Fliegenfischen im Zillertal
Foto: Lea Hajner
Viele kennen Fliegenfischen nur aus Hollywood-Filmen, doch es ist viel mehr als nur ein hübscher Zeitvertreib. Fliegenfischen in Wildbächen erfordert Ausdauer, Kraft und einiges an Wissen – über die Fische, das Gewässer und den Wandel der Jahreszeiten. Reise in ein verstecktes Tal in Tirol – zu einem ungewöhnlicher Sport im Einklang mit der Natur.
„Wenn du den Fisch hier erspäht hast, hast du schon fast gewonnen,“ erklärt Aurel Hallbrucker, Guide am Märzengrund, einem Seitental des Zillertals in Tirol, als ich zum zehnten Mal aufmerksam den Boden des Baches nach Fischen durchsuche. Am rechten Uferrand entdecke ich dann endlich die kleine Bachforelle im glasklaren Wasser. Und schon habe ich sie auch wieder aus den Augen verloren. Mal schauen, ob sie die kleine Fliege am Ende meiner Rute hervorlocken kann.
Wo kein Handy mehr Empfang hat
Der Märzenbach ist ein ungestümer Wildbach, der auf mehr als 2.000 m in hochalpinem Gelände entspringt. Er fließt durch enge Schluchten, saftige Almwiesen und dichte Wälder bis er schließlich – 1.500 Höhenmeter später – als recht beachtlicher Strom in die Ziller plätschert. Die Fischereirechte von Ursprung bis Mündung hält Paul Bloder, ein Innsbrucker Geschäftsmann, selbst leidenschaftlicher Fliegenfischer. Schon als kleiner Junge war er hier angeln. Er kennt die Tücken des Wildbachs, weiß aber auch seine Schönheit und Ruhe zu schätzen. Hier, wo kein Handy mehr Empfang hat, schaltet er selbst gerne einige Stunden ab und widmet sich seinen Fischen.
Je weiter wir uns im Tal aufwärts angeln, desto kleiner sind die Fische. Dafür ziert sie ein markantes Muster und sie kämpfen wild an der Angel. Es sind hauptsächlich Bach- und Regenbogenforellen, die sich hier tummeln. Sie beißen ohne Argwohn, denn in den letzten Jahren waren hier kaum Fischer unterwegs. Aurel deutet auf einen großen Stein im Wasser. Von hier aus können wir in einem tiefen Gumpen unser Glück versuchen. „Indianerfischen nennen wir das“, sagt er lachend, als ich von Stein zu Stein springe, um zum richtigen Platz zu gelangen.
Jede Stelle, an der wir unser Glück versuchen, hat ihren eigenen Reiz. Manche sind breit, andere wieder sehr schmal und unzugänglich. Menschen sehen wir kaum welche – hie und da ein einsamer Wanderer oder eine Gruppe Mountainbiker, die sich den Schweiß von der Stirn waschen, bevor sie weiter bergauf treten. Es wird sehr ruhig am Fluss. Nur das Surren und Schnalzen der Fliegenrute durchbricht die Geräusche der Natur.
Vor lauter Beobachten, Werfen, Fotos machen und Staunen vergeht die Zeit wie im Flug. Erst auf dem steilen Weg zurück zum Auto, das bei der Kot Alm parkt, merke ich, wie sich mein Magen langsam bemerkbar macht. Der wohl verdiente Radler und ein Stück Bauernbrot mit Speck schmecken dann umso besser.
Ich werfe einen letzten Blick ins Tal und auf den Fluss und merke wie ruhig ich bin. Ich bin müde und mein Kopf ist voller Eindrücke. Heut Nacht werde ich so gut schlafen wie schon lange nicht mehr.
Übernachtungs-Tipp: Auf der anderen Talseite befindet sich das liebevoll gestaltete Blue Bird Mountain Hostel.
Details: Ab Frühling 2015 ist der Märzenbach für Fliegenfischer mit Guide zugänglich. Je nach Fitnesslevel und Können werden Halbtages- und Tagestouren individuell zusammengestellt. Catch & Release only. Abholung mit dem Geländewagen (für die sonst gesperrte Forststraße) in Stumm. Weitere Informationen: www.wildbachfischen.at
- Bergwissen
Achtsam Klettern: 4 Tipps von Angy Eiter
- Magazin
Eine Reise ins Ungewisse
- Anzeige