Wie sieht eine gute Tourenplanung aus?
„Ohne Planung keine Tour“, weiß Bergführer Walter Zörer. Mit guter Vorbereitung könnten viele alpine Notfälle verhindert werden. Doch wo anfangen? Was ist das Wichtigste? Wir haben die fünf Grundsteine einer erfolgreichen Tourenplanung für euch zusammengefasst.
Ein Großteil der alpinen Notfälle entsteht durch mangelhafte oder fehlende Planung. Eine detaillierte Auseinandersetzung mit der bevorstehenden Tour kann viele „Überraschungen“ vorwegnehmen und macht sogar Spaß. Denn wer mit mehr Informationen aufbricht, nimmt die Landschaft auch bewusster war.
Hier die 5 Grundsteine einer erfolgreichen Tourenplanung:
1. Route ausarbeiten
Wir besorgen uns eine gute topografische Karte und arbeiten die Route aus. Alle relevanten Beschreibungen finden wir in der Regel in einem Wanderführer der entsprechenden Region. Besonderes Augenmerk legen wir auf mögliche Schlüsselstellen wie Passübergänge, steile Rinnen oder Passagen mit Absturzgefahr.
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Achtung: Vor allem in nordseitigen Hängen verlaufende Wege sind im Frühsommer noch häufig mit Schnee bedeckt und stellen ein nicht zu unterschätzendes Absturzrisiko dar.
2. Wegzeit berechnen
Das Berechnungsmodell der alpinen Vereine geht davon aus, dass ein Bergsteiger in einer Stunde durchschnittlich 300 Höhenmeter im Aufstieg, 500 Höhenmeter im Abstieg und 4 km in der Ebene bewältigt. Basierend darauf wird die Gehzeit wie folgt ermittelt:
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Zeit für Horizontal- und Vertikalentfernung berechnen
Den kleineren der beiden Werte halbieren
Den halbierten Wert zum größeren Wert addieren
Ein Beispiel: Laut Karte sind es vom Parkplatz zum Gipfel 750 hm und 4 km Strecke. Mit unserer Formel kommen wir auf:
750 hm / 300 hm Vertikaldistanz = 2,5 Stunden
4 km / 4 km Horizontaldistanz = 1 Stunden
Also rechnen wir: 2,5 Stunden + 50 % von 1 Stunde = 3 Stunden reine Gehzeit
Wir addieren eine halbe Stunde Pause
Unsere Etappe ist also in Summe ca. 3,5 Stunden lang
Für den Abstieg ziehen wir in etwa ein Drittel der benötigten Aufstiegszeit ab.
Generell sollten wir unsere Wanderung immer mit genügend Puffer zur Dunkelheit planen, um nicht erst beim letzten Tageslicht (oder noch später) anzukommen.
3. Wetterbericht lesen
Regen und Nebel können im Gebirge nicht nur unangenehm sein, sondern auch schnell zu gefährlichen Situationen führen. Nasse Wege und Grashänge erhöhen das Absturzrisiko immens.
Der „Supergau“ ist eine Kaltfront, die für einen drastischen Temperatursturz sorgt und Wanderer in kurzen Hosen ohne Winterausrüstung schnell in eine lebensgefährliche Lage bringt. Was im Tal mit einem Regenschauer und leichter Abkühlung ankommt, kann sich in mittleren Höhen mit Schnee und Sturmböen präsentieren. Daher ist bei zweifelhafter Wetterlage unbedingt eine Tour mit Abbruchmöglichkeiten und reichlich Zeitreserven zu planen.
Auch die Sonnenstrahlung darf nicht unterschätzt werden. Sie wirkt in der Höhe noch stärker und kann bis zum Sonnenbrand und Sonnenstich führen.
4. Richtige Ausrüstung einpacken
Das Wichtigste ist anständiges Schuhwerk. Leder- bzw. Goretex-Schuhe, die auch den Knöchel bedecken und schützen, sind hier die erste Wahl. Eine gute Sohle sorgt für den nötigen Grip und lässt uns auch auf weichem Untergrund nicht im Stich.
In den Rucksack geben wir:
Erste-Hilfe-Packerl (inklusive Blasenpflaster)
Biwaksack
Reservekleidung
Regenjacke (evtl. auch einen Trekkingschirm)
Trinkflasche und Jause
Taschenmesser (kann man immer brauchen)
Mobiltelefon für Notrufe
Vor allem bei Gelenkproblemen bietet sich der Einsatz von Wanderstöcken an, die unsere Knie mitentlasten und lange Abstiege etwas angenehmer machen.
5. Alternativen einplanen
Oft kommt es anders, als man denkt. Ein vereister Wegabschnitt, ein sich früher als erwartet entwickelndes Gewitter, Mitwanderer, bei denen die Kräfte schwinden ... Viele Szenarien können eine Abänderung des ursprünglichen Planes zur Folge haben. Wer sich zu Hause schon mögliche Umkehrpunkte und Alternativvarianten angesehen hat, wird besser und flexibler reagieren und die Tour „retten“ können.
Eine Liste mit den wichtigsten Telefonnummern der Hütten auf der Etappe und den für die Region passenden Notrufnummern kann im Ernstfall sehr nützlich sein.