Alpenüberquerung – Tipps für unterwegs: Die Packliste
Foto: Ana Zirner
Ana Zirner ist in 60 Tagen alleine über die Alpen gegangen (wir haben darüber berichtet). Angehenden Weitwanderern gibt sie praktische Tipps und erfrischende Gedanken mit auf den Weg. Heute beantwortet sie uns jene Frage, die ihr seit ihrem Abenteuer am öftesten gestellt wurde: Was hattest du dabei?
Wer kennt das nicht: Man macht sich auf den Weg und überlegt ewig, was man alles mitnimmt. Was könnte man unterwegs vermissen, was könnte sich als überflüssiger Ballast erweisen? Wenn man, wie ich, zwei Monate zu Fuß über die Alpen geht, wird diese Frage sehr wichtig und wenn man zusätzlich, wie ich, eine Milligramm-Fetischistin ist, umso mehr...
Ich packe meinen Rucksack und nehme mit...
Ich habe jedes Teil einzeln gewogen, Probe gepackt und immer wieder überlegt. Das hat sich gelohnt. Ich kann mit Freude sagen, dass es auf meiner Tour kein einziges Teil gab, das entweder überflüssig gewesen wäre, oder mich genervt hat. Hingegen habe ich mich ob der Größer vieler Rucksäcke, die mir unterwegs begegnet sind, gefragt warum um alles in der Welt sich die Leute mit so viel Gepäck quälen. Ich habe manchmal ein zusätzliches Ausrüstungsteil an eine Pension auf meinem Weg geschickt bekommen, oder etwas das ich nicht mehr brauchte, zurückgeschickt. Dabei hat mein Rucksack 10-12 Kilo gewogen, bzw. in der Schweiz mit Eispickel, Steigeisen, einem wärmeren Schlafsack, sowie Kocher und Essen 15 Kilo.
Kleidung: muss sich schichten lassen
Zunächst zur Kleidung. Ich hatte natürlich Bergschuhe an, dazu meist eine lange, leichte und robuste Hose und ein T-Shirt, Tanktop oder Longsleeve. Ich hatte ausschließlich Merino-Oberteile (von KariTraa) dabei, denn die wärmen wunderbar, stinken auch nicht wenn man geschwitzt hat und sind pflegeleicht, lassen sich also auch gut in Bergbächen waschen und trocknen außen am Rucksack. Socken und Unterwäsche hatte ich jeweils drei Paar/Stück dabei. Für die warmen Tage hatte ich eine sehr leichte kurze Hose dabei und für die kalten bzw. für nachts noch eine Merino-Leggins. Insgesamt lautet die Devise: es muss sich schichten lassen. Ich habe außerdem immer darauf geachtet, mindestens je ein sauberes Teil im Rucksack zu haben, das trägt viel zum Wohlgefühl nach einem langen Tag bei, selbst wenn man mal keine Dusche bzw. See oder Wasserfall hatte.
Warmes und Kopfbedeckungen
Als wärmende Schichten hatte ich noch eine Fleecejacke und eine superleichte Primaloft Jacke dabei, sowie einen Primaloft Überrock, der mir hervorragende Dienste erwiesen hat. Die Regenjacke war gleichzeitig Windjacke, und meine GoreTex-Hochtourenhose (ebenfalls sehr leicht) konnte ich für zusätzliche Wärme auch über die Wanderhose anziehen. Allerdings hatte ich sie insgesamt nur zwei Mal an. Handschuhe hatte ich ein Paar dünne und ein Paar dicke dabei, sowie eine Mütze, zwei Stirnbänder und eine Cap, sowie natürlich eine dunkle Sonnenbrille als Sonnenschutz. Zugegeben, ich bin Kopfbedeckungsanhängerin, das trägt für mich viel zum Gemütlichkeitsfaktor bei. Zum Wechseln auf ebenen oder wenig anspruchsvollen Strecken, sowie für abends oder zwischendurch hatte ich einen ultraleichten Barfußschuh dabei.
Ausrüstung: Vom Schlafsack bis zur Bluetooth-Tastatur
Bei der Ausrüstung waren natürlich Schlafsack (MountainEquipment), Matte (Exped) und Biwaksack (Ortovox) immer dabei. Nach der Hälfte der Tour habe ich den Schlafsack auch noch gegen einen wärmeren tauschen müssen. Falls mal Hüttennächte sein mussten, hatte ich auch einen Hüttenschlafsack dabei.
Zudem überlebenswichtig: Kartenmaterial, Helm, Erste-Hilfe-Set, Wasserfilter und Stirnlampe, sowie etwas in einer Zip-Lock Tüte verpacktes Klopapier und Sturmstreichhölzer. Leichte Faltstöcke hatte ich nicht nur zum Gehen, sondern auch für den behelfsmäßigen „Zeltbau“ mit dem Biwaksack. Erst ab der Schweiz hatte ich zusätzlich zum Klettergurt, ein paar Prusikschnüren und Karabinern auch Steigeisen, Eispickel, einen Kocher, sowie einige gefriergetrocknete Menüs dabei. Das Klettersteigset habe ich dann zurückgeschickt.
Zur Pflege und zum Training unterwegs hatte ich einen kleinen „Duoball“ von Blackroll und ein Stück Theraband dabei, sowie Leuko- und Kinesio-Tape. Für die Nächte hatte ich eine kleine drehbare Sternkarte dabei und zum Schreiben ein Tagebuch mit Stift, sowie eine kleine Bluetooth-Tastatur und ein Handystativ, als „Laptopersatz“. Zudem Solarzellen (auf dem Handy), Ladekabel und Ersatzbatterien.
Auf die Trinkblase habe ich verzichtet und die klassische Flasche vorgezogen, weil man bei der Trinkblase nie sicher weiß, wie viel noch drin ist. Weiters natürlich ein Mini-Kit an Bad-Utensilien, Sonnencreme, Handtuch, und ein paar Notfallmedikamente. Last but not least hat mir eine Freundin eine kleine Flasche mit Orangenduftöl mitgegeben. Das war unterwegs später wunderbar, weil es so frisch duftet und die Sinne ja sehr geschärft werden durch die viele frische Luft.
Alles war eingepackt in kleine wasserdichte Packsäcke, wodurch ich auch gut Ordnung bewahren konnte. Ja, und das war's dann auch schon.
Blog und Vorträge
Das ist nun mein letzter Beitrag in dieser Reihe. Ich bedanke mich von Herzen für Eure zahlreichen Zuschriften und Kommentare. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mich weiterhin lesend auf meinen Abenteuern begleitet. Ihr könnt dazu meinen Blog abonnieren, oder einen meiner Vorträge besuchen. Am 17. Februar komme ich z.B. nach Wien (16 Uhr beim Alpenverein Austria in der Rotenturmstraße 14).
Für alle die noch mehr lesen wollen: im Herbst 2018 erscheint mein erstes Buch, in dem ich umfangreich und tiefgreifend über meinen „Way West“ über die Alpen schreibe! Mit vielen Erlebnissen aber auch Details zur Vorbereitung und Route.
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