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How To fahrRad

Endlich Durchblicken: Die richtige Sonnenbrille fürs Rad

• 7. August 2023
6 Min. Lesezeit

Schnelle Brillen haben im Radsport Tradition. Aber warum ist eine schnittige Form überhaupt sinnvoll? Hat die Tönung des Glases auch etwas mit dem Schutz zu tun? Und sind teure Brillen automatisch besser? Unsere Autorin verschaff sich im Video-Tutorial den Durchblick!

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Foto: Julian Rohn
Das Angebot auf dem Brillenmarkt riesig. Aber woran erkennt man die Qualität?
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Text: Anke Eberhardt, Fotos: Julian Rohn

Zu Beginn muss Mama direkt den Zeigefinger heben. Denn so sehr man sich beim Radfahren über Sonnenschein freut: Wenn man die Augen zu lange UV-Strahlung aussetzt, kann das wortwörtlich ins Auge gehen – bis zur Erblindung.

Auf dem Rad keine Sonnenbrille zu tragen, ist also ebenso unklug wie keinen Helm. Manche Menschen behaupten ja auch, sonnenunempfindlich zu sein. Aber UV-Strahlung kann man nicht spüren. Und selbst wenn die Augen nicht weh tun, können sie trotzdem geschädigt werden.

Und das gilt sogar bei schlechtem Wetter: auch bei bewölktem Himmel ist man vor UV-Strahlung nicht sicher und selbst im Schatten kommen noch 90% der Strahlen durch. Wer gern Pässe fährt: Im Gebirge ist die Strahlendosis noch größer. Pro 1.000 Höhenmeter steigt die UV-Belastung um 10-20 Prozent. In kurz: Eine Sonnenbrille ist Pflicht. Zeigefinger runter.

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Kurzer Grundkurs zum Thema UV-Strahlung

Vor dem Kauf sollte man immer als Erstes den UV-Schutz prüfen. Dafür wird UV-absorbierendes Glasmaterial verwendet oder eine UV-Schutzschicht auf das Brillenglas aufgetragen. Beides ist genauso unsichtbar wie die UV-Strahlen selbst. Wenn man nicht gerade für 2,99 an der Tankstelle kauft, kann man sich bei vertrauenswürdigen Shops und Markenherstellern aber auf die Angaben verlassen.

Was man allerdings wissen sollte: das CE-Prüfzeichen garantiert nur Schutz bis UV380. Aber gerade beim Fahrradfahren, wo man oft stundenlang in der Sonne unterwegs ist, sollte man besser zu Modellen mit UV400 oder 100% UV-Schutz greifen. Pardon, liebe EU-Norm!

Tipp: Wer schon eine Sonnenbrille hat und nicht weiß, was sie taugt: Bei vielen Optikern kann man kostenlos Brillen auf ihren UV-Schutz checken lassen, auch wenn man sie nicht dort gekauft hat.

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Sollten eure Augen schon zu schlecht zum Lesen sein (oder ihr schlichtweg zu faul) – all das und noch viel mehr, wird auch im Video erklärt:

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Dunkles Glas = Mehr Schutz?

Größtes Missverständnis auf der Nase: Wie hell oder dunkel ein Glas getönt ist, hat nichts damit zu tun, wie gut es vor UV-Licht schützt. Die Tönung sorgt lediglich für Blendschutz vor sichtbarem Licht.

Und das kann bei Brillen mit schlechtem UV-Schutz gerade verheerend sein. Denn durch eine dunkle Tönung wird den Augen signalisiert: alles in Ordnung, ihr müsst nicht blinzeln oder zusammenkneifen! Dann weiten sich die Pupillen. Aber wenn das Glas keinen Schutz bietet, sind die Augen noch empfindlicher für eindringendes UV-Licht. Da ist es tatsächlich besser, gar keine Brille zu tragen. Denn dunkel getönte Brillen ohne UV-Filter schützen nicht nur nicht, sie schaden sogar, weil sie den natürlichen Schutzmechanismus der Augen austricksen.

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Bei Brillen mit gutem UV-Schutz kann man mit der Tönungsstärke hingegen hervorragend regeln, wie sehr das Nasenfahrrad abdunkelt. Die klassische Fahrradsonnenbrille für sonnige Tage findet man in der Regel in Tönungskategorie 3, wo 8-18% des Lichts durchgelassen würden. (Die Kategorien werden oft mit dem Kürzel KAT oder CAT angegeben.) Ein Allrounder, mit dem man aber auch bei Dämmerung oder schlechterem Wetter klarkommt, findet sich meist in Kategorie 2 mit 18 – 43% Lichtdurchlässigkeit.

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Foto: Julian Rohn
Wer die Wahl hat...

Bei den Farben gilt vor allem: Geschmacksache. Allerdings nicht nur. Schwarze Gläser sind zwar für pralle Sonne wunderbar, können bei wechselhaftem Wetter allerdings schnell zu dunkel werden. Flexibler sind leicht rötliche, blaue, grüne oder graue Gläser. Für sonnenarme Herbst- und Wintertage greife ich gern auch zur rosaroten Brille und für Bikepacking-Trips oder zum Pendeln eignen sich auch selbsttönende, photochromatische Gläser, weil sie sich an ein sehr breites Spektrum an Lichtverhältnissen anpassen können – und zwar mit ein und demselben Glas.

Noch ein Spar-Tipp: Wer gern mehrere Gläser mit verschiedenen Tönungen hätte, der Geldbeutel aber nicht 2 oder 3 Brillen hergibt: Bei manchen Herstellern bekommt man ein oder sogar zwei Wechselgläser gratis dazu. Oder gezielt für ein Modell entscheiden, bei dem man die Gläser wechseln kann und 1-2 Ersatzgläser für denselben Rahmen kaufen. Das spart Geld, das man in Gelato beim Boxenstopp investieren kann.

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Foto: Julian Rohn
Mit Wechselgläsern kann man den Einsatzbereich von ein- und demselben Rahmen vergrößern. Manche Hersteller bieten auch verschiedene Nasenpolster für besseren Sitz

Polarisierte Gläser

Auf der Suche nach einer neuen Sonnenbrille stellt man sich früher oder später die Frage: „Polarisierung: Braucht’s das?“ Und die einzig richtige Antwort ist: Jein.

Polarisierte Gläser verfügen über einen zusätzlichen Filter, der Reflektionen reduziert. Das kann man sich so ähnlich vorstellen wie die Lamellen bei einer Jalousie. Und das ist grundsätzlich eine gute Idee. Denn es sind ja nicht nur die Strahlen schädlich, die direkt von der Sonne ausgehen, sondern auch reflektierte Strahlen. Zum Beispiel von einer Schneedecke oder einer nassen Straße. Die können sage und schreibe bis zu 50 Prozent der gesamten UV-Belastung ausmachen!

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Foto: Julian Rohn
Special Effekts wie eine Kaleidoskop-Brille sollte man sich auf dem Rad gut überlegen – Polarisierung allerdings auch

Aber beim Radfahren können Reflexionen ja helfen, auf einer Straße nasse oder eisige Stellen zu erkennen. Ein Schlagloch wird bei Regen beispielsweise zur Pfütze. Wenn da die Reflektionen weggefiltert werden, sieht man mit einer polarisierten Brille im dümmsten Fall nur einen dunklen Fleck – und das ist gefährlich. Genauso wie es für einen Mountainbiker ja wichtig ist zu wissen, ob eine Wurzel trocken oder nass ist. Reflektionen können folglich auch helfen!

Polarisierte Gläser sind daher nicht per se besser als nicht-polarisierte. Wäre ich Anglerin, würde ich sofort zu einer polarisierten Brille greifen, um die Reflektionen auf dem Wasser zu reduzieren und besser unter die Oberfläche sehen zu können. Beim Radfahren verzichte ich allerdings darauf. Denn hier nützen mir Reflektionen mehr, als sie schaden. Und dank UV400 habe ich trotzdem guten Schutz.

Und Obacht: ob das Glas einer Sonnenbrille entspiegelt ist, hat nichts damit zu tun, ob es verspiegelt ist! Das sei nur am (Brillen)rand erwähnt...

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Foto: Julian Rohn
„Formschön“ ist im Fall von Sonnenbrillen nicht nur eine Frage des Geschmacks

Größe und (Pass-)Form

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten und das geht bei Bike-Sonnenbrillen besonders gut. Die schnittige Form der meisten Modelle hat allerdings auch eine Berechtigung. Fahrradsonnenbrillen umschließen das Gesicht meist mehr als Lifestylebrillen, damit auch jenseits von 50 km/h kein Wind an die Augen kommt. Oder Insekten.

Beim Anprobieren außerdem auf folgende Schlaumeier-Punkte achten: 

  • Die Gläser sollten groß genug sein, damit die Augen von allen Seiten abgedeckt sind und auch am Rand keine böse UV-Streustrahlung durchkommt.

  • Fahrradbrillen sollten über die Augenbrauen reichen. Sonst hat man in der Lenkerposition immer latent den Rahmen im Blickfeld. Wie ein Brett vorm Kopf.

  • Auch der Abstand zwischen Gesicht und Brille ist entscheidend. Je näher die Brille vor den Augen sitzt, umso weniger Wind und Licht kann rankommen. Gerade bei schmalen Gesichtern sollte man darauf achten, dass rechts und links nicht zu viel Abstand zwischen Gesicht und Bügeln ist, sonst zieht’s! (Von wackeln ganz zu schweigen.)

  • Aber der Rahmen sollte das Gesicht oben nicht berühren. Sonst läuft der Schweiß von den Augenbrauen das Glas hinunter oder es beschlägt.

Jetzt ist aber natürlich das Ding: Jedes Gesicht ist anders. Deswegen finde ich Brillentests, wo irgendjemand sagt „die oder die Brille sitzt super“ immer nur mäßig hilfreich. Am Ende muss jeder testen, ob das Wunschmodell auch zum eigenen Stupsnäschen passt. Und nicht zuletzt: Nicht jede Brillenform schließt gut mit jeder Helmform ab. Die Brille deswegen immer zusammen mit dem Helm testen. Ich bin schon öfters mit dem Rennradhelm durch die Fußgängerzone geschlendert. Ohne Rad. Sicher ist sicher!

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Foto: Julian Rohn
Bei manchen Brillen sticht freilich schneller ins Auge, ob sie zum Radfahren geeignet sind oder nicht – aber auch bei Sportbrillen lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

Tipps für einen Materialcheck, Gewichtsbereiche und Spezialeffekte wie Oakley Prizm gebe ich ausführlich im Video. Da hat man wortwörtlich den besseren Durchblick, wenn man die Infos sieht, als wenn man sie liest.

Die gute Nachricht zum Schluss: Tests vom Bundesamt für Strahlenschutz haben ergeben, dass auch Billigbrillen manchmal gut schützen. Und umgekehrt gibt‘s auch unter teuren Markenmodellen Nieten. Die schlechte Nachricht: Dafür braucht es professionelle Labortests, die ich vor dem Holzstadl leider nicht durchführen konnte. Pauschale Aussagen sind also schwierig.

Mit den geballten Infos zum Selbstcheck im Video, einer Test-Recherche des Wunschmodells im Internet und einem vertrauenswürdigen Hersteller oder fähigen Optiker sollte aber jeder die perfekte Sonnenbrille für die nächsten Radtour finden können. Ob sie vor lauter Vorfreude auf das alkoholfreie Radler dann auch Bierkrug-Form hat, ist dann wieder Geschmacksache...

In diesem Sinne: Prost und Happy Cycling!

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Foto: Julian Rohn
Prost und Happy Cycling!

Weitere Tutorials zum Thema Radfahren, wie man ohne Anfängerfehler einen Schlauch wechselt und was ein Mini-Pony mit der Sattelhöhe zu tun hat: bei „How to fahrRad“. Der ersten Fahrrad-Tutorial-Serie, deren Kernkompetenz auf Inkompetenz beruht.

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Und hier zum Instagram-Profil unserer Autorin – inklusive ihrer Online/Offline Bergwelten-Kolumne.

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