Melde dich an und erhalte Zugang zu einzigartigen Inhalten und Angebote!


AnmeldenRegistrieren
Abonnieren

(9) Berner Alpen: Zwischen Genuss und Viertausendern

Aktuelles

2 Min.

10.04.2018

Foto: Christina Geyer

Anzeige

Anzeige

von Christina Geyer

Grindelwald. Ein Name, der Sehnsüchte weckt. Hier bewegt man sich wahlweise zwischen dramatischen Felswänden und himmelhohen Gipfeln einerseits sowie Genusstouren und kulinarischen Höhenflügen auf der anderen Seite. Teil 9 des Skitouren-Tagebuchs: Ein Streifzug durch die Berner Alpen mit freiem Blick auf Eiger und Schreckhorn.

Die Wolken hängen in den Gipfeln rund um Grindelwald. Die schiere Größe der Berge erschließt sich uns erst, als es aufreißt. Man muss den Kopf schon ganz in den Nacken legen, um bis an die Spitzen zu sehen. Wetterhorn, Schreckhorn, Mönch, Jungfrau, Eiger. Die Kulisse ist zweifellos das, was Grindelwald vom verschlafenen Bergdorf zum ikonischen Touristenmagnet hat werden lassen. Mittendrin liegt das Jungfraujoch mit dem höchstgelegenen Bahnhof Europas, inmitten einer Welt aus ewigem Eis und Schnee.

Die himmelhohen Felswände der Berner Alpenkette stehen in einem unwirklichen Kontrast zum lieblichen Tal. Auch schiere Weite und sanfte Hügel prägen Grindelwald. Links Idylle, rechts Dramatik – und dazwischen Grindelwald. Hier findet man auf engstem Raum dichteste Vielfalt: Pisten im Skigebiet, gemächliche Winterwanderungen, spektakuläre Skirouten, herausfordernde Felswände, schwindelige Höhen.

Aber auf die Höhe allein kommt es nicht an. Das findet zumindest Patrick Muhmenthaler. Der Grindelwalder Bergführer, ursprünglich ein gelernter Koch, arbeitet bei Grindelwald Sports und ist lieber dort unterwegs, wo es ruhig und beschaulich zugeht. „Wer Viertausender nach einer Liste abarbeitet, hat nicht wirklich begriffen, worauf es beim Bergsteigen ankommt“, sagt Patrick, als wir mit der Gondel aus Grindelwald nach First schweben. Hier erwarten uns gemütliche Zustiege mit freiem Blick auf die Riesen rund um Grindelwald.

Ach ja – und: absolute Einsamkeit. Es soll sich herausstellen, dass wir die einzigen Tourengeher im Gelände bleiben werden. Und das Gelände kann sich sehen lassen: Die Infrastruktur des Skigebiets verkürzt die Zustiege erheblich, sodass man gleich mittendrin ist und nur wenige Höhenmeter bewältigen muss. Doch auch ambitionierte Tourengeher kommen hier auf ihre Kosten: Die großteils südseitig ausgerichteten – und damit sehr sonnigen – Touren lassen sich variabel miteinander kombinieren und nach Belieben verlängern.

Und nicht nur das Gelände müssen wir nicht teilen. Auch unser Stützpunkt bleibt uns allein vorbehalten. Wir sind die einzigen Gäste im Berggasthaus Waldspitz (1.900 m), einer kleinen, ur-gemütlichen Hütte mit Parade-Aussichtsloge vor den dramatischen Wänden der Viertausender auf der gegenüberliegenden Seite. Und diese Hütte hat sich wahrlich die Bezeichnung als Bilderbuch-Hütte verdient. Zumal hier vom Nusskipferl bis zur Suppe ausnahmslos alles selbstgemacht wird. Man wird schwerlich einen zweiten Wirt finden, der mit ähnlicher Leidenschaft vom Essen spricht wie Ruedi Roth.

„Wenn ich etwas nicht mehr selber machen kann oder will, dann bin ich im falschen Beruf“, sagt Ruedi und setzt uns Schafpfeffer vor, ein sechs Wochen lang in Rotwein eingelegtes und 30 Stunden lang gegartes Schaf, das „wenig bis nicht nach Schaf schmeckt“. Schafpfeffer ist Ruedis Spezialität, das Gericht, das er am liebsten zubereitet. Wir genießen es mit freiem Blick auf Schreckhorn und Eiger.

Am Nebentisch steht bereits ein noch dampfender Kuchen. Um das leibliche Wohl braucht man sich im Berggasthaus Waldspitz keine Sorgen zu machen. Auch Patrick lächelt zufrieden. Es scheint auch ein Tag nach seinem Gusto gewesen zu sein: Ein Bergerlebnis ohne fiebriger Jagd nach einem Maximum an Höhenmetern, dafür mit einem nahezu konkurrenzlosen Ausblick.

Und einem erstaunlich alpinen Charakter. Grindelwald ist gefährlich: Man verliert hier sehr schnell sein Herz. An die Berge – und, wer im Berggasthaus Waldspitz einkehrt: an Ruedis Speisen.

Weitere Informationen rund um die Region: Jungfrau Region


Die Touren im Detail:

Der schöne Gipfel
Simelihorn
Skitouren · Bern

Simelihorn

ZS-Mittel2:30 h11,3 km2.736 m
Lohnende Abfahrt von den Uf-Spitzen
Uf Spitzen
Skitouren · Bern

Uf Spitzen

WS+Leicht1:30 h5,4 km2.377 m