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Weitlanglaufen von Ost- nach Südtirol

Regionen

5 Min.

13.09.2021

Foto: Sam Strauss

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Zwei Tage im Skatingschritt von Ost- nach Südtirol: Langlaufen kann doch anstrengender sein, als man ahnt.

Katharina Lehner für das Bergwelten Magazin Dezember 2019/Jänner 2020

Wenn die Knopperin ins Auto steigt, weiß man im Örtchen Strassen, dann dauert es, bis man sie wieder zu Gesicht bekommt. Knopper, das ist der Name, unter dem Irmgard Huber in der Gegend bekannt ist. Die 45-Jährige ist nicht nur inmitten der Osttiroler Berge zu Hause, sondern auch auf ihnen.

Und so kommt es, dass sie ausrückt und erst Stunden später wieder daheim auf ihrem Bauernhof ist. Von den Bergen erzählt sie wie von guten Bekannten, empfiehlt aufregende Aufstiege und Plätze zum Sitzen und Innehalten. Tatsächlich scheint sie auf jedem Gipfel gestanden, jede Tour im Umkreis schon mindestens einmal gemacht zu haben:

„Manche denken, da muss man ein bisschen verrückt sein, aber ich bin ganz normal“, beteuert sie. Was aber selbst Irmgard Huber, Bergwanderführerin und Siegerin diverser Bergläufe, nicht ganz normal findet, ist unser Vorhaben: ein mehrtägiger Langlauf durchs Hochpustertal. Tatsächlich war es gar nicht so einfach, eine Begleitung für diese Tour zu finden.

Da „nicht ganz normal“ aus dem Mund der Knopperin aber ohnehin ein Kompliment zu sein scheint, ist sie dann schnell überzeugt. Weitwandern, im Winter, auf Langlaufskiern, das haben bisher noch wenige für sich entdeckt.

Die Regionen brauchen dafür ein zusammenhängendes Loipennetz und eine Organisation über Orts- und mitunter auch Landesgrenzen hinaus – und die Sportlerinnen und Sportler eine gute Kondition. Wer denkt: „So ein bisschen Langlaufen, wie anstrengend kann das schon sein?“, der irrt gewaltig.



Loipe statt Gleisen

Die Sonne scheint zwar nicht anders am nächsten Morgen, aber man merkt: Mittlerweile ist man in Italien angekommen. Manches wirkt wie aus der Zeit gefallen – und dieser Glanz vergangener Tage stimmt einen selbst bei größter Anstrengung ganz romantisch. 

Da sind die pompejanischrot getünchten Häuschen am Wegesrand mit der verblassten „A.N.A.S.“-Aufschrift; diese case cantoniere, Straßenwärterhäuser, stehen meist leer, seit die Provinzen die Zuständigkeit für die Straßenverwaltung vom Staat übernommen haben.

Da ist auch das alte Grand Hotel Toblach, das heute als Veranstaltungszentrum und Jugendherberge genutzt wird und in dem das Naturparkhaus Drei Zinnen untergebracht ist. Übernachtet hat man hier sicher schon einmal luxuriöser, das Zentrum samt Ausstellung jedoch ist jedenfalls einen Besuch wert.

Und da sind noch die alten Eisenbahntunnel und -brücken auf dem letzten Stück des Weges hinunter nach Cortina. Und wo früher der Zug unterwegs war, braucht es jetzt deutlich mehr Muskelkraft, um voranzukommen. Vor allem weil hier nach dem letzten starken Schneefall noch nicht gespurt wurde. 

„Manchmal hört die Loipe einfach an der Grenze zwischen Südtirol und Venezien auf“, erzählt Irmgard. „Für die Südtiroler ist der Wintersport ein wichtiger Tourismusfaktor – in Venezien fehlt oft das Geld.“ Auch das ist Italien.

Da die Tunnel natürlich ein Highlight der Tour sind, kämpfen wir uns durch den Tiefschnee. Die dazupassende Technik steht nicht im Lehrbuch und geht folgendermaßen: Ski parallel zueinander und mit den Armen anschieben. In die Hocke und wieder anschieben, mit voller Kraft.