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Die Totalphütte – Wiederaufbau nach Zerstörung durch Staublawine

Aktuelles

4 Min.

02.07.2019

Foto: Alpenverein Vorarlberg

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Im Winter 2018/19 zerstörte eine gewaltige Staublawine die Totalphütte des Alpenvereins Vorarlberg. Die Hütte auf 2.385 m Höhe ist ein wichtiger Stützpunkt im Aufstieg vom Lünersee zur Schesaplana mitten im Rätikon. Jetzt soll die Hütte neu aufgebaut werden – unter anderem mit Unterstützung von Spenden.

Die Totalphütte befindet sich am Rande einer weiten Karstlandschaft auf 2.385 m mitten im Rätikon. Auf dem Weg vom Lünersee zur Schesaplana verliert sich die Blumenpracht der grünen Almwiesen allmählich im Fels und Schutt und wird von bizarren Karstformationen abgelöst. Inmitten dieser wilden Gebirgslandschaft, eingerahmt von den Gipfeln der Schesaplana, Saulakopf und Drusenfluh, thront die Hütte unübersehbar auf einem kleinen Plateau.


Von der Baubaracke zur Alpenvereinshütte

Die Totalphütte blickt auf eine interessante Geschichte zurück: Ursprünglich befand sich an der Stelle eine Baubaracke der Vorarlberger Illwerke. Im Jahr 1955, als die Bauarbeiten am Lünersee abgeschlossen waren, wurde diese Baracke vom Alpenverein Vorarlberg erworben und in den Jahren 1963 – 1965 ausgebaut. Sie verfügte damals über 30 Lagerplätze, einen kleinen Aufenthaltsraum und eine ebenso kleine Küche. Im Juli 1965 wurde die Hütte feierlich eröffnet und erhielt den Namen „Totalphütte“. In den Folgejahren erfreute sich die Hütte derart guter Besucherzahlen, dass sie wegen ihre ständigen „Überfüllung“ geradezu berühmt wurde. Dazu kamen aber die Probleme der Versorgung – vor allem die Wasserknappheit im karstigen Gebiet der Schesaplana war gravierend.

1972 erhielt die Hütte ein neues Schlafhaus, 1988/89 eine Abwasserreinigungsanlage, der ursprünglichste aber schon sehr baufällige Teil der Hütte, die alte Baubaracke, wurde abgetragen und durch einen zweigeschossigen Neubau ersetzt. Im Zuge dieser Umbaumaßnahmen wurde zudem endlich auch die dringend notwendige Materialseilbahn errichtet. In den Jahren 1992/93 kam schließlich noch eine neue Quellfassung inkl. Leitung und Pumpschacht für die Wasserversorgung hinzu.


Das Drama vom Winter 2019

Im äußerst schneereichen Winter 2019 kam es dann allerdings zu einem Ereignis, das niemand voraussehen konnte: Obwohl der Hüttenstandort bis zu diesem Zeitpunkt als absolut sicher galt, ging - vermutlich im Jänner 2019 - eine derart große Staublawine von der gegenüberliegenden Talseite ab, die vom Tal nochmals mühelos die über 100 m hinauf zur Hütte schaffte und über diese hinwegfegte. Die Wucht war so groß, dass diese fast komplett zerstört wurde. Zum Glück wird die Hütte nur im Sommerbetrieb geführt und im Winterraum hielt sich zum Zeitpunkt des Lawinenabgangs niemand auf.

Die Schneemassen drangen ins Innere der Gasträume und den Schlaftrakt ein, die Fenster barsten, sogar das Stahlgerüst der Feuertreppe wurde abgerissen und über das Hüttendach geschleudert. Mit der Schneeschmelze kommen jetzt große und kleine Teile von Holz- und Glassplittern bis hin zu Einrichtungsgenstände noch weit über 100 m von der Hütte entfernt zum Vorschein.

 


Totalschaden – Was nun?

Beim Lokalaugenschein im Frühjahr war klar, die Hütte erlitt zu 80 % einen Totalschaden. Ob der bestehende Teil noch zu retten ist, konnte im Frühjahr noch nicht beantwortet werden. Aktuell wird der Schaden auf 2,5 Millionen Euro geschätzt und das Schlafhaus muss jedenfalls komplett neu errichtet werden.

Einzig die Materialseilbahn, das Herzstück der Hüttenversorgung, konnte relativ rasch wieder repariert werden. Durch das Aufstellen von mobilen Schlafcontainern kann zudem ein eingeschränkter Betrieb mit 34 Schlafplätzen auf der beliebten und wichtigen Hütte auch für die Saison 2019 gewährleistet werden.

Derweilen laufen die Planungen und Vorbereitungen für den Wiederaufbau, der einen engen Zeitplant verfolgt: Ende August 2019 soll mit den ersten Baumaßnahmen begonnen werden, bis Mitte November 2019 sollte der Rohbau der Hütte fertiggestellt sein. Je nach Witterungsverhältnissen könnte die Totalphütte spätestens im Juli 2020 wieder den normalen Hüttenbetrieb aufnehmen.

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Jeder kann unterstützen

„Momentan gibt es außer dem Land Vorarlberg, welches eine finanzielle Unterstützung für den Wiederaufbau der Totalphütte zugesagt hat, keine weiteren Zusagen für den geplanten Neubau. Natürlich erhoffen wir uns auch vom ÖAV-Hauptverein eine finanzielle Hilfestellung“, so Dr. Andreas Schmidt, Vorsitzender des Alpenvereins Vorarlberg. Umso wichtiger sei nun die proaktive Spendenaktion, die extra für die Totalphütte ins Leben gerufen wurde. Wem die Hütte und die Arbeit des Alpenvereins am Herzen liege, der könne den Wiederaufbau der Totalphütte direkt finanziell unterstützen. Auch die Vernetzung dieser Aktion in den verschiedensten Plattformen sowie Sachspenden für die Inneneinrichtung seien sehr willkommen.


Die Totalphütte – eine wichtige Schutzhütte

Für Hüttenwirt Christian Beck grenzt es an ein Wunder, dass die Hütte heuer überhaupt den Betrieb aufnehmen kann. Die Küche und die noch bestehenden Gasträume wurden entsprechend gesichert, damit sie gefahrlos betreten werden können. Umso mehr freut es ihn, dass er die Hütte, die in einem der schönsten Wander- und Klettergebiete der Alpen mitten im Rätikon steht, zumindest provisorisch Ende Juni aufsperren konnte. Die Totalphütte ist ein wichtiger Bestandteil im Wege- und Hüttennetz des Rätikons. Gleich fünf Hütten darf die Totalphütte als Nachbarn bezeichnen: die Douglasshütte (1.976 m) Gehzeit: 01:00 h, die Heinrich-Hueter-Hütte (1.766 m) Gehzeit: 02:45, die Lindauer Hütte (1.744 m) Gehzeit: 03:30, die Mannheimer Hütte (2.679 m) Gehzeit: 03:00 und die Schesaplanahütte (1.908 m) Gehzeit: 03:00.

Die Hütte ist nicht nur Übernachtungspunkt auf dem Rätikon-Höhenweg, sondern auch beliebter Ausgangspunkt für zahlreiche Gipfelbesteigungen - im Sommer wie im Winter.

Weitere Touren führen auf den Saulakopf (2.516 m) Gehzeit: 03:30 h, auf die Drusenfluh (2.827 m) Gehzeit: 04:00, auf den Zirmenkopf (2.805 m) Gehzeit: 01:30 sowie auf die Kirchlispitzen (2.551 m) Gehzeit: 03:30.   

In der Kletterszene ist die Hütte vor allem wegen ihrer Nähe zu zwei anspruchsvollen und mit prächtiger Naturkulisse auftrumpfenden Klettergebieten beliebt. Hier ist vor allem die Hüttenkopf-Südwand zu nennen, wo in den letzten Jahren Routen mit bis zu sechs Seillängen und ein Klettergarten eingerichtet wurden. Der ausgezeichnete Rätikonkalk bietet vor allem glatte Platten und Verschneidungen in mittleren Schwierigkeitsgraden mit alpinem Charakter. Der Klettergarten bietet 11 sehr gut abgesicherte Routen bis zur Schwierigkeit 7-.

Außerdem sei der Klettergarten Lünersee 2016 - Seekopf-Südwand - erwähnt. Er befindet sich auf halbem Weg zur Totalphütte. 12 Routen in den Schwierigkeiten 3+ bis 6+ wurden in die rauen, griffige, südexponierte Felswand gebohrt.  


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