Wie weit kann man in den Bergen sehen?
Foto: Daniel Kubera / Rauf und Davon
von Daniel Kubera
Kennt ihr das? Man steht an einem klaren Tag auf dem Gipfel, lässt seinen Blick in die Ferne schweifen und fragt sich, wie weit man wohl sehen kann. Wir haben bei UBIMET-Meteorologe Nikolaus Zimmermann nachgefragt.
Die Fernsicht hängt von vielen Faktoren ab. Höhe, Luftfeuchtigkeit und Standort beeinflussen beispielsweise, wie weit wir in den Bergen sehen können. Da die Zusammenhänge jedoch ziemlich komplex sind, lassen wir am besten den Experten zu Wort kommen.
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Bergwelten: Nikolaus, kannst du uns erklären, was die maximal mögliche Fernsicht beeinflusst?
Nikolas Zimmermann: Die maximal mögliche Fernsicht hängt in erster Linie von der Erdkrümmung und der Höhe ab. So entfernt sich der sichtbare Horizont mit zunehmender Beobachtungshöhe. Außerdem spielt die unterschiedliche Dichte der Luft in Abhängigkeit von der Höhe eine Rolle: Sie führt nämlich zu einer Änderung des Brechungsindexes der Luft entlang des Strahlverlaufs. Damit bewirkt sie eine bogenförmige Krümmung des Strahls zur Erdoberfläche hin, weshalb entfernte Gegenstände höher erscheinen können, als sie tatsächlich sind.
Hast du ein Beispiel dafür?
Ein Spezialfall ist die „astronomische Refraktion“. Sie führt dazu, dass der obere Rand der Sonne sichtbar wird, obwohl er sich tatsächlich noch knapp unterhalb des Horizonts befindet. Bei wolkenlosem Himmel ist die Sonne also schon ein paar Minuten vor dem tatsächlichen Sonnenaufgang zu sehen.
Wann und wo hat man die beste Fernsicht?
Die beste Fernsicht gibt es meistens im Herbst und Winter von exponierten, hohen Bergen am Rande eines Gebirges, wenn man von dort aus über eine Ebene hinweg zu einem anderen Gebirge blicken kann. Dabei gilt: Je trockener die Luft ist, umso weiter kann man sehen.
Und jetzt zur Frage der Fragen: Wie weit kann man in den Alpen bei idealen Verhältnissen sehen?
In den Alpen sind an manchen Standorten bis zu 300 Kilometer Sichtweite möglich. So kann man beispielsweise bei perfekten Bedingungen von den Ligurischen Alpen über die Po-Ebene hinweg den Adamello in den Südalpen erspähen.
Was sind deiner Erfahrung nach die besten Aussichtsgipfel der Alpen?
Es gibt viele gute im Ostalpenraum, wie etwa die Berninagruppe, die Adamellogruppe, die Wildspitze, den Großvenediger, den Großglockner, den Säntis, die Zugspitze, den Hochkönig, den Dachstein oder auch den Schneeberg und den Triglav.
Vielen Dank Nikolaus! Damit hast du uns die Frage nach der maximalen Fernsicht ein für alle Mal beantwortet – und wir haben auch gleich noch ein paar neue Gipfelziele auf unserer Bergwunschliste notiert.
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Vom Stephansdom zum Glockner
An klaren Tagen kann man also mehr als 300 Kilometer weit sehen. Damit man sich das vorstellen kann, ein kleines Gedankenexperiment: Würde der Turm vom Stephansdom hoch genug sein, könnte man theoretisch mit freiem Auge den Glockner sehen und mit einem richtig starken Teleskop die Bergsteiger am Gipfel beobachten. Zwischen dem höchsten Berg Österreichs und Wien liegen nämlich ziemlich genau 300 Kilometer Luftlinie.
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