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Bergberuf: Wie wird man Bergretter?

Wissenswertes

4 Min.

25.09.2017

Foto: ÖBRD

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„Bergretter bist du aus Berufung“, stellt Franz Lindenberg gleich zu Anfang fest. Er ist Präsident des Bundesverbands der Österreichischen Bergrettung (ÖBRD) und verantwortlich für sieben Landesorganisationen. Es gibt zwar rund 12.600 Bergretter in Österreich, aber nur eine Handvoll verdient damit auch ihr täglich Brot. Anna-Maria Walli vom ÖBRD erzählt hier vom Berufsbild – beziehungsweise: der Berufung zum Bergretter.

Bergrettung ist ein Ehrenamt: Die Kernaufgaben einer alpinen Einsatzmannschaft werden von Freiwilligen erledigt. Die Rettung von Menschen aus alpinen Notlagen ist eine Berufung. Franz Lindenberg steht als Präsident des Bundesverbands des Österreichischen Bergrettungsdienstes an der Spitze von sieben Landesorganisationen. Er koordiniert zwischen den einzelnen Ländern, hält Kontakte zu Ministerien und fährt, wenn er kann, zu Einsätzen in seiner Heimat-Ortsstelle Triestingtal. Die Bergrettung ist für den Bundesheeroffizier Berufung und Ehrenamt zugleich.

Wie fast alle der etwa 12.600 männlichen und weiblichen Bergretter in Österreich übt er seine Tätigkeit freiwillig aus: „Es gibt nur ein paar Angestellte in unserem Verein, die kümmern sich hauptsächlich um administrative Angelegenheiten. Wir haben zum Beispiel im Bundesverband 2014 beschlossen, einen Geschäftsführer hauptamtlich anzustellen, weil wir gemerkt haben, dass viele Dinge neben unseren Brotjobs einfach nicht zu schaffen sind. Und in den Landesorganisationen ist das ähnlich“, erzählt Lindenberg.


291 Herzen für Österreich

Die Bergrettung sorgt dafür, dass Menschen – und auch immer öfter Tiere –, die sich in alpiner Notlage befinden, gerettet werden. Dabei wird jedem einzelnen Bergretter die höchste Bedeutung zugemessen, denn er ist derjenige, der die Kernaufgabe des Vereins ausführt. Ein Bergretter ist immer Mitglied einer Ortsstelle, üblicherweise in der Nähe seines Wohnortes. Die Ortsstelle ist das Herz der Organisation.

291 Ortsstellen – oder eben „Herzen“ – hat die Bergrettung in Österreich. Hier spielt sich das bergretterische Hauptgeschehen ab, es werden Dienste versehen und Einsätze abgewickelt. In den Ortsstellen finden sich im Großen und Ganzen dieselben Funktionseinheiten wie im Land und im Bund wieder. So hat jeder Ortsstellenleiter ähnliche Aufgaben wie Präsident Lindenberg – im kleineren Rahmen.

In den Bundesländern sind die Ortsstellen aus organisatorischen Gründen zu Gebieten zusammengefasst, die ihrerseits dann die Landesorganisation bilden. Auf dieser Ebene wird dafür gesorgt, dass die Bergretter ihre Aufgaben bestmöglich durchführen können. Hier werden zum Beispiel Kontakte zu den Landesregierungen und anderen Einsatzorganisationen geknüpft und gepflegt. Gibt es technische Neuerungen im Bereich des alpinen Rettungswesens oder der Alpinmedizin, werden auf Landesebene brauchbare Ansätze für die Ortsstellen entwickelt.

Die landesweit einheitliche Ausbildung der Bergretter wird im Landes-Ausbildungsteam organisiert. Der Bundesverband setzt sich aus den sieben Landesorganisationen zusammen. In jährlichen Treffen werden neue Erkenntnisse und organisatorische Dinge zwischen den Ländern und deren Referaten ausgetauscht und koordiniert. Neben dem Leiter arbeiten außerdem Einsatzleiter, Ausbildungsleiter, Finanz-, Sanität und Medizin-, Funk-, Hunde-, Flugrettungs-, Logistik-, Katastrophen-, Rechts-, KFZ-, EDV- und Pressereferenten als ehrenamtliche Funktionäre am reibungslosen Geschehen in Bund, Ländern und Ortsstellen mit.


Die Bergrettung auf einen Blick:

  • In Österreich gibt es rund 12.600 Bergretter.
  • Es gibt landesweit 291 Ortsstellen.
  • Die 291 Ortsstellen sind in den Bundesländern jeweils in einer Landesorganisation repräsentiert.
  • Die Ausbildung zum Bergretter findet in diesen Landesorganisationen (Landes-Ausbildungsteam) statt.
  • Im Rahmen der Ausbildung müssen innerhalb einer bestimmten Zeit Kurse absolviert werden, die von den Landesorganisationen organisiert werden.
  • Zugleich erfolgen auch in der eigenen Ortsstelle Schulungen, die besonders auf das hiesige Dienstgebiet eingehen.
  • Der Bundesverband kümmert sich um die internationale Vernetzung – etwa mit der ICAR.
  • Die Notrufnummer der Bergrettung lautet in Österreich 140, in der Schweiz 144, in Italien 118 – den europaweiten Notruf tätigt man unter 112.
  • Geht ein Notruf ein, koordiniert ein Einsatzleiter den Einsatz (Mannschaft und Material).
  • Den Einsatz übernehmen jene Bergretter der Ortsstelle, die sich nach entsprechender Verständigung zum Einsatz bereit erklären.

Referenten des Bundesverbands sind es außerdem, die sich international vernetzen. Weltweit werden Menschen aus alpinen Notlagen befreit und in Österreich muss man bei weitem nicht alles neu erfinden. Die Alpenrepublik gehört zu den Gründungsmitgliedern der Internationalen Kommission für alpines Rettungswesen – kurz ICAR – und stellt zwei der vier Kommissionspräsidenten, übrigens ebenfalls ein Ehrenamt.

Der Weg vom Bergsteiger zum Bergretter ist in jeder Landesorganisation ähnlich geregelt. Alpine Erfahrung im Winter wie im Sommer sollte schon vor Beginn der Ausbildung vorhanden sein. In den Kursen werden dann alpin-spezifische Berge- und Erste-Hilfe-Techniken gelehrt. Wenn sich ein Alpinist für das ehrenamtliche Engagement interessiert, ist die erste Ansprechpartnerin die nächste Ortsstelle. Dort wird er zunächst für eine Probezeit Mitglied. Er kann bei Übungen mitmachen, hilft bei Veranstaltungen mit, macht mit den Kollegen Dienste – kurz: Er lernt den Bergrettungsdienst kennen. Und umgekehrt lernen die Kameraden das potentielle neue Mitglied kennen.


Aus Liebe zum Menschen und zu den Bergen

Innerhalb der Probezeit können beide Seiten beurteilen, ob die neue Kameradschaft Zukunft hat oder ob man doch lieber getrennte Wege geht. Meistens passt es. Und dann kann es mit der Ausbildung losgehen. Der neue Bergretter muss im Winter und im Sommer innerhalb einer bestimmten Zeit Kurse absolvieren, die von den Landesorganisationen organisiert werden. Gleichzeitig erfolgen auch in seiner Ortsstelle Schulungen, die besonders auf die Charakteristika des eigenen Dienstgebiets eingehen.

Im Dienst werden die alpinen Einsatzkräfte entweder direkt vor Ort alarmiert oder über den Notruf, wenn eine Notrufnummer gewählt wurde. Die Notrufnummer der Bergrettung lautet in Österreich übrigens 140. Da die Bergrettung nun aber Berufung ist, ist man auch im Beruf Bergretter. Deshalb ist die Rettung aus alpinen Notlagen immer garantiert. Geht ein entsprechender Notruf in der Leitstelle ein, werden die entsprechenden Kameraden der Ortsstelle alarmiert.

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Bergretter – auch im Alltag

Jeder der sich beruflich freischaufeln kann oder sonst irgendwie Zeit hat, meldet sich zum Einsatz. Ein Einsatzleiter übernimmt und entscheidet, was an Mannschaft und Material benötigt wird. Dabei muss dieser nicht unbedingt vor Ort sein, er muss nur den Einsatz zwischen seiner Mannschaft, den anderen Einsatzorganisationen und der Leitstelle koordinieren. Das kann er natürlich nicht nebenbei machen, denn so ein Einsatz fordert die volle Aufmerksamkeit und Konzentration des Menschen, bei dem alle Informationen zusammenlaufen. Bergretter stellen ihre Leidenschaft in den Dienst der Allgemeinheit und verbinden ihre Lust am Alpinsport mit sozialem Engagement. Bergrettung ist eine Berufung.

Wer die Bergrettung als Fördermitglied unterstützen möchte – unter Beinhaltung von Bergekostenvorsorge und Versicherung – kann sich auf Bergrettung.at informieren.