Das Sturmfeuerzeug: Die Antwort
Foto: Jochen Schievink
Bergwelten-Kolumnist David Pfeifer hat in seiner Kolumne über Sturmfeuerzeuge (Bergwelten Magazin, Ausgabe Juni/Juli 2019) eines seiner Zippos zur Verlosung ausgeschrieben (hier nachzulesen), er besitzt nämlich drei davon, jedes mit lebenslanger Garantie ausgestattet. Die beste Geschichte, warum gerade sie Pfeifers Feuerzeug braucht, schickte uns Rosemarie Plötzeneder. Es geht um abgeschnittene Mädchenzöpfe, schlimme Eltern und afrikanische Gipfel. Wir gratulieren zum Gewinn des Zippo und wünschen eine gute Zeit in den Bergen des Ruwenzori!
EIN ZIPPO!!!! - Ja, sofort! Als ich den Artikel gelesen habe, wusste ich – ich brauch das Ding! Warum? Die Fakten sind ganz klar: Dieselbe Generation wie David Pfeifer, nämlich die, die noch Freiheiten hatte, ohne von Helikopter-Müttern oder Ortungsdiensten auf dem Handy ständig überwacht zu werden, die noch in der Natur Bandenlager bauen und mit selbst gebastelten Pfeil und Bogen Fasane jagen konnte. Die Generation, die nachmittags stundenlang verschollen war und nach der Heimkehr am Abend, dreckig von Kopf bis Fuß, zuerst zum Füßewaschen geschickt worden ist – wohlbemerkt, nur die Füße wurden gewaschen. Ein Bad mit Haarwäsche gab es nur samstags, den Rest der Woche musste der Waschlappen herhalten (so ein Teil findet sich in meinem Haushalt gar nicht mehr).
Allerdings hatte David Pfeifer einen entscheidenden Vorteil: Er war ein Junge und durfte vieles, was uns verwehrt war. Mädchen meiner Generation machte man noch klar, was von ihnen erwartet wurde: Nett und adrett zu sein, die Haare zu Zöpfen geflochten und der Rock mit Spitzensaum umnäht. Zerrissene Jeans? Fehlanzeige! Die kamen erst später und wurden von meiner Mutter säuberlich mit einem Flicken gestopft. Ein Zippo passte da definitiv nicht ins Bild. Und auch später waren es immer die coolen Jungs, die das Sturmfeuerzeug besaßen, mir fiel die Aufgabe der neidischen Beobachterin zu.
Jahrzehnte später nun dieser Artikel für Bergwelten: Ein Zippo wird abgegeben, welche Freude! Zwar habe ich in der Zwischenzeit die Zöpfe abgelegt und wäre auch finanziell in der Lage, mir eines zu kaufen. Aber stimmiger ist ein geerbtes. Denn erstens ist „re-use“ eine Lebenseinstellung, die ich sehr befürworte, und zweitens – und das ist noch viel wichtiger – gibt es dann eine neue Geschichte in meinem Leben, die ich weitererzählen kann.
Mein Mann und ich, wir waren schlimme Eltern. Anstatt mit unseren Söhnen in einem All-inclusive-Club Urlaub zu machen oder wenigstens auf einem Kreuzfahrtschiff, trieben wir sie die gesamte Kindheit durch Bergwelt und Natur: Ob Nationalpark Hohe Tauern, der Lechweg, Irland, Schweden, Piz Buin oder Taunus, je einsamer, desto besser. Beim stundenlangen Laufen fängt jeder an zu erzählen.
Und Geschichten sind das, was die wochenlangen Wanderungen im Nachhinein so interessant für uns alle gemacht haben. Den Kindern habe ich damals versprochen, dass, wenn sie durchhalten und als Jugendliche gut genug trainiert sind, wir mit ihnen in Afrika auf den Kilimanjaro gehen. Der Kili wird es allerdings nicht, denn der ist heute für uns zu touristisch, aber wir gehen diesen Sommer in den Ruwenzori in Uganda. Und dafür brauche ich noch zwei Dinge: Eine gute Geschichte und ein Zippo, falls wir auf 4.500 m Feuer machen müssen.
David Pfeifers Sturmfeuerzeug hat mit Rosmarie Plötzeneder eine wahrlich würdige Nachfolgerin gefunden. Es ist bereits auf dem Postweg nach Vorarlberg – wir gratulieren!
Pfeifers Sammelsurium
David Pfeifer, leitender Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“ und Autor mehrerer Romane, schildert in jeder Ausgabe des Bergwelten Magazins die amüsante Geschichte hinter einem seiner Lieblings-Outdoor-Utensilien. Im aktuellen Heft (August/September 2019) geht es um ein funktionelles Wunderwerk: das Camping-Geschirr!
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