Wandern und Eintauchen in die Welt der Sennerei auf der Alpe Nova
Familie Schön aus Oberbayern – bestehend aus Eltern (Kathy und Peter), Kleinkind (Nora) und Baby (Jakob) – war unterwegs im Montafon und durfte auf der Alpe Nova in die Welt der Sennerei. Hier berichten die vier von ihren Erfahrungen.
Dass Milch nicht nur aus der Brust von Mama kommt, sondern auch aus den Eutern von Kühen, weiss Nora, unsere gut zweieinhalbjährige Tochter, seit geraumer Zeit. Aber dass auch Butter, die sie über alles liebt und Käse, den sie nicht ausstehen kann, etwas mit Milch zu tun haben, war ihr bislang nicht klar. Umso mehr haben wir uns über die Gelegenheit gefreut, ein Wochenende in Garfrescha im Montafon zu verbringen und dabei die Alpe Nova zu besuchen, auf der neben Butter auch der berühmte Montafoner "Sura Kees" produziert wird.
Unsere Base
Genächtigt haben wir im oberhalb von St. Gallenkirch gelegenen Alpenhotel Garfrescha, wo wir vom Hotelmanager Lars, hotelmanageruntypisch mit Sneakern und Cap, kumpelhaft und herzlich in Empfang genommen wurden. Das Hotel überzeugt nicht nur durch seine tolle Lage und das super Essen, sondern es ist auch äußert familienfreundlich - neben einem Spielplatz und einem Kinderspielraum gibt es ein spezielles Kinderessen, Aktivitäten wie Nachtwanderungen mit Marshmellowgrillen, Backwettbewerbe etc. sowie geführte Wanderungen zur Alpe Nova.
Die Alpe Nova
Vom Hotel aus sind wir in ca. 45 Minuten auf einem einfachen Wanderweg zur malerisch auf 1.730 Metern gelegenen Alpe Nova gewandert, auf der die Sennerfamilie Wieser in den Sommermonaten in traditioneller Handarbeit und mit Leib und Seele naturbelassene Butter und den berühmten Montafoner „Sura Kees“ produziert und einen gewissen Teil davon direkt verkauft. Unser Timing war perfekt: Wir sind genau zu der Zeit angekommen, zu der die 66 Milchkühe von der Weide wieder zurück in den Stall getrieben werden – unsere Kinder haben gequiekt, halb vor Freude, halb aus Furcht vor den aus ihrer Perspektive gigantischen Tieren. Innerhalb kürzester Zeit hatte jede Kuh ihren angestammten Platz im Stall eingenommen und das abendliche Melken konnte beginnen. Senner Andy wurde hier tatkräftig unterstützt von seiner vierjährigen Tochter Elena, die genau wie ihr zwölfjähriger Bruder Roman auf der Alm groß geworden ist.
Die Butter- und Käseproduktion
Die frisch gemolkene Milch wird im Nebenraum direkt weiterverarbeitet: Innerhalb eines Tages entsteht daraus Butter und der „Sura Kees“. Über einen Alpsommer hinweg werden aus ca. 70.000 Litern Milch ungefähr 1,2 Tonnen Butter, 2 Tonnen Bergkäse und gut 5 Tonnen von dem begehrten „Sura Kees“ produziert. Auch hier durften wir live dabei sein: Noch während die Kühe von Andy und seinen zwei Gehilfen gemolken wurden, brachte die Sennerin Andrea die Butter mithilfe von Holzförmchen in die bekannte 250g-Form und verpackte sie direkt.
Die Sauerkäseproduktion findet frühmorgens statt. Damit wir Andrea auch hier über die Schulter schauen konnten, ohne unsere Kinder zu einer unchristlichen Zeit aus dem Bett werfen zu müssen, hat uns Andrea spontan ihr Auto geliehen, sodass uns ein frühmorgendlicher Fußmarsch zur Alm erspart blieb. Als wir gegen 7 Uhr angekommen sind, befand sich Andrea bereits in den letzten Zügen der Käseproduktion: Nach dem Abschöpfen des Käses aus der Molke ruht der Käse zunächst einen Tag, bevor er dann gewürzt und verpackt wird. Mittlerweile wird Andrea hier von ihrem Sohn unterstützt, wodurch sie eine komplette Stunde gewinnen konnte. Kostbare Zeit bei einem komplett durch getakteten Tag.
Der Tag auf der Alm beginnt übrigens um 4 Uhr. 7 Tage die Woche. 3 Monate lang. Für viele Menschen unvorstellbar. Für die Wiesers die schönste Zeit des Jahres, auf die sie sich den ganzen Winter über freuen.
Das Wandergebiet
Da die Alpe Nova inmitten eines herrlichen Wandergebietes liegt, sind wir nach einem ausgiebigen Frühstück mit all den Montafoner Spezialitäten zu einer Wanderung aufgebrochen. Unser Ziel war eigentlich das auf 2.425m gelegene Matschunerjoch, zu dem ein herrlicher Wanderweg entlang eines Baches führt. Wir sind allerdings nicht so weit gekommen...
Zum Abschluss ein paar Schreckminuten...
Wie wahrscheinlich fast jedes Kleinkind liebt es Nora, während unseren Wanderungen Steine und Zapfen zu sammeln und Blumen am Wegesrand zu pflücken. Wir haben uns nichts weiter dabei gedacht, als sie eine hübsch anzusehende blau-violette Blume gepfückt hat, zumal Nora mittlerweile in einem Alter ist, in dem sie sich nicht mehr alles in den Mund steckt. Wir wurden dann allerdings recht bald darauf aufmerksam gemacht, dass es sich dabei eventuell um den hochgiftigen blauen Eisenhut handelt. Es folgte eine kurze Internetrecherche, die Erkenntnis, dass das bloße Berühren schon schwerste Vergiftungen hervorrufen kann und die Feststellung, dass es sich tatsächlich um eben diese giftigste Pflanze Europas handelte.
So schnell es ging, sind wir wieder zur Alpe abgestiegen, wo wir uns alle gründlichst die Hände gereinigt haben und einen Anruf bei der Giftnotrufzentrale getätigt haben. Hier haben wir erfahren, dass erste Vergiftungserscheinungen in der Regel sofort auftreten und nach einer halben Stunde ohne Symptome eigentlich Entwarnung gegeben werden kann. Die halbe Stunde war inzwischen fast rum und uns ging’s gottseidank allen gut. Die Lust aufs Wandern war uns an dem Tag allerdings vergangen und so sind wir dann, nachdem wir auf der Alpe noch Butter und „Sura Kees“ für Zuhause erworben hatten, nur noch zurück zum Hotel gewandert.
Fazit
Nora mag zwar noch immer keinen Käse, aber zumindest dürfte ihr jetzt klar sein, dass Käse nicht einfach nur aus dem Supermarkt kommt. Und auch für uns Erwachsene war's sehr spannend, den Prozess der Butter- und Käseproduktion hautnah mitzuerleben. Und wir wissen jetzt auch, dass man nicht nur darauf achten muss, dass sich Kinder keine Pflanzen in den Mund stecken, sondern, dass es im Alpenraum auch Pflanzen gibt, bei denen die bloße Berührung fatale Folgen haben kann...
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