The Horn - Thomas Morgenstern kann das Fliegen nicht lassen, Teil 4
Nach seinem schlimmen Sturz 2014 beendet Thomas Morgenstern seine Skiflugkarriere. In die Luft geht der 29-Jährige immer noch täglich: Aber heute mit seiner neuen Passion, dem Heli-Fliegen.
Thomas Morgenstern kennt sich – neben dem Goldmedaillensammeln – mit zwei Sachen besonders gut aus: Fliegen und Fans. Doch wenn er auf Air Zermatt-Chef Gerold Biner trifft, scheinen die Rollen vertauscht: Morgenstern als flugbegeisterter Fan, der noch so viel vom Profi lernen kann. Bei der Premiere der neuen Red Bull TV-Serie „The Horn“ war die gegenseitige Bewunderung groß – und die Fachsimpelei intensiv. Wir haben mit Thomas über seine Flug-Passion gesprochen.
Bergwelten: Thomas, wie kamst Du ins Cockpit?
Thomas: Einer der besten Seiten des Profisportlerdaseins ist, dass man ab und an zu besonderen Sachen eingeladen wird. Ich spreche jetzt weniger von einem Gala-Dinner. Ich hatte meine erste Flugerfahrung in einem Alpha Jet mit den Flying Bulls. Und ich glaube, da war’s passiert. Dann habe ich meinen ersten Heli gesteuert – und das macht brutal hungrig. Heute fliege ich eigentlich täglich. Ich bin absolut süchtig.
Seit wann fliegst Du?
Ich habe 2012 meinen Heli-Schein gemacht. 2014 habe ich mir dann zum Ende meiner Sportlerkarriere einen großen Traum erfüllt und mir Helina gekauft.
Helina?
Ja, mein Heli. Er ist natürlich weiblich. Man muss mit Hubschraubern umgehen wie mit Frauen: sanft, mit viel Gefühl und mit viel Pflege.
Und Du planst Deine zukünftige Karriere tatsächlich in der Luft?
Ja, ich will Berufspilot werden und stecke schon in der Ausbildung. In welche Richtung es mich aber tragen wird, das weiß ich noch nicht.
Glaubst Du, Du bringst als Skiflieger schon einen gewissen Vorteil mit?
Puh, also die Steuerung ist schon eine komplett andere. Ich denke, ich bringe als Profisportler aber ein paar Sachen mit, die sehr hilfreich sind. Die Disziplin und die Konzentration etwa. Ich kann mich gut fokussieren und alles andere ausblenden. Und ich habe den Willen, mich unbedingt zu verbessern.
Trotzdem: Es ist eine ganz andere Welt, in die ich erst hineinwachsen muss und unbedingt will. Es ist super spannend, auch gerade im Vergleich zum Einzelwettkampf, und das genieße ich sehr.
Auf welche Art?
Beim Skispringen ging es schließlich und endlich um dich und dein eigenes Vorankommen. Beim Heli-Fliegen herrscht ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl. Hier geht es um Austausch, um Teamarbeit. Du lernst wahnsinnig viel von den anderen und diese Form der Gemeinschaft ist ein tolles Gefühl. Und ich wollte ja auch nach meinem Karriereende einen cleanen Cut, eine ganz neue Aufgabe und ganz neue Reize.
Du bist ein großer Fan der Air Zermatt – ist deren Arbeit in Fliegerkreisen das Ultimative?
Es ist unglaublich, was die Piloten leisten. Das Fliegen in den Bergen ist eine immense Herausforderung und hat für mich eigentlich auch den größten Reiz. Leider sind die Trainingsmöglichkeiten bei uns sehr begrenzt, da man in Österreich nicht einfach irgendwo landen darf.
Wie sieht sich ein Heli-Pilot die Folgen von The Horn an? Analysiert man die Flugszenen – oder nimmst Du auch den Rettungseinsatz an sich wahr?
Natürlich nehme ich die Einsätze wahr. In dieser Art, so nah und so intensiv, habe ich Rettungsmissionen noch nie verfolgen können. Es ist sehr packend. Aber klar: Ich achte auch sehr auf die fliegerischen Aspekte. Ich kenne die Tücken, die es in den Bergen zu beachten gibt und es ist spannend zu sehen, wie die Profis damit umgehen.
Du hast das Air Zermatt-Team bei der Premiere kennengelernt – wirst Du sie in der Schweiz besuchen?
Ja, das ist tatsächlich der Plan. Wir haben noch nicht genau besprochen wann, aber ich würde liebend gern einmal bei ihnen vorbeischauen. Es wäre unglaublich, wenn ich die Piloten und ihre Einsätze hautnah erleben könnte. Wie sie sich auf ihre Einsätze vorbereiten, wie sie mit bestimmten Situationen umgehen. Von ihnen zu lernen, das wäre tatsächlich ein Traum für mich.
Im Gegenzug ein Zitat von Air Zermatt-Chef Gerold Biner über seine Begeisterung für den Skisprung-Sport:
„Ich kann mich noch an Skiflieger Walter Steiner erinnern. Einmal flog er – und stürzte dann bei der Landung. Er stand auf und meinte: „Wo bin ich?“. Ich dachte nur: Oh wie schade, er erinnert sich nicht an seinen Flug.“
TV-Tipp
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