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Berg-Know-How

Angst vor Schlangen?

• 16. September 2020
4 Min. Lesezeit
von Christina Schwann

Ist man am Berg unterwegs, kann es durchaus vorkommen, dass man gelegentlich einer Schlange begegnet. Aber muss man überhaupt Angst vor ihnen haben? Ist jede Schlange giftig und was kann man im Fall eines Bisses tun? Christina Schwann klärt auf.

Die Satinierte Papagei Schlange ist in unseren Gefilden zwar nicht heimisch, schön anzusehen ist sie trotzdem – aber bitte nicht füttern
Foto: mauritius images / Steve Bloom Images / Joe McDonald
Die Satinierte Papagei Schlange ist in unseren Gefilden zwar nicht heimisch, schön anzusehen ist sie trotzdem – aber bitte nicht füttern
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Viele Menschen haben Angst, unerwartet einer Schlange zu begegnen und vielleicht sogar gebissen zu werden. Tatsächlich sind Bissverletzungen aber eher selten. In Österreich müssen jährlich ca. 40 Personen nach einem Schlangenbiss stationär aufgenommen werden.

Giftig oder ungiftig?

Viele Menschen gehen davon aus, dass Schlangen generell giftig und gefährlich sind. Man sagt sogar, dass ein Traum, in dem Schlangen vorkommen, auf unehrliche und hinterhältige Menschen im Umfeld hindeutet. Es scheint, als könne die Schlange ihr schlechtes Image, das ihr bereits in der biblischen Schöpfungsgeschichte verpasst wurde, einfach nicht loswerden. Dazu aber gleich die Entwarnung: Nur drei der in den Alpen vorkommenden Arten, und eine davon gilt praktisch als ausgestorben, sind giftig, wobei ihre Bisse unter normalen Umständen nicht lebensbedrohlich sind (dazu später noch mehr).

Ungiftige Schlangen in den Alpen

Zu den ungiftigen Schlangenarten zählen die Vertreter der Nattern. Sie haben keine Giftzähne, große Augen und ihre Pupillen sind rund oder oval. Zu ihnen gehören die Vertreter der Echten Nattern und jene der Wassernattern: Die Schlingnatter bevorzugt offenes, besonntes Gelände mit vielen Verstecken, die Äskulapnatter besonnte Gebiete an Flussufern und Auwäldern und ist mit 140 bis 160 cm sehr lang. Die Gelbgrüne Zornnatter kommt in Österreich und Deutschland nicht mehr vor. Ringelnatter, Barrenringelnatter, Würfelnatter und Vipernatter (kommt in Ö und D nicht vor) gehören zu den Wassernattern. Die Ringelnatter bevorzugt feuchte Wiesen und Wälder in der Nähe von Gewässern. Die Würfelnatter findet man an den Ufern langsam fließender Gewässer mit viel Ufervegetation. Und weil sie aussieht, wie eine Schlange, sei sie kurz erwähnt: die Blindschleiche – die zu den Echsen gehört und daher keine Schlange ist und natürlich komplett ungefährlich ist.

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Die gemeine Blindschleiche in ihrem natürlichen Habitat
Foto: Christina Schwann, ökoalpin
Die gemeine Blindschleiche in ihrem natürlichen Habitat

Giftige Schlangen in den Alpen

Die Familie der Ottern oder Vipern stellt die giftigen Schlangenarten, die über Röhrengiftzähne verfügen. Zu ihnen gehören folgende in den Alpen vorkommende Arten:

Kreuzotter

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Sie kommt gerne im Bereich von Mooren, Sümpfen, Bergwiesen und im Bereich der Baumgrenze vor. Nicht selten sonnt sie sich auf warmen Steinen direkt am Weg. Die Kreuzotter wird im Schnitt zwischen 50 und 70 cm lang, ihre Grundfärbung ist sehr unterschiedlich (von silbergrau bis schwarz) und sie trägt ein dunkles Zick-Zack-Band auf dem Rücken. In den Alpen kommt sie bis in eine Höhe von 2.500 m vor. Ihr Biss kann sehr schmerzhaft sein – ein typisches Zeichen sind die zwei symmetrisch auseinanderliegenden Einstichwunden.

Die Vipera berus oder auch Kreuzotter genannt ist in den Alpen keine Seltenheit
Foto: mauritius images / Sue Demetriou /
Die Vipera berus oder auch Kreuzotter genannt ist in den Alpen keine Seltenheit

Sandotter oder Hornotter

Sie liebt trockene Gebiete wie Geröllhalden, Buschwerk, lichte Eichenwälder oder auch Steinmauern. Weiter im Süden findet man sie aber auch gerne an Flussufern oder Teichen. Die Sandotter erreicht eine Länge von bis zu 95 cm, ihre Grundfarbe variiert stark von zumeist grau bis gelblich oder rotbraun mit Zick-Zack- oder Rautenband auf dem Rücken. Ihr dreieckiger Kopf ist deutlich vom Rumpf abgesetzt, sie hat ein auffälliges Horn an der Schnauze und kräftige Leisten über den Augen. Man trifft sie vor allem auf der Südseite der Alpen an. Ihr Biss trägt starkes und für den Menschen gefährliches Gift.

Wiesenotter

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Sehr selten, liebt steppenartiges Gelände mit feuchten Stellen oder Wasserläufen. In Österreich gilt sie als ausgestorben und spielt im alpinen Raum keine Rolle. Sie ist die kleinste europäische Giftschlange mit einer maximalen Länge von 50 cm. Ihre Grundfarbe ist braun oder grau, manchmal sogar dunkelgelb und über ihren Rücken verläuft ein Zick-Zack-Band.

Ein ausgewachsenes Exemplar der Wiesenotter (Vipera ursinii) sitzt auf einem Felsen und sonnt sich im Gran-Sasso-Nationalpark in den Abruzzen, Italie​n
Foto: mauritius images / imageBROKER / Emanuele Biggi/FLPA
Ein ausgewachsenes Exemplar der Wiesenotter (Vipera ursinii) sitzt auf einem Felsen und sonnt sich im Gran-Sasso-Nationalpark in den Abruzzen, Italie​n

Drei einfache Vorsichtsmaßnahmen

Ist man im Sommer in den Bergen unterwegs, sollte man folgende drei Empfehlungen beachten:

  1. Sicheres, festes Auftreten: Schlangen spüren die Vibration und flüchten in der Regel, bevor man sie sieht.
  2. Immer auf den Boden schauen, um nicht auf eine Schlange zu treten.
  3. Vorsicht beim Umdrehen von Steinen, Holzsammeln oder Beeren pflücken.
  4. Beim Klettern, wenn möglich, Griffe und Tritte – klassischerWeise Löcher und Ritzen – vorher anschauen.

Was tun bei einem Schlangenbiss?

Wird man dennoch von einer Schlange gebissen, sollte man prinzipiell Ruhe bewahren, zumal das Gift meist nicht lebensbedrohlich ist. Meist schwillt das Gewebe rund um den Biss stark an, wird rot und schmerzt erheblich. In einigen Fällen können aber auch allergische Reaktionen (Anschwellen des Gewebes im Bereich der Augen, der Oberlippe, der Zunge und des Kehlkopfes), Atem-Kreislauf-Störungen (Herzrasen, Blutdruckabfall) oder Schockverhalten auftreten und dann spricht man durchaus von einem Notfall. Einen Schlangenbiss bei Kindern sollte man definitiv nie auf die leichte Schulter nehmen.

Nicht jeder Schlangenbiss fällt so zärtlich aus, wie dieser von einer jungen Eidechsennatter
Foto: mauritius images / Marcos Veiga / Alamy
Nicht jeder Schlangenbiss fällt so zärtlich aus, wie dieser von einer jungen Eidechsennatter

Folgendes ist zu tun:

  • Verletzten Körperteil ruhigstellen
  • Betroffene Person beruhigen
  • Kalte Umschläge auf die Bissstelle legen
  • Eventuell Schocklagerung
  • Je nach Beschwerden entweder einen Notruf absetzen oder selbstständig Arzt aufsuchen

Keinesfalls sollte man die Wunde aussaugen oder abbinden!

Im Krankenhaus bzw. beim Hausarzt wird der Arzt die Wunde erstversorgen, Schmerzmittel verabreichen und gegebenenfalls Kreislaufprobleme behandeln. Die Verabreichung eines Antiserums ist bei den uns heimischen Giftschlangen nicht gängig und in den überwiegenden Fällen auch nicht notwendig. Wieviel Gift man tatsächlich abbekommen hat, hängt auch immer von der Art des Bisses und der aktuellen Füllung der Giftzähne ab. Hat die Schlange eben erst Beute gemacht, sind die Giftzähne praktisch leer. In der Tat handelt es sich in etwa 50 % der Fälle um „leere“ oder „trockene“ Bisse, bei denen so gut wie kein Gift in den Körper abgegeben wird.

Fazit

Es gibt keinen Grund große Angst vor unseren heimischen Schlangen zu haben. Wenn man eine sieht und sich ihr vorsichtig nähert, ist sie auch sehr schön anzusehen, aber bitte nicht mit einem Stock oder ähnlichem belästigen! Sie sind mit Sinnesorganen bestens ausgestattet, vor allem der Geruchsinn ist sehr stark ausgeprägt. Ihre Haut ist trocken und warm (die Schuppen glänzen, sind aber nicht nass) und alle Schlangen können auf elegante Art und Weise schwimmen.

Darüber hinaus kommt der Schlange im Ökosystem eine wichtige regulierende Funktion als Räuber zu, daher sind alle Schlangen streng geschützt. Dennoch kann man selbst in Schutzgebieten, wo sich das Habitat eigentlich kaum ändert, vielfach einen Rückgang der Populationen beobachten. Also, aufmerksam durch die Berge gehen, aufpassen beim Spielen in Steinhalden und beim Beerenpflücken, sich aber freuen, wenn man das Glück hat, eine Schlange beobachten zu dürfen.

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