Wandern: Berechnung der Gehzeit
Foto: Simon Schöpf
von Christina Geyer
Wer die Dauer seiner Bergtour berechnen möchte, muss verschiedene Faktoren berücksichtigen. Welche das sind und wie man mit ihnen die Gehzeit berechnet? Wir verraten es euch!
Erste Schritte
Für die Berechnung der Gehzeit spielen zwei Schlüsselfaktoren eine Rolle: Höhenmeter und Strecke. Beide Werte müssen sowohl für den Auf- als auch für den Abstieg berücksichtigt werden. Die alpinen Vereine haben sich zur Berechnung auf ein standardisiertes Verfahren verständigt und arbeiten mit ermittelten Durchschnittszeiten, die als grobe Richtlinie für die Dauer der geplanten Tour herangezogen werden.
Wer viel und oft am Berg unterwegs ist, kann statt der angegebenen Durchschnittswerte freilich auf seine persönlichen Erfahrungswerte zurückgreifen. Die tatsächliche Gehzeit schwankt jedenfalls je nach Tempo des Bergsteigers und Widrigkeiten im Gelände – und ist damit abhängig von weiteren Faktoren wie Alter, Kondition, Gelände, Wetter und Höhenlage.
Die Formel zur Berechnung der Gehzeit
Das Berechnungsmodell der alpinen Vereine geht davon aus, dass ein Bergsteiger in einer Stunde durchschnittlich 300 Höhenmeter im Aufstieg, 500 Höhenmeter im Abstieg und 4 km in der Ebene bewältigt.
Basierend darauf wird die Gehzeit wie folgt ermittelt:
Zeit für Horizontal- und Vertikalentfernung berechnen
Den kleineren der beiden Werte halbieren
Den halbierten Wert zum größeren Wert addieren
Beispiel
Die geplante Tour ist mit 1.200 Höhenmetern und 12 Kilometern angegeben.
1. Zunächst wird die Vertikaldistanz berechnet: Nachdem man für 300 Höhenmeter durchschnittlich 1 Stunde Gehzeit einkalkulieren muss, ergibt sich für einen Anstieg über 1.200 Höhenmeter eine Dauer von 4 Stunden. Allerdings muss man diese Höhenmeter ja auch wieder bergab gehen. Im Abstieg schafft man pro Stunde durchschnittlich 500 Höhenmeter. Heißt also: Für 1.200 Höhenmeter im Abstieg muss man mit einer Gehzeit von 2 Stunden und 24 Minuten rechnen. Ergibt also insgesamt: 4 h Aufstieg + 2 h 24 Abstieg = 6 Stunden und 24 Minuten.
2. Im zweiten Schritt wird die Horizontaldistanz berechnet: Nachdem man pro Stunde rund 4 Kilometer zurücklegt, benötigt man für 12 Kilometer 3 Stunden. Zumeist bezieht sich die Kilometerangabe in Tourenbeschreibungen – anders als die Höhenmeter-Angaben – auf die gesamte Strecke, also auf die Summe von Auf- und Abstieg. Insofern muss in unserem Beispiel der Abstieg nicht noch zusätzlich eingerechnet werden.
3. Nun wird der kleinere der beiden Werte halbiert. In unserem Fall also die Horizontaldistanz von 3 Stunden. Das ergibt: 1 Stunde und 30 Minuten.
4. Dieser halbierte Wert wird nun der Vertikaldistanz hinzugerechnet: 6 h 24 + 1 h 30 = 7 Stunden und 54 Minuten.
Ergebnis: Für die Tour müssen also insgesamt 7 Stunden und 54 Minuten eingerechnet werden.
Tipp
Es empfiehlt sich, der errechneten Zeit mindestens eine zusätzliche Puffer-Stunde hinzuzurechnen. Immerhin möchte man ja auch Pausen einlegen und auf etwaige unerwartete Hindernisse mit entsprechendem Zeitfenster reagieren können.
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