert er uns, was ihm kurz vor der Anreise durch den Kopf geht – ein Wechselbad der Gefühle.
Ganz ehrlich: Wer denkt bei Taiwan nicht zuerst an Elektrogeräte bei Media Markt? Mir geht es da nicht anders. Tatsächlich werden beispielsweise 90 Prozent aller Laptops der Welt im fernöstlichen Inselstaat produziert, wie ich in meinem Reisehandbuch Taiwan lese. Ziemlich unglaublich.
Doch was ich ebenfalls lese (als vorbildlicher Reisender habe ich mich natürlich mit Lektüre eingedeckt): Wer Taiwan nur auf das „Made in“ reduziert, lässt sich so einiges entgehen. Massenproduktion und Hightech machen nur die eine Hälfte der Insel aus, und das darf man ruhig bildlich verstehen. Denn während im Westen Industrie-Städte zu einem flächendeckenden Konglomerat zusammenwachsen (eine der am dichtesten besiedelten Regionen der Welt), wartet der mittlere und östliche Teil mit erstaunlichen Naturschätzen auf: Hier gibt es spektakuläre Schluchten, heiße Vulkanquellen, tropische Wälder, Pazifik-Steilklippen und das Zentralgebirge mit 200 Gipfeln, die 3.000 m übersteigen. Es hat schon seine Gründe, weshalb wir Taiwan in die Riege der spannendsten Outdoor-Reiseländer des Jahres aufgenommen haben. Tempel, Teehäuser und das vielleicht beste Essen Ostasiens sind auch nicht die schlechtesten Argumente für einen Besuch.
Zwischen Hightech und Teeplantagen
Wie kommt es dann, dass man von Formosa, „der schönen“ Insel (so wurde Taiwan noch bis in die 1970er Jahre genannt), so wenig hört? Wobei – so ganz stimmt das ja eigentlich nicht. Kurz vor dem Abflug in Wien greife ich im Airport-Buchladen zum Economist. „How to defend Taiwan“, steht auf dem Cover. Ausgerechnet jetzt, denke ich mir… Vom jüngsten Drohgebaren Chinas, das Taiwan seit 1949 als abtrünnige Provinz ansieht und endlich in die kommunistische Volksrepublik eingliedern möchte, habe ich natürlich schon vernommen. Dass bereits chinesische Kriegsschiffe um die Insel kreisen, ist mir aber neu. Vermutlich ist die politische Isolation des Landes (nur wenige Regierungen erkennen es auf dem Papier als eigenständigen Staat an) ein Grund, weshalb es noch zu keinem Urlaubs-Klassiker wie Bali oder Thailand avanciert ist. Dabei ist Taiwan ein ausgesprochen sicheres Ziel, das Gesundheitsrisiko gilt als gering und für Reisende aus Österreich, Deutschland und der Schweiz ist für Aufenthalte unter 90 Tage nicht mal ein Visum notwendig.
Die Sache mit den Stäbchen...
Ganz ehrlich – ich weiß nicht was mir kurz vorm Abflug nach Taipeh mehr Sorgen macht. Chinas vermeintliche Annexionsgelüste, oder die Tatsache, dass ich immer noch nicht mit Stäbchen essen kann. Und das, obwohl ich seit Weihnachten sehr fleißig geübt habe. Viel wurde in der Redaktion wegen meiner fehlenden Stäbchen-Fingerfertigkeit gestichelt, doch die werden sich noch alle wundern: Wenn ich mal den richtigen Dreh raushabe (und das wird im Laufe der Reise bestimmt passieren!), werde ich Reiskorn für Reiskorn in die Sojasauce tunken. Ohne hinzusehen.
Das Abenteuer geht los!
Stäbchen-Schussel hin oder her: Ich freue mich sehr auf das Abenteuer Taiwan! Dem tut auch keinen Abbruch, dass mir heute mein Handy aus der Hand gerutscht ist und das Display ein Riesen-Schneekristall ziert. Nicht beim Free-Soloing in der Steilwand sondern beim Betrachten eines Stilllebens im Museum beim Zwischenstopp in Frankfurt. Einen Moment lang war ich in Schockstarre – wie soll ich damit all die schönen Fotos auswählen, die in den nächsten Tagen hoffentlich meine Blog-Beiträge und Insta-Stories zieren werden?
Doch hey – ich fliege nach Taiwan! Wenn dort nicht Ersatz-Displays über die Theke gehen wie in Österreich die Extrawurstsemmeln, will ich hundert Jahre mit Stäbchen Reis essen. Hoffentlich nicht.
Die Reise erfolgt auf Einladung des Taiwan Tourismusbüros.
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