Der Alpenverein boomt in der Stadt
Foto: Alpenverein Edelweiß / Csaba Szépfalusi
von Katrin Rath
Der Österreichische Alpenverein hat am 5. Februar 2019 zur Pressekonferenz geladen. Grund dafür ist die äußerst erfreuliche Mitgliederstatistik des Vorjahres: Der ÖAV wächst nicht nur stetig weiter an, sondern bringt auch immer mehr Städter in die Berge.
Über 573.000 Menschen sind inzwischen Mitglied beim Österreichischen Alpenverein, was einen Zuwachs von mehr als 28.000 Vereinsangehörigen in nur einem Jahr bedeutet. Warum der Alpenverein stetig wächst, während die Mitgliederzahlen anderer alpiner Vereine teilweise stagnieren, begründet Dr. Andreas Ermacora (Präsident des ÖAV) im vielfältigen Aufgabengebiet. Man wolle natürlich den Bergsport fördern, dabei aber auf den Erhalt und den rücksichtsvollen Umgang mit der Natur achten. Daneben sieht sich der Alpenverein als „Anwalt der Alpen“, der sich auch auf rechtlicher Ebene für die Umwelt einsetzt. Ebenso ist er ein wichtiger Wirtschaftspartner - man denke dabei an die Wege- und Hüttenerhaltung für die Allgemeinheit.
Gründe für die AV-Mitgliedschaft
Fritz Macher (Erster Vorsitzender der AV-Sektion Austria) weiß: „ Die Menschen treten dem Alpenverein zwar oftmals wegen der materiellen Vorteile (Anm.: Versicherung, günstigere Hüttenübernachtungen, Gegenseitigkeitsabkommen) bei, bleiben aber aufgrund der qualitativen Werte, die der ÖAV vertritt.“ Neben den ökologischen Aspekten, wie der Aufklärung der Mitglieder oder den Modernisierungen der Hütten, mit denen der Dieselverbrauch auf ein Minimum (weniger als 1% des ursprünglichen Verbrauchs) reduziert werden konnte, spielen auch soziale Aspekte eine große Rolle in der Mitgliederbindung. So sieht sich der Alpenverein auch als soziale Einrichtung, wo Menschen zusammenkommen, um Natur zu erleben und gemeinsam zu lernen. Die wichtigsten Zielgruppen sind dabei junge Menschen, Familien und Senioren.
Die Städter und der Alpenverein
Überraschend mag erscheinen, dass Großstädte wie Innsbruck und Wien die größten Sektionen stellen. Fast ein Viertel aller Mitglieder des ÖAV sind in den Wiener Sektionen gemeldet, was den Landesverband der Bundeshauptstadt zum größten Österreichs macht. Dieter Holzweber (Erster Vorsitzender des AV Gebirgsverein) nennt fünf Gründe, warum die Großstädte beim Alpenverein dermaßen boomen:
- Bergsport wird immer beliebter: Immer mehr Menschen gehen in die Berge, rund eine Million Österreicher geben an, regelmäßig wandern zu gehen.
- Menschen werden mobiler: Durch gute Infrastruktur und auch öffentliche Anbindungsmöglichkeiten kommen Naturliebhaber immer leichter in die Berge. Besonders Wiener sind bekannt dafür, auch mal weitere Strecken für das Naturerlebnis in Kauf zu nehmen.
- Menschen haben immer mehr Freizeit: In Zeiten des technischen Fortschritts und einer immensen Schnelllebigkeit, achten Dienstnehmer immer stärker auf eine ausgewogene Work-Life-Balance.
- Der Alpenverein bietet Erlebnisse in der Natur, aber auch Indoor: Allein in Wien stehen acht Kletteranlagen zur Verfügung
- Die Sektionen arbeiten immer professioneller
Auch Menschen mit Migrationshintergrund stellen eine große Chance für den Alpenverein in den Städten dar, so gibt es beispielsweise die Gruppe „Wiener Melange“, die aus Mitgliedern verschiedenster Nationalitäten zusammengesetzt ist und sich einmal wöchentlich zum Wandern trifft.
Der Alpenverein in und um Wien
„Es ist kein Zufall, dass Wien die lebenswerteste Großstadt der Welt ist“, ist sich Csaba Szépfalusi, Alpinreferent und Tourenführer im AV Edelweiß in Wien, sicher. Durch zahlreiche Naherholungsgebiete wie Kahlenberg, Leopoldsberg oder Lainzer Tiergarten müsse der Wiener nicht weit fahren, um in mitten in der Natur zu sein. Dazu braucht er nicht mal ein Auto, denn die meisten Ziele sind wunderbar öffentlich zu erreichen. Zudem gibt es Stadtwanderwege und die oben bereits erwähnten Kletterhallen, die Bergliebhaber in der Großstadt verwöhnen.
Und dann sind da ja noch die Wiener Hausberge, die vom Schneeberg über die Rax bis zum Hochschwab reichen und Bergsteigerherzen zu allen Jahreszeiten höher schlagen lassen. Denn: „auch die Tiroler gehen nicht mehr als 1.500 Höhenmeter, nur weil die Berge dort höher sind“, meint Szépfalusi. Beim Alpenverein spreche man außerdem ohnehin nicht unbedingt die Profi-Bergsteiger an, sondern diejenigen, bei denen der Genuss, das Erlebnis und der Spaß im Vordergrund stehen.
Das Angebot der Wiener Sektionen des ÖAV reicht von (Winter-)Wanderungen über Skitouren bis hin zu Kletterkursen und Klettersteig-Camps in und rund um Wien. Bei diesem umfangreichen Angebot ist es also kaum verwunderlich, dass sich der Alpenverein in Wien über großen Zulauf freuen darf.
- Berg & Freizeit
Unsere Alpen... einfach schön!
- Berg & Freizeit
„Innovation durch Reduktion“ – moderner Hüttenbau
- Berg & Freizeit
Allianz für die Seele der Alpen
- Berg & Freizeit
Oktober-Favoriten: Die 5 beliebtesten Beiträge
- Berg & Freizeit
Wie wird die Hüttenpacht geregelt?
- Berg & Freizeit
Hüttenwirt oder Hüttenwart?