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Philosophische Wanderungen

Menschen

2 Min.

20.07.2016

Foto: Pexels/Unsplash

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von Christina Geyer

Philosophie und Wandern? Wie passt das zusammen? Wir wollten es wissen und haben mit Philosophin Dr. Cornelia Bruell gesprochen, die über ihre Praxis PHILOSKOP Philosophische Wanderungen anbietet. Die sollen nicht nur neue Wege in der Natur, sondern auch im Denken erschließen. Ein Interview.

Bergwelten: Was ist PHILOSKOP genau?

Cornelia Bruell: PHILOSKOP ist meine Philosophische Praxis in Baden bei Wien. Hier biete ich philosophische Einzelgespräche an – und eben auch Philosophische Wanderungen.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Philosophische Wanderungen anzubieten? 

Natur hatte in der Philosophie immer schon einen hohen Stellenwert. Naturerlebnisse ermöglichen ein unmittelbares Erleben und einen tieferen Dialog. Wenn ich zum Beispiel von einem Berggipfel über Täler bis zum Horizont sehe, dann weitet sich mein Denken. Das Visuelle hinterlässt immer eine Spur im Gedachten.

Kann man neue Wege im Denken leichter finden, wenn man zugleich auch leiblich neue Wege beschreitet? Also die geistige Bewegung mit der körperlichen verbindet?

Ja, die Bewegung ist ein ganz wichtiges Element. Nicht nur gilt das Sprichwort: Gesunder Geist in einem gesunden Körper. Sondern eben auch: Bewegter Geist in einem bewegten Körper. Die Bewegung hat einerseits etwas Meditatives. Durch den gleichbleibenden Rhythmus können wir unseren Geist besser arbeiten lassen. Andererseits regt uns der Wandel der Landschaft zu Gedankensprüngen an und wir können uns leichter von Denkstarren lösen.

Inwieweit werden Körper und Geist deiner Meinung nach heute noch zusammengedacht? 

Kaum noch. Wenn wir am Computer sitzen oder im Büro, vergessen wir unseren Körper vollständig. Der menschliche Körper ist aber nicht dazu gemacht, etliche Stunden still zu sitzen. Es geht um ein verändertes Selbstbild: Um ein bewegtes Bild vom denkenden Menschen, der eben nicht nur still in der Bibliothek sitzt.


Auf den Spuren von Aristoteles

Philosophie hat ja zuweilen den Ruf, eine reine Kopfsache zu sein. Stimmt das oder gehört die körperliche Bewegung zum Denken mit dazu?

Abgesehen davon, dass es viele Philosophen gab, die sich über den Leib Gedanken gemacht haben, war das Gehen oft eine zentrale Komponente des Philosophierens. Aristoteles war zum Beispiel dafür bekannt, dass er im Gehen dachte und lehrte – daher wurde seine Schule in Athen auch die Schule der „Peripatetiker“ genannt (Anm.: „Peripatos“ = Wandelhalle).

Viele Menschen gehen wandern, um den Kopf frei zu bekommen und endlich  einmal nicht andauernd denken zu müssen. Was würdest du ihnen sagen?

Natürlich! Das ist äußerst wichtig. Auch für das Philosophieren braucht es ein Zur-Ruhe-Kommen, eine gewisse Leere. Beim Philosophischen Wandern wechseln sich die Phasen der Stille mit jenen des Dialogs ab. Aber gerade durch das Artikulieren von Widersprüchlichkeiten oder Denkstarren, kann der Geist nach deren Auflösung zur Ruhe kommen. Beides bedingt sich gegenseitig.


Neue Perspektiven gewinnen

Wie darf man sich den Ablauf einer Philosophischen Wanderung vorstellen?

Beim Philosophischen Wandern wird zunächst von meinem Kollegen Kai Kranner (Denkspuren) und mir eine Einführung in ein spezifisches Tagesthema gegeben. Hier kann es sich um Themen wie Glück, Tod, Leib, Sehnsucht oder auch Resonanz handeln. Vor dem Losgehen werden Fragen gestellt, die darauf abzielen, das Thema mit einem persönlichen Erfahrungskontext in Verbindung zu bringen.

Diese Erfahrungen werden im Dialog, im Gehen, zwischen je zwei Teilnehmern ausgetauscht. In einem bestimmten Rhythmus findet die Gruppe immer wieder zusammen, tauscht sich aus, mischt sich durch. Das hat den Vorteil, dass man immer wieder neue Perspektiven gewinnt. Abends werden die Erfahrungen dann bei einem gemütlichen Kamingespräch reflektiert und auf eine philosophische Ebene gehoben. So kann sich in ein paar Tagen Wandern sehr viel bewegen. Philosophische Vorkenntnisse sind dafür übrigens absolut nicht nötig.


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