Lawinenkunde: 1x1 für Kinder
Der Hype um die Lawinenkunde hat in den letzten Jahren stetig zugenommen und auch die Jüngsten wollen wissen, warum eine Lawine ausgelöst wird und wie man sich vor alpinen Gefahren schützen kann. Wie man die Lawinenkunde auch Kindern schlüssig vermitteln kann, verrät Bergführer und Sicherheitsexperte Walter Zörer im heutigen Berg-Know-How.
Nachdem mit Werner Munter und der Einführung von Strategien eine „Vereinfachung“ der komplexen Materie der Lawinenkunde stattgefunden hat, schafften es die federführenden Protagonisten über die letzten Jahre immer neue strategische Ansätze zu produzieren, welche im Grunde alle auf den gleichen Parametern fußen. Sie sind nur in neue Worte verpackt worden.
Der Narzissmus der Vereine und Institutionen übersieht dabei leider die Bedürfnisse der Anwender. Dem Winterbergsteiger sind die Logos auf den Check-Kärtchen gleichgültig, Inhalt und die Praktikabilität zählen. Wir können nun einmal nicht alle Schneephysiker werden. Unterwegs brauchen wir einfache Werkzeuge, die immer funktionieren.
Was können wir gut beurteilen?
1. Hangneigung:
Auf Karten
Mit Hangneigungstools online
Im Gelände (Messen und Schätzen)
Beliebt auf Bergwelten
2. Exposition:
Die Ausrichtung eines Hangs können wir bereits der Karte entnehmen und vor Ort überprüfen.
3. Hintergrundinformationen:
Eine leicht erhältliche Information (zumindest im Alpenraum) stellt der Lawinenlagebericht dar. Die ausgegebene Stufe ist zwar nur eine (über)-regionale Richtschnur, gibt dem Laien aber eine gute Basis zur Entscheidungsfindung.
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Anwendung
Und genau diese angeführten Parameter gilt es zusammenzuführen, um gepaart mit weiterem Wissen und Erfahrung zu einer möglichst guten Entscheidung zu kommen. Je weniger Wissen und Erfahrung ich jedoch habe, desto mehr muss ich regelbasiert entscheiden. Unsere jüngsten Skitourengeher und Variantenfahrer haben aber noch nicht die Möglichkeit auf ein breites Hintergrundwissen und jahrelange Erfahrung zurückzugreifen.
Somit kann man hier nur eine sehr simple Strategie empfehlen: 1 x 1 statt 3 x 3. Der einfachste Weg zur Risikominimierung ist der Verzicht. Was heißt das? Wir ziehen die Lawinenwarnstufe heran und setzen sie in Relation zur Hangneigung.
Warnstufe 2: Wir meiden alle Hänge über 35°.
Warnstufe 3: Wir meiden alle Hänge über 30°.
Mit dieser – zugegeben sehr trivialen und konservativen – Regel haben wir schon ein brauchbares Mittel, um etwas qualifizierter über ein Verlassen der gesicherten Pisten zu entscheiden.
Unterstützend wirkt das adäquate Verhalten im Gelände:
Kleine Gruppengrößen,
sichere Abstände beziehungsweise
einzelnes Abfahren sowie
das Wählen von sicheren Sammelpunkten
verringern das Risiko und begrenzen den möglichen Schaden effektiv!
Das können Kinder einfach und rasch erlernen. Mit etwas Disziplin wird dieses Wissen im Gelände konsequent umgesetzt und schon zählt man zur kompetenteren Hälfte aller Tiefschneeaspiranten. Um noch qualifizierter entscheiden zu können, benötigt man allerdings etwas mehr Hintergrundwissen und sollte unbedingt einen Kurs bei einem erfahrenen Bergführer erwägen.
Tipp
Walter Zörer von mc2alpin bietet im Rahmen von „Kids on Tour“ ein- bis zweitägige Workshops an, im Rahmen derer Kinder und Jugendliche alle Facetten des Skitourengehens und Variantenfahrens erlernen können. Einen Schwerpunkt bilden unter anderem Lawinen- und Materialkunde sowie Gehtechnik und natürlich das gemeinsame Erlebnis mit der Familie.
Weitere Informationen: Kids on Tour