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How To fahrRad

Bikepacking: Was braucht’s zum Campen mit dem Rad?

• 17. April 2024
5 Min. Lesezeit
von Anke Eberhardt

Vor ihrem ersten Bikepacking-Trip wusste unsere Autorin nicht, was anstrengender ist: Das Camping-Equipment mit den Waden fortzubewegen, oder sich bei der riesigen Auswahl an Produkten zurechtzufinden. Warum sollte man beim Zelt auf die Länge des Gestänges achten? Wieso kann eine Isomatte wichtiger für die Wärme sein als ein Schlafsack? Und warum macht Daune oder Synthetik einen wortwörtlich riesigen Unterschied? Hier gibt’s Orientierung im Camping-Produktdschungel!

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Foto: Julian Rohn
Das Überangebot an Camping-Produkten kann ermüdend sein. Aber mit den richtigen Infos schläft man umso besser
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Eigentlich wollte ich nur eine Mehrtagestour mit dem Fahrrad machen und keine Doktorarbeit in Sachen Wärmedurchgangswiderstand, Bauschkraft und Wassersäule schreiben. Wer nicht frieren, nass werden oder mit Rückenschmerzen nach Hause kommen will, muss sich aber wohl oder übel mit Camping-Produkten beschäftigen, bevor es das erste Mal zum Bikepacking geht.

Was sind die Besonderheiten beim Campen mit dem Rad? Braucht man ein Zelt, reicht ein Biwaksack oder gar ein Tarp? Und bei welchen Funktionen kann man Abstriche beim Preis machen und wo lohnt es sich zu investieren? Ich war völlig aufgeschmissen.

Für mein YouTube-Tutorial habe ich deswegen mit einem halben Dutzend Menschen gesprochen, die sich besser auskennen als ich. Wer lieber Videos anschaut als Artikel liest, klickt einfach hier:

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Für alle Leseratten hier in jeder Produktkategorie ein paar Highlights, auf die man achten sollte.

Zelt

Bei Zelten gibt es gefühlt so viel Auswahl wie bei Fahrrädern. Ich würde mich immer für ein Doppelwandzelt entscheiden. Die sind zwar im Packmaß größer und schwerer als Einwandzelte, aber man hat kein Problem mit Kondenswasser, weil das am wasserdichten Außenzelt kondensiert und im Innenzelt aus Netzstoff bleibt’s schön trocken.

Ein Zelt, das aus einem trennbaren Innen- und Außenzelt besteht, ist praktisch. So kann man in einer lauen Sommernacht auch nur das Innenzelt aufbauen, um vor Insekten geschützt zu sein und hat Blick auf die Sterne. Außerdem lässt es sich gut auf zwei Räder aufteilen: einer nimmt das Innenzelt und Gestänge, der andere das Außenzelt und die Heringe.

Denn: grundsätzlich immer vor dem Kauf an den Transport denken! Und da ist das Gestänge oft ein Problem, weil es bei normalen Zelten zu lang für Fahrradtaschen sein kann. Deswegen haben spezielle Bikepacking-Zelte kürzere Streben, die man zum Beispiel auch zwischen den Lenker eines Gravelbikes oder Rennrads bekommt.

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Foto: Julian Rohn
Kurzes Zeltgestänge: Ein kleiner aber riesiger Unterschied!

Tipp: Bei den Gewichtsangaben nachschauen, ob Heringe etc. mitgewogen wurden! Sonst vergleicht man am Ende Äpfel mit Wassermelonen.

Schlafsack

Die grundlegende Entscheidung in Sachen Outdoor-Bettdecke ist: Daune oder Synthetik? Ich bin Team Daune, gerade fürs Bikepacking. Denn Daunen haben das beste Packmaß, weil sie sich extrem klein zusammenquetschen lassen und sind sehr leicht. Da kann man sich im Verhältnis zu Synthetik in beiden Punkten manchmal bis zur Hälfte sparen.

Daunen haben außerdem die beste Isolationsfähigkeit. Aber: bei Nässe fallen sie zusammen und verlieren besagte Fähigkeit. Wer in der Regenzeit durch Nicaragua fahren will, sollte das bedenken.

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Foto: Julian Rohn
Auch auf die Länge der Reißverschlüsse sollte man achten, damit es im Hochsommer in der „Penntüte“ nicht zu heiß wird.

Kunstfaser ist im Vergleich zu Daune billiger, robuster, pflegeleichter und unbedenklich was das Tierwohl anbelangt. Plus: isoliert auch im nassen Zustand und trocknet schneller – obwohl Nässe natürlich trotzdem vermieden werden sollte.

Nachteile: Kunstfaser ist wesentlich schwerer, nicht so klein komprimierbar, hat nicht so eine Wärmeleistung und kein so schönes Schlafklima wie Daune. Aber unter uns: Das ist wirklich Geschmacksache welche Eigenschaften einem da wichtiger sind! Nur das Packmaß lässt sich einfach nicht wegdiskutieren...

Wichtig: Immer an den angegebenen Komforttemperaturen orientieren. Nicht am Extrembereich. Wir wollen ja entspannt schlafen und nicht nur gerade so dem Tod entkommen.

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Foto: Julian Rohn
Stopfen, nicht rollen, lautet die Devise bei Daune!

Tipp: Daunenschlafsäcke immer in den Packsack stopfen, nicht rollen. Beim Rollen zerreißt man sonst eventuell die Daunen im Inneren und mindert so die Wärmeleistung. Und morgens vor dem Einpacken auslüften oder mittags nochmal in die Sonne hängen. Dann fängt nichts an zu müffeln.

Isomatte

Auch der beste Schlafsack bringt nichts, ohne eine gute Isomatte. Denn auf der Schlafsackunterseite liegt man die Füllung platt und ohne anständige Matte hat man dort sofort eine Kältebrücke. Über eine Matte kann man oft mehr Wärme rausholen als durch einen dickeren Schlafsack! Und man ist flexibler. Dann muss man eventuell nicht zum teuren Winterschlafsack greifen, der eh nur selten zum Einsatz kommt.

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Foto: Julian Rohn
Auf der Suche nach der perfekten Isomatte? Dann sollte man wissen, was ein R-Wert ist.

Für Bikepacking am besten geeignet, sind Isomatten zum Aufblasen, aka Thermo-Luftmatratzen. Selbstaufblasbare Luftmatratzen sind zum Beispiel viel zu groß und schwer. Bevor man zu winzigen Ultralight-Modellen greift, sollte man allerdings abwägen:
Gewicht + Packmaß im Vergleich zu Isolationsfähigkeit + Komfort.

Für mich steht bei einer Matte nämlich nicht das Gewicht an erster Stelle bei der Kaufentscheidung. Sondern: Der richtige R-Wert! Fachbegriff „Wärmedurchgangswiderstand“. Der gibt an, wie sehr eine Matte die gute Körperwärme isoliert und die böse Kälte von unten abhält.

• Ein R-Wert unter 2 ist nur für den Hochsommer geeignet

• Ein R-Wert von 2 bis 4 für Frühling bis Herbst.

• Über 4 wird‘s wintertauglich – je nach Kälteempfinden. Für Frostbeulen wie mich sollte der R-Wert aber das ganze Jahr nicht unter 4 liegen.

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Foto: Julian Rohn
Pump up the Jam! Aber nur mit einem Pumpsack.

Tipp: Die Matte nicht mit dem Mund aufpumpen, sondern mit einem Pumpsack. Dann kommt keine Feuchtigkeit ins Innere. Sonst kann sich wenn’s blöd läuft Schimmel bilden, das Teil wird schwerer und bei Frost hat man Eis in der Matte. Oft ist der Packsack der Matte auch direkt ein Pumpsack. Wenn nicht, man kann einen separaten Pumpsack auch als Packsack, zum Beispiel für den Schlafsack verwenden. Damit Minimalisten wegen den paar zusätzlichen Gramm nicht leiden müssen.

Kocher und Geschirr

Brauchst du eh nur heißes Wasser für Kaffee oder gefriergetrocknetes Essen? Dann würde ich einen Systemkocher einpacken. Also Kocher mit integriertem Topf. Bei Systemkochern ist der Vorteil, dass die Flamme vor Wind geschützt ist und die Hitze direkt an den Topf kommt, was Brennstoff spart. Außerdem sind sie nicht so wackelig wie Kocher mit separatem Topf.

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Foto: Julian Rohn
Wer viel pedaliert, muss viel essen. Allerdings bedeutet die Outdoor-Küche immer viel Extragewicht. Schlaue Lösungen sind deswegen wichtig.

Wer mit klassischen Gaskochern unterwegs ist: immer auch einen Windschutz aus Alufolie mitzunehmen, weil man damit Zeit und enorm Gas spart. Sonst muss man irgendwann eine zusätzliche Kartusche einpacken, die mehr Gewicht und Platzbedarf bedeutet.

Bei Töpfen gibt es clevere Lösungen wie integrierte Wärmetauscher. Die nutzen die Hitze des Kochers bis zu 50 Prozent effizienter. Gerade auf längeren Touren kann man dadurch eventuell mit einer Gaskartusche weniger auskommen. Und: Falttöpfe- und Schüsseln sollten in der Wertschätzung knapp nach der Erfindung der Glühbirne kommen. Grandios!

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Foto: Julian Rohn
Falten spart enorm Platz! Bei Camping-Töpfen wie bei Hundenäpfen.

Tipp: In Europa sind Gaskartuschen meist überall gut erhältlich. Es gibt allerdings unterschiedliche Verschlüsse! Also immer drauf achten, dass die Kartusche zum Kocher passt. Und Achtung vor Campinggaz in Frankreich, das ist ein anderes System.

Schlaumeiern zum Schluss

Und noch ein sehr gut gemeinter Rat: Vor dem ersten Trip das neue Equipment auf jeden Fall mal eine Nacht im Garten oder sonstwo testen! Nichts ist unangenehmer, als in der Dämmerung panisch das Zelt aufzubauen und zu merken, dass man nicht weiß wie. Und das sage ich aus beschämender Erfahrung.

Aber die Hauptsache ist: MACHEN. Besser mit dem Billig-Schlafsack losziehen, als gar nicht. Und wenn man ein paar Mal unterwegs gewesen ist, merkt man auch, was man wirklich braucht und was nicht.

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Foto: Julian Rohn
In diesem Sinne: Happy Cycling!

Weitere Tutorials zum Thema Radfahren, wie man ohne Anfängerfehler einen Schlauch wechselt und was ein Mini-Pony mit der Sattelhöhe zu tun hat: bei „How to fahrRad“. Der ersten Fahrrad-Tutorial-Serie, deren Kernkompetenz auf Inkompetenz beruht.

Hier geht’s zum YouTube-Kanal.

Und hier zum Instagram-Profil unserer Autorin – inklusive ihrer Online/Offline Bergwelten-Kolumne.

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