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Emil Zsigmondy: Über die Eignung zum Bergsteigen

Alpingeschichte

2 Min.

20.01.2017

Foto: Verlag der Akad. Sektion Wien/Otto Barth/Bede735/Wikimedia

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von Christina Geyer

1885 stürzte der junge Wiener Alpinist Emil Zsigmondy in Frankreich an der Meije-Südwand in den Tod. Sein Buch „Die Gefahren der Alpen“ erschien im selben Jahr. Wir stellen euch die zentralen Ideen und Behauptungen aus diesem Klassiker der Bergliteratur vor.

Er war gerade einmal 24 Jahre alt. Der junge Emil Zsigmondy hat soeben sein Medizinstudium abgeschlossen und sich bereits einen Namen als hervorragender Alpinist und Erschließer neuer Routen gemacht. Es ist das Jahr 1885 – Emil Zsigmondy stürzt an der Meije-Südwand in Frankreich in den Tod. Kurz zuvor hat er noch ein Buch mit dem Titel „Die Gefahren der Alpen“ veröffentlicht, das bis heute nichts an Aktualität eingebüßt und Zsigmondys Philosophie unsterblich gemacht hat.

Der Hauptteil des Werks speist sich aus einer Auflistung der größten Gefahren im Gebirge. Zsigmondy schreibt vom „Steinfalle“, von Lawinen, Gletscherspalten und Wetterumbrüchen. Ergänzt wird der Katalog durch schonungslose Schilderungen tragischer Unglücksfälle in den Alpen.

Besonders interessant wird es im letzten Drittel des Buchs. Hier schimmern Zsigmondys Ansichten zur Seele des Bergsteigens mit jeder Passage durch die Seiten hindurch. Unter dem Titel „Über die Eignung zum Bergsteigen“ zählt er auf, was es alles braucht, um sich Alpinist nennen zu dürfen.


Kraft und Schneid

Da wären die Kraft und die „Fähigkeit, Anstrengungen bis zum äußersten Maße ertragen zu lernen“. Zsigmondy verlangt von guten Bergsteigern eine Kapazität zur Bewältigung von 8-10 Marschstunden am Tag, einer Horizontalentfernung von 20 Kilometern und eines Höhenunterschieds von 1.700 Höhenmetern. Darüber hinaus bedarf es einer Eigenschaft, die Zsigmondy mit dem Begriff „Schneid“ umreißt: Er versteht darunter „die Energie und die Lust, eine schwierige Aufgabe in Angriff zu nehmen.“ Es folgt die Auflistung weiterer  – wenig überraschender – Anforderungen.

Wer ein guter Bergsteiger ist, verfügt laut Zsigmondy über:

  • Gute Augen: „Es haben viele Menschen gute Augen, aber nur wenige haben gelernt, damit zu sehen“,
  • Schwindelfreiheit,
  • Trittsicherheit,
  • eine gute Orientierung.

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Radikal sind schließlich Zsigmondys Erläuterungen zum führerlosen Bergsteigen. Wer den Gipfel nicht „aus eigener Kraft“ erreichen kann, „soll unten bleiben“. Eine Bergtour hat in den Augen des Autors überhaupt nur „moralische Berechtigung“, wenn sie „selbstständig“ durchgeführt werden kann. Denn: „Wer stets unter Führung geht, ohne selbstständig mit zu beobachten und scharf aufzupassen, wird zu einer geradezu kindlichen Unbeholfenheit und Unselbstständigkeit verzogen.“ Zsigmondy unternimmt nichts weniger als den Versuch, den Bergsport in einer moralischen Sphäre anzusiedeln und plädiert dafür, das „ethische Moment nicht durch das sportliche überwuchern (zu) lassen“.


Sucht nach Sensation

Es ist eine Kampfansage an die „sich breitmachende Sucht nach Sensation“. Man kann sich ganz gut vorstellen, was Zsigmondy wohl zu den alpinistischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zu sagen hätte, zum kommerziellen Rummel an den höchsten Bergen der Welt und dem Expeditionstourismus in den Alpen. Noch bevor Paul Preuß seine Philosophie entwickeln konnte, nahm Zsigmondy ihm seine zentrale Forderung vorweg und hielt fest: „Stets folgt auf die gestellte Aufgabe, auf das Wollen, die Probe des Könnens.“

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