Kindertour: Wildniswandern im Bayerischen Wald
Foto: Uli Wittmann
von Uli Wittmann
Im Osten von Bayern, an der Grenze zur Tschechischen Republik, liegt ein richtiger Geheimtipp: Der Bayerische Wald. Die oft unberührte Natur erinnert stark an Kanada, entsprechend finden sich für Mountainbiker, Trailrunner, Kajakfahrer, Wanderer und Familien viele Abenteuer.
„Jahrzehntelang is im Woid Feierobnd gwesn!“ erklärt ein pensionierter Grenzschützer und zeigt auf eine imaginäre Linie im dichten Wald vor uns. Nur hin und wieder steht vereinzelt ein weißer Grenzpfahl zwischen dem Gewirr aus wuchtigen Fichtenstämmen.
Der„Eiserne Vorhang“, die stark befestigte Grenze der ehemaligen CSSR, riegelte das Land zum Bayerischen Wald hin ab. Als Schüler war ich einmal an einer Grenzwanderung im Winter dabei. Fasziniert und mit einem leichten Gruseln, sah ich durch das Fernglas, wo sich die Grenztruppen auf der tschechischen Seite getarnt aufhielten um wiederum uns zu beobachten.
So seltsam es klingt: Die Natur im Bayerischen- und dem Böhmerwald profitiert heute noch von der Zeit des „Kalten Krieges“. Hier siedelte sich auf keiner Seite der Grenze Industrie an und die Natur kam ohne störende Menschen aus. Von den Grenzpatroullien mal abgesehen. Es schien fast so, als hätten alle den „Woid“, wie ihn die Einheimischen nennen, vergessen.
Im bayerischen Sibirien
Vielleicht liegt das auch am rauhen Klima. Ihm verdankt der Bayerische Wald den Spitznamen „Sibirien von Bayern„. Wenn in anderen Bezirken des Freistaats nirgends mehr Schnee liegt, ist im Woid auf den Höhenlagen Skifahren und Langlaufen oft bis in den April möglich.
1970 entstand im Bayerischen Wald der erste Nationalpark der Bundesrepublik, der in den Neunziger Jahren auf 24.000 Hektar erweitert wurde. Seltene Tiere wie Fischotter und Luchse haben hier ihr Reservat. Wer den wilden Tieren besonders nahe kommen will, wählt die Rundtour vom Hans-Eisenmann Haus durch das Tierfreigelände.
Vom Nationalparkzentrum Lusen aus startet man zu dieser bequemen Rundtour, die auch gut mit dem Kinderwagen zu machen ist. Am Parkplatz zeigen die Wegweiser bereits, was die Familien hier erwartet: Hirsch, Luchs und Wolf. Außerdem warten scheue Waldbewohner wie Wildkatzen, und solche ohne Berührungsängste, wie die Wildschweine, auf den Besuch der Wandersleute. Ein besonderes Highlight ist der Baumwipfelpfad. Er beginnt beim Nationalparkzentrum und ist auch mit Rollstühlen oder Kinderwagen zu befahren. Rund 1,3 Kilometer lang wandert man so in luftigen Höhen – ganz ohne Berge.
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