Australien – in Crocodile Dundee`s Heimat
Krokodile, Hitze, apokalyptische Brände: Australien präsentiert sich den Bus-Weltreisenden Leander, Maria und Lennox von seiner extremen Seite. Die Schönheit des roten Kontinents entdecken sie aus der Ferne und im Kleinen.
Nach dem bestandenen Quarantänecheck im Einreisehafen Melbourne beginnen wir das Abenteuer Australien entspannt mit einem Pet-Sitting-Job in Melbourne.
Die Stadt besticht durch alte viktorianische Gebäude, die gekonnt mit moderner Architektur kombiniert werden. Sie wirkt sauber und gepflegt. Die Bewohner kommen aus aller Herren Länder. Ein „Good day, how are you doing?“ hört man überall, doch mehr als ein oberflächlicher Gruß steckt nicht dahinter.
Wir sind 16.000 Kilometer von zu Hause entfernt, aber es geht noch mehr: rüber auf den Südzipfel der vorgelagerten Insel Tasmanien, liebevoll „Tassie“ genannt. Dann kommt nur noch die Antarktis.
Trotz Sommer bleiben Touristenströme aus. Im Osten ringen Postkartenstrände um den ersten Platz beim Schönheitswettbewerb. Der Sieger ist eindeutig die Bay of Fires. Weit vom Meer sind ihre feuerroten Felsen zu erkennen, die von glasklarem Brandungswasser umspült werden. Doch die Idylle trügt, das Wasser ist eisig und nur im Wetsuite zu ertragen.
Der Westen der Insel ist gebirgig-rau. In höheren Lagen liegt noch Schnee. Oft trägt man Bikini und Winterjacke am selben Tag.
Beliebt auf Bergwelten
Traumstrände und Schnee
Das Inselvolk wird gerne als langsam und rückständig bezeichnet – fern jeder Hektik und Betriebsamkeit – , aber uns gefällt das. Der tasmanische Tiger, ein Beutelwolf, bleibt auch für uns ein Mythos, den wir nicht zu Gesicht bekommen. Dafür dürfen wir ein seltenes Schnabeltier beobachten, das auf der Insel endemisch ist.
Zurück auf dem Hauptland winden wir uns entlang der 243 Kilometer langen Great Ocean Road Richtung Süden. Und wir sind nicht die Einzigen – ein Australien-Road-Trip gehört zu den großen Lebensträumen vieler Reisender. Jährlich schieben sich sieben Millionen Touristen über die Straße. Ziel der Mission: ein Foto der 12 Apostel, eine Steinformation, die aus dem Meer ragt.
Auch beliebt
Jeder will die tollen Fotos, doch wenige interessieren sich für die Geschichte des Kontinentes, die sehr jung ist. Um 1700 breiteten sich die Europäer aus und vertrieben bzw. töteten die Aborigines, die indigene Bevölkerung. Heute leben die Ureinwohner in zugewiesenen Homelands, weit entfernt von ihren natürlichen Wurzeln. Als Wiedergutmachung reagiert die australische Regierung mit riesigen Finanzspritzen, die die Indigenen nur weiter in Abhängigkeit und Aussichtslosigkeit drängen.
Hinter der Kulisse
Man glaubt es kaum: Trotz der schier endlosen Weite des Landes kämpfen wir mit echten Parkproblemen. Der Großteil des Terrains ist Weideland oder Nationalpark-Gebiet – in beiden Fällen lässt sich unsere Akela nicht einfach so abstellen. Wir werden mit der Zeit ziemlich gut im Versteckenspielen: Licht aus, Klappe zu. Meistens funktioniert es.
Seit Tagen befinden wir uns im Landesinneren, auch Outback genannt, das zu rund 90 Prozent aus trockenem Weideland, Steppe und Wüste besteht. Temperaturen um die 60 Grad sind keine Seltenheit. Zusätzlich zur Hitze begleiten uns ab der Opal-Welthauptstadt Coober Pedy die Buschfliegen. Penetrant belagern sie Augen-, Nasen- und Mundbereich und sind nur mit Schutznetzen in Schach zu halten. Mit den ersten Siedlern und deren Rindern kamen auch die ersten Fliegen, die zunehmend zur Plage wurden.
Natürlich besuchen wir auch Australiens berühmteste Sehenswürdigkeit. Nüchtern betrachtet ist Ayers Rock – oder Uluru, wie ihn die Ureinwohner nennen – nur ein Monolith. Für die Aborigines ist der Felsen aber heilig. Viele Geschichten, die über ihn erzählt werden, lassen den Ort geheimnisvoll und mystisch wirken, was die meisten Touristen nicht davon abhält, ihm sehr nahezukommen. Kurz nach unserem Besuch lässt die Regierung die angebrachten Metallketten entfernen – das Besteigen des Felsens wird verboten. Wir finden das richtig. Man trampelt nicht auf Heiligtümern anderer Kulturen herum, das verbietet der Respekt.
Wüstenhitze und Krokodile
Im Outback glüht die Sonne mit dem roten Sand um die Wette. Es ist sengend heiß, auch nachts. Tapfer harren wir ohne Klimaanlage aus. Abkühlung versprechen sogenannte Rock Pools in Nationalparks wie Karijini oder Kakadu, die mit frischem Süßwasser gefüllt sind: Krokodile inklusive.
Australiens Fauna finden wir nicht so giftig, wie immer erzählt wird. Bedachte Schritte und ein gewisses Basiswissen über alles, was kriecht und fleucht, hilft definitiv.
Die Westküste Australiens wird uns wegen ihrer menschenleeren Strände und der bombastischen Unterwasserwelt in Erinnerung bleiben. Böse Zungen behaupten, dass die Menschen dort dem Zeitgeist mindestens zwanzig Jahre hinterherlaufen. Wir finden das nicht schlimm, das ist gerade das Charmante an dieser Region.
Der Norden ist nicht jedermanns Sache: Tropische Temperaturen, Wasserknappheit, Wirbelstürme, Dürren, Verwüstung, Buschbrände, Flutwellen und Salzwasserkrokodile geben ihr Bestes, das Leben nicht langweilig werden zu lassen. Dennoch zieht es viele australische Familien in die ungastliche Gegend. Der Grund sind Eisenerz-Minen, in denen gutes Geld verdient werden kann.
Es ist Mitte Oktober, seit Wochen bauen sich über uns heftige Gewitterwolken auf und entladen sich mit Blitzen. Rauch liegt in der Luft. Wir erfahren von Buschfeuern. Australien braucht das Feuer. Viele Pflanzen öffnen ihre Blüte nur in der Hitze, um die enthaltenen Samen freizugeben.
Doch 2019/20 trifft es den Kontinent besonders hart. Eine Verknüpfung unglücklicher Umstände führt zu den schlimmsten Buschfeuern der Geschichte.
Wir sind mittendrin im lodernden Pott. Viele unserer geplanten Etappen werden durch Straßensperren oder Umleitungen gestoppt. Ganze Bezirke und Städte werden evakuiert. Rauch-geschwängerte Luft erschwert das Atmen. Obwohl wir die Flammen nicht sehen, hören wir es Knistern und Krachen. Die Luft flimmert in der Hitze. Nachts plagen mich Träume, die davon handeln, dass wir vom Feuer überrascht werden.
Mitten im Feuer
Australien brennt zehn Monate lang. 33 Menschen und rund 3 Milliarden Tiere kommen dabei ums Leben. Die finanziellen Schäden gehen in die Milliarden Dollar, persönliche Verluste sind kaum zu beziffern.
Über Wochen schlängeln wir uns zwischen den Bränden die Ostküste Richtung Melbourne entlang, dabei passieren wir unbeachtet das Great Barrier Rief und die Whitsunday Islands. Erst in Sidney entspannt sich die Lage und wir sind sicher. Ein Blick auf Sidneys ikonisches Opernhaus lenkt kurz vom Geschehen der vergangenen Wochen ab.
Die übrige Zeit verbringen wir bei unserer Lieblingsfamilie Lazos&Cidoni in Melbourne. Gemeinsam feiern wir unser zweites Weihnachten in Australien und sind einfach nur glücklich.
Auf bergweltencom erzählen uns Leander, Maria und Lennox (Akela) regelmäßig von den einzelnen Etappen ihres Weltreise-Abenteuers im Truck – bleibt also dran!