Melde dich an und erhalte Zugang zu einzigartigen Inhalten und Angebote!


AnmeldenRegistrieren
Abonnieren

Christian Almer auf dem Eiger (3.967 m)

Alpingeschichte

3 Min.

13.08.2018

Foto: mauritius images/ Colouria Media

Anzeige

Anzeige

Der Grindelwalder Christian Almer galt als einer der besten Schweizer Bergführer der ersten Generation. Eine Matterhorn-Erstbesteigung lehnte er 1865 ab, was ihm womöglich das Leben rettete. Die Erstbesteigungen von Mönch und Eiger machten ihn dennoch zur Legende.

„Alles, nur nicht das Matterhorn, verehrter Herr – nur nicht das Matterhorn!“. Diese Antwort soll Christian Almer dem britischen Alpinisten und späteren Matterhorn-Erstbesteiger Edward Whymper gegeben haben, als ihn dieser im Juli 1865 zu einer gemeinsamen Expedition überreden wollte. Whymper hatte den Grindelwalder Bergführer im Frühsommer desselben Jahres für mehrere Wochen engagiert und hielt große Stücke auf ihn. In seinem Buch „Scrambles amongst the Alps“ hielt Whymper fest, dass es wohl kaum möglich sei, zwei bessere Bergführer zu finden als Almer und den Franzosen Michel Croz. Mit ihnen gelang ihm im Juni die Erstbesteigung des Grand Cornier (3.962 m). Im Gegensatz zu Almer ließ sich Croz zum Wettlauf aufs Matterhorn überreden – und starb am 14. Juli beim Abstieg der erfolgreichen Seilschaft. Mit ihm stürzten drei weitere Bergkameraden über die Nordwand in den Tod.


Verzicht aufs Matterhorn

Vielleicht war es eine Vorahnung Almers, die ihn vor dieser Katastrophe bewahrte. Vielleicht aber auch nur das rationale Kalkül eines erfahrenen Bergführers. Schon zuvor, nach dem siebenten erfolglosen Versuch Whympers einer Matterhorn-Besteigung, hatte er den überambitionierten Briten gefragt, warum er zur Abwechslung nicht Mal einen Berg erklettern wolle, der besteigbar sei.

Christian Almer sollte dafür in den Folgejahren andere Viertauseder als erster erklimmen, darunter das Schreckhorn (4.078 m) in den Berner Alpen und – noch im Sommer 1865 und ebenfalls mit Whymper – die Aiguille Verte (4.122 m) im Montblanc-Massiv, die für manche als am schwierigsten zu besteigender Viertausender der Alpen gilt. Zu seiner Legende freilich trugen maßgeblich die frühen Erstbesteigungen von Mönch und Eiger in den Jahren 1857 und 1858 bei. Und auch das Matterhorn sollte Almer bis zu seinem Tod 1898 noch mindestens zwei Mal erklimmen.


Vom Ziegenhirt zum Erfolgsbergführer

Geboren wurde Christian Almer am 29. März 1826 in Grindelwald, am Fuße des Eigers. Die Sommer seiner Kindheit verbrachte er als Schaf- und Ziegenhirte. Schon in seiner Teenagerzeit begann er – ähnlich wie Melchior Anderegg, der neben ihm als zweiter Pionier des Schweizer Bergführerwesens gilt – Touristen auf ihren ersten Bergtouren zu begleiten. 1846 heiratete er Margaritha Kaufmann, drei Jahre später kam ihr Sohn Ulrich auf die Welt, mit dem er später viele gemeinsame Bergtouren unternahm. Almers erste offizielle Führertätigkeit, ein Besteigungsversuch der Jungfrau 1851, scheiterte – doch in Folge reihte sich Erfolg an Erfolg. Seine Herren führte er dabei weit über die heimischen Berner Berge hinaus zu Gipfelsiegen: in den Walliser Alpen über das Mont-Blanc-Gebiet bis hin zu den französischen Dauphiné-Alpen. Zu Almers Klientel zählte das Who-is-who der damaligen internationalen Bergsteiger-Szene, also vorwiegend Briten. Neben Edward Whymper etwa auch Leslie Stephen, der den Londoner Alpine Club mitbegründete.

Christian Almer führt 1864 eine Seilschaft mit Edward Whymper beim Abstieg der Barre des Écrins in den französischen Dauphiné-Alpen an. Davor gelang die Erstbesteigung


Mit einem Pferde-Fan auf den Eigergipfel

Im Sommer 1858 war es aber ein Ire, den Almer bei einem mehr als waghalsigen Unterfangen begleiten sollte. Der Gelegenheits-Bergsteiger Charles Barrington, von Beruf Kaufmann, hatte sich in den Kopf gesetzt, den 3.967 m hohen Eigergipfel erstzubesteigen, der damals in der Alpinistenszene als ebenso unbezwingbar galt wie das Walliser Matterhorn. Es sollte Barringtons einzige Reise in die Alpen bleiben – seine eigentliche Leidenschaft galt Pferderennen (eines seiner Pferde, es hieß Sir Robert Peel, gewann 1870 das erste Irish Grand National).

Am 11. August brach er mit dem damals schon renommierten Christian Almer um halb vier Uhr morgens am Hotel Wengernalp auf. Als Dritter mit von der Partie war der Grindelwalder Peter Bohren. Das Trio stieg über die Westflanke auf. In einem Brief an seine Brüder schildert Barrington später, dass die Schweizer ihm nach zwei gescheiterten Versuchen über eine Schlüsselstelle nur widerwillig im Nachstieg folgten. Zu dritt und im Nebel erreichten sie jedenfalls um 12 Uhr den Gipfel, auf dem zuvor noch kein Mensch stand, und gönnten sich 10 Minuten Rast.

Fast vier Jahrzehnte danach, 1895, sollte Christian Almer mit knapp 70 Jahren immer noch als Bergführer tätig sein. Damals führte er eine Seilschaft über das Bietschhorn (3.934 m). Und das, obwohl er schon 10 Jahre zuvor nach einer Winterbesteigung der Jungfrau sämtliche Zehen des rechten Fußes amputieren lassen musste. Erst 1897 beendete er seine alpinistische Karriere am Wetterhorn, wo er Jahrs zuvor mit Margaritha seine goldene Hochzeit feierte. Bereits im Folgejahr starb Almer plötzlich, aber nach einem wohl erfüllten Leben, in seinem Geburtsort Grindelwald.

Anzeige

Anzeige


Christian Almer

  • Geboren: 29. März 1826 in Grindelwald
  • Leben: Schafhirte, Schweizer Bergführer-Pionier, Erstbesteiger mehrerer Alpen-Gipfel (vorwiegend in den Berner Bergen, Walliser Alpen, Mont-Blanc-Gebiet, Dauphiné-Alpen).
  • Zitat: „Alles, nur nicht das Matterhorn, verehrter Herr“.

Eiger

  • Höhe: 3.967 m
  • Erstbesteigung: 11. August 1858
  • Gebirge: Berner Alpen

Bergporträt Eiger: Ein Berg der Extreme

Eiger
Berg & Freizeit

Eiger: Ein Berg der Extreme

Kein anderer Berg in den Alpen verkörpert mehr Extreme als der Eiger. Die Geschichte seiner alpinistischen Erschließung bewegt sich seit jeher zwischen Tragik, Sensation und alpinen Triumphen. Wir stellen euch den Eiger im Porträt vor.
2 Min.