Expedition Bolivien: Ankunft in der Realität
Foto: Michael Kopitsch
Die vier Abenteurer Christian Holzer, Roman Koller, Mike Eder und Michael Kopitsch sind in Bolivien angekommen und mussten sogleich ihren ersten Rückschlag einstecken. Was passiert ist und wie es weitergeht, erzählen sie hier.
Der Start unserer geplanten Expedition in Bolivien erfolgte etwas anders als geplant. Voller Tatendrang ging es für uns nach zwei Tagen in der Hauptstadt La Paz in das Condoriri-Gebiet, eine Gebirgsgruppe mit mehreren Fünftausendern, um uns dort zu akklimatisieren. Dort wurden wir rasch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Schon die erste Wanderung über zwei 4.900 Meter hohe Sättel endete mit starken Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit im Basislager auf 4.700 m. Die Schlafhöhe gleich um über 1.000 Höhenmeter zu erhöhen, war ein Fehler – soviel müssen wir uns eingestehen. Nach einer äußerst unbequemen Nacht hieß es für uns zurück nach La Paz um uns zu erholen.
Zwei Nächte später ging es erneut in die Condoriri-Gruppe. Mit Trageseln bringen wir unsere Sachen für die kommenden fünf Tage ins Basislager. Unsere Zelte schlugen wir dieses Mal in der Laguna Chiar Khota auf, da diese den idealen Ausgangspunkt für Touren in diesem Gebiet darstellt. Mit deutlich mehr Respekt und einem weitaus ruhigeren Tempo streckten wir unsere Nasen das erste Mal am Pico Austria über 5.000 Höhenmeter.
Als nächstes Tourenziel stand der Pequeno Alpamayo, eine 5.370 Meter hohe, formschöne Gipfelpyramide, am Programm. Man steigt dabei über einen Gletscher auf den Gipfel des Cerro Tarija. Von hier sticht einem sofort der schöne Gipfel ins Auge. Die Verhältnisse in der Südwand erwiesen sich leider als äußerst schlecht: Pulverschnee unter einem fragilen Harschdeckel ließen keinen Aufstieg zu. Dafür waren die Bedingungen am geschwungenen, bis zu 55 Grad steilen Südwestgrat ideal und wir standen wenig später auf diesem eindrucksvollen Gipfel.
Am nächsten Tag war ein Pausentag angesetzt. Wir vertrieben uns die Zeit mit Fotografieren und unserer eigenen Version von Jenga mit den dort umherliegenden Steinen im Basecamp.
Falls ihr euch fragt, welche Schuhe wir da anhaben: das sind Zustiegsschuhe von Scarpa, die wir selbst an unseren Pausetagen nicht ausziehen wollen.
Unser nächstes Ziel sollte der mit 5.648 m gruppenhöchste Berg der Gruppe, der Nevado Condoriri, werden. Der Name Condoriri ist die spanische Schreibweise des Aymara-Wortes Kunturi für Kondor. Zusammen mit den beiden Nachbargipfeln ähnelt der Berg einem Kondor mit ausgebreiteten Flügeln. Bis man den Gipfelaufbau des Kondorkopfes erreicht muss man über eine steile schneebedeckte Schotterflanke zu einem Gletscher aufsteigen, welcher zu den Routen führt. Wir steigen dabei über einen Eisgully (WI2-3) auf den ausgesetzten Gipfelgrat. Die Höhe und die nervliche Anspannung der letzten 200 Höhenmeter war an unseren Gesichtern abzulesen.
Nach ein paar schnellen Gipfelfotos ging es rasch retour ins Basislager. Dort packten wir unsere Sachen und gemeinsam mit der Eselkarawane ging es hinab zum Ausgangspunkt. Von dort brachte uns ein Auto retour nach La Paz. Die gewonnen Erkenntnisse und Erfahrungen der letzten Tage haben uns unsere Ziele und Ambitionen deutlich zurückschrauben lassen und wir werden in den nächsten zwei Erholungstagen unsere 6.000-er realitsnäher planen.
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