6 Schweizer Hütten mit Gletscherblick
Foto: mauritius images/ Zoonar GmbH
von Gabi Ebner
Gletscher gehören zu den eindrucksvollsten Landschaften im alpinen Raum – was gibt es Schöneres, als die weißen Riesen von einer Terrasse aus betrachten zu können? Wir stellen dir 6 Hütten in der Schweiz vor, die das möglich machen.
Gletscher sind wunderbar, faszinierend, weiß und wild. Sie gehören zu den eindrucksvollsten Landschaften im alpinen Raum. Sie wälzen sich über Bergflanken und durch Täler hinunter, sie bilden Zungen, weite Flächen und wilde Eisbrüche. Und sie sind nicht ganz ungefährlich. Was tun also, wenn man Gletscher sehen möchte, aber nicht ausgebildet, ausgerüstet und erfahren genug ist, um einfach loszugehen? Erster Tipp: Einen Bergführer nehmen und eine schöne Gletschertour machen. Wenn grad keiner in der Nähe ist: Viele Hütten in der Schweiz bieten sensationelle Aussichten auf die Gletscher, sind aber auf Wanderwegen ohne Gletscherberührung erreichbar.
1. Cabane du Trient, 3.170 m
Wallis/ Montblanc-Gruppe/ Glacier du Trient
Cabane du Trient
Der Trient-Gletscher ist der nördlichste Eisschild des Mont-Blanc-Gebietes. Im oberen Teil bildet er eine weite Eisfläche, aus der die Gipfel der Aiguilles Dorées und der Aiguille du Tour heraus ragen. Im Norden fällt die Gletscherzunge wild und zerklüftet in das Vallée du Trient ab. Von der Cabane du Trient, die erhöht über dem Gletscher liegt, blickt man direkt auf das riesige Meer aus Eis und kann außerdem mit spektakulären Sonnenaufgängen und -untergängen rechnen. Der Weg zur Hütte führt zuerst nicht allzu schwierig zur sympathischen Cabane d’Orny, die einen eigenen kleinen Gletscher zu Füssen hat. Der Weiterweg wird etwas alpiner, ist aber gut markiert. Mit Leitern, Fixseilen und Metallbügeln eingerichtet führt er durch die Südhänge oberhalb des Glacier d’Orny zur Cabane du Trient. Fährt man von Champex mit der Sesselbahn bis nach Grands Plans verkürzt das den Zustieg um etwa zwei Stunden.
2. Bordierhütte, 2.886 m
Wallis/ Walliser Alpen/ Riedgletscher
Bordierhütte
Die Bauern von Grächen bewässerten jahrhundertelang ihre Felder mit dem Wasser des Riedgletschers, das sie über kilometerlange Wasserleitungen – die Suonen – ins Mattertal leiteten. Die Suonen von Grächen werden bereits in Berichten aus dem 13. Jahrhundert namentlich erwähnt, vier davon führen bis heute Wasser. Auch wenn der Riedgletscher in den letzten 10 Jahren über einen Kilometer an Länge verloren hat, ist sein Abbruch mit mächtigen Seracs über eine Steilstufe im hintersten Taleinschnitt auch heute noch beeindruckend. Die Wanderung zur Bordierhütte führt entlang der Suonen, über Alpen und Moränen und am Ende an einer leichten Stelle auch über die Zunge des Riedgletschers. Von der Terrasse der Bordierhütte kann man erste Reihe fußfrei den Gletscherstrom beobachten – ganz bestimmt ein unvergessliches Erlebnis.
3. Monte-Leone-Hütte, 2.848 m
Wallis/ Tessiner Alpen/ Chaltwassergletscher
Monte-Leone-Hütte
Der Chaltwassergletscher ist das Mauerblümchen unter den Schweizer Gletschern. Vergessen liegt er in einem einsamen Kessel zwischen Monte Leone und Wasenhorn oberhalb des Simplonpasses an der Grenze der Schweiz zu Italien. Der Simplonpass war schon früh mit Postkutschen befahrbar, seine umliegenden Gipfel und Gletscher daher relativ gut zugänglich. Der Chaltwassergletscher wurde damals als prächtig und wild beschrieben. Heute findet man am einsamen Weg zur kleinen, traditionellen Monte-Leone-Hütte nur noch wenige Zeugen der großen Vergangenheit: Ein kleiner Restgletscher, ein türkisblauer Schmelzwassersee, Moränen, Gletscherschliffplatten und die Namen der Flanken, über die heute noch das Schmelzwasser fließt: Chalti Wasser.
4. Gaulihütte, 2.205 m
Bern/ Berner Alpen/ Gauligletscher
Gaulihütte
Das Gauli ist ein Hochtal im Grimsel-Gebiet mit Gletscher-überzogenen Flanken, donnernden Wasserfällen und dem Flair alpiner Wildnis. Über firnbedeckte Kämme ist der Gauligletscher mit dem Oberen Grindelwaldgletscher und mit dem Rosenlauigletscher verbunden. Der Gauligletscher birgt ein Geheimnis: Irgendwo unter dem Eis liegen die Überreste eines amerikanischen Flugzeuges, das 1946 abgestürzt ist. Die Rettung der Besatzung war spektakulär und gilt als Gründungsstunde der Rega, der Schweizer Luftrettung. Die gemütliche Gaulihütte erreicht man auf einer langen, aber abwechslungsreichen und landschaftlich beeindruckenden Wanderung durch das Urbachtal. Folgt man von der Hütte weiter den weiß-blauen Markierungen bis zur Terrasse am Chammliegg sieht man zweihundert Meter tiefer Eisbrocken im arktisch anmutenden Gaulisee schwimmen. Die Zunge des Gauligletschers reicht noch fast bis zum Wasser und kalbt ab und zu Eisbrocken in den See.
5. Trifthütte, 2.520 m
Bern/ Urner Alpen/ Triftgletscher
Trifthütte
In der Mitte des 19. Jahrhunderts reichte der Triftgletscher bis zur unteren Trift, wo heute die Bergstation der Triftbahn steht. Er füllte auch die tief eingeschnittene Schlucht aus, über die heute eine der längsten Hängebrücken Europas führt, die 170 Meter lange Triftbrücke. Bis vor wenigen Jahrzehnten wanderte man noch über die Gletscherzunge bis zur Trifthütte. Der Bau einer Brücke wurde notwendig, weil durch den schnellen und starken Rückzug des Eises die Hütte nicht mehr erreichbar gewesen wäre. Von der Brücke aus bestaunt man den Gletscherbruch mit zahlreichen Spalten und den darunter liegenden, grün schimmernden Triftsee. Eine Übernachtung auf der Trifthütte in der einsamen Welt aus Fels und Eis gehört gewiss zu den eindrücklichsten Erlebnissen in den Bergen. Beim Auf- oder Abstieg lohnend: Ein Zwischenstopp in der Windegghütte.
6. Planurahütte, 2.947 m
Glarus/ Glarner Alpen/ Hüfifirn
Planurahütte
Rund um den Hüfifirn ragen das Gross Schärhorn, der Clariden und der Gross Düssi auf, alle drei sind Ziele klassischer Hochtouren in den Glarner Alpen. Der Hüttenweg zur Planurahütte von Hintersand dagegen ist zwar lang und anstrengend, aber ohne Gletscherberührung zu begehen und gut markiert. Die Hütte steht direkt neben dem größten Windkolk der Alpen und trotzt den Stürmen, die über die hindernisfreie Gletscherfläche toben. Starke, gleichmäßige Winde erodieren durch eine Düsenwirkung an Hindernissen den Schnee und formentrichterförmige Vertiefungen im Schnee. So entstand auch der Windkolk am Fuß des Spitzalpelistocks. In der architektonisch interessanten Planurahütte aus den Dreißiger-Jahren kann man sich am Ofen wärmen und abwarten, wenn es draußen wieder mal stürmt und der Wind sein Werk verrichtet.
Buch-Tipp
Viel Wissen und Geschichte(n) über die Schweizer Gletscher, viele Tipps für weitere Wanderungen zu den eindrücklichsten Gletscherlandschaften der Schweiz und die ganze spannende Geschichte der Dakota am Gauligletscher finden sich in „Welten aus Eis“ von Caroline Fink, erschienen 2016 im AT Verlag.
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