5 Tipps für einen Campervan-Roadtrip durch Südamerika
Foto: outdoorpashionists.com
Aus dem Alltag ausbrechen und ihren Kindern die Welt zeigen – Kathy und Peter Schön erfüllen sich gerade einen lang gehegten Wunsch und reisen ein Jahr lang mit Camper und Kids durch Südamerika. Im letzten Beitrag ging es um Tipps für die Vorbereitung einer solchen einjährigen Familien-Abenteuer-Reise. In diesem Beitrag beschreiben die beiden die fünf größten Herausforderungen vor Ort und wie man diese am besten bewältigen kann.
Bei einem längeren Campervan-Roadtrip ist der Komfort selbstverständlich nicht wie zu Hause. Der Platz ist begrenzter, das Wasser kommt nicht ohne Zutun aus dem Hahn und man weiß am Morgen oftmals noch nicht, wie der nächste Übernachtungsplatz aussieht. Es ergeben sich zwangsläufig ein paar Herausforderungen. Für die aus unserer Sicht fünf größten Herausforderungen können wir folgende Tipps geben:
1. Ver- und Entsorgung
Neben der Versorgung mit Lebensmitteln, die aus unserer Sicht die kleinste Herausforderung darstellt, muss man sich auf einem Campervan-Roadtrip oftmals mit Themen wie dem Auffüllen von Frisch- und Trinkwasser sowie von Gasflaschen beschäftigen. Ebenso mit der Entsorgung von Grauwasser und Toilette sowie der Stromversorgung.
Trinkwasser
In Europa gibt es eine ziemlich gute Infrastruktur, was Frischwasserquellen – oftmals mit Trinkwasser – angeht und Ablass-Stationen für Grauwasser und Toiletten. Auch die Möglichkeiten, Gasflaschen aufzufüllen bzw. auszutauschen sind mannigfaltig. In Südamerika sieht das etwas anders aus.
Auf Campingplätzen kann man in der Regel Wasser auffüllen. Ansonsten sind Tankstellen eine gute Option. Man sollte sich jedoch davor nach der Wasserqualität erkundigen und testweise etwas Wasser in eine durchsichtige Flasche abfüllen, um sichtbare Verunreinigungen zu erkennen. Zum Teil stammt das Wasser, das aus dem Hahn kommt, nämlich aus Seen oder Flüssen. Bei fragwürdiger Wasserqualität empfiehlt es sich, dieses zu filtern – entweder mechanisch mit einem Filtersystem oder chemisch mit Silberionen.
Wenn es gar nicht anders geht und man Trinkwasser in Plastikflaschen kaufen muss, sollte man möglichst große Gefäße kaufen und diese in kleinere Trinkflaschen umfüllen. Wasserkanister mit 6 Liter bekommt man eigentlich fast überall, gelegentlich sind uns auch schon 8L-Kanister untergekommen.
Entsorgen
Für Grauwasser gibt es in Südamerika fast gar keine offiziellen Entsorgungsstationen. Wir nutzen daher biologisch abbaubare Seifen und Spülmittel und lassen das Grauwasser oft direkt aus dem Abwassertank im Boden versickern.
Unsere Toilette verfügt über ein Entlüftungssystem mit dem man unangenehme Gerüche vermeiden kann, ohne Chemie zu verwenden. Den vollen Toilettentank entsorgen wir in öffentlichen Toiletten oder an Campingplätzen, wenn möglich. Ansonsten bleibt nur das Ausleeren in der freien Natur. Dafür haben wir einen Klappspaten an Bord, mit dem wir ein Loch buddeln, das wir nach dem Entleeren wieder zuschaufeln.
Gasflaschen
Primär für unseren Kocher und für den Kühlschrank, aber auch für unsere Heizung, benötigen wir Gas. Dafür haben wir zwei 5kg-Gasflaschen dabei. Nach dem Untergang eines Cargoschiffes im März 2019 vor der französischen Küste hat die Rederei, mit der wir unseren Camper von Hamburg nach Südamerika verschifft haben, die Vorschriften verschärft. So dürfen zum Beispiel keine Gasflaschen mehr in Campern mitgeführt werden. Wir haben uns deshalb vorab zwei deutsche Gasflaschen bei einem von Schweizern betriebenen Campingplatz in der Nähe von Montevideo reservieren lassen, um unseren Gasanschluss nicht umbauen zu müssen.
Da aber nahezu in jedem Land die Gasanschlüsse zum Füllen der Flaschen anders sind, haben wir uns einen US-Connector sowie weitere Adapter besorgt. Damit ist es bei vielen Gas-Unternehmen möglich, die Flaschen zu füllen, auch wenn diese zum Teil abenteuerliche Verbindungsschläuche basteln müssen. Die Orte zum Befüllen von Gasflaschen finden wir über die sehr hilfreiche App iOverlander.
Strom
Dank unserer Solaranlage sind wir autark, was die Stromversorgung angeht. Mithilfe eines Wechselrichters können wir damit auch Geräte laden, die 230 Volt benötigen. Auf den meisten Campingplätzen gibt es aber auch Stromanschlüsse, die mit einem regulären Reiseadapter genutzt werden können. Vorab sollte man sich aber schlau machen bzgl. der Spannung und Stromstärke.
2. Übernachtungsplätze finden
Anders als in vielen europäischen Ländern, darf man in Südamerika eigentlich fast überall wild stehen. Einen schönen, geeigneten Übernachtungsplatz zu finden, ist aber oft relativ zeitaufwendig. Wir nutzen deshalb für unsere Stell- und Campingplatzsuche ebenfalls die iOverlander-App. Man kann hier die jeweiligen Orte bewerten und mit zusätzlichen Infos versehen und auch eigene Orte hinzufügen. Dadurch erhält man in der Regel recht aktuelle Infos und kann gut einschätzen, ob ein Platz geeignet und sicher ist.
3. Abwechslungsreiches und gesundes Essen
Bei Campingessen denken viele an Ravioli aus der Dose oder Fertigsuppen. Kann man mal machen, aber bei einer so langen Reise wäre das natürlich etwas einseitig.
Ein großer Vorteil ist es, wenn man über zwei Herdplatten verfügt. Damit lassen sich schon eine ganze Menge leckerer Gerichte zubereiten. Nicht mehr missen wollen wir unseren Campingbackofen. Das ist kein Backofen im klassischen Sinne, sondern er sieht so ähnlich aus wie eine Guglhupfbackform. Er funktioniert auf jedem Kocher und zaubert zum Beispiel auch Kuchen, Aufläufe und Pizza. Das Teil funktioniert ausgezeichnet und bisher ist uns damit noch jedes Gericht gelungen. Auch zum Brotbacken nutzen wir ihn recht häufig, da es in Südamerika, wie in vielen Ländern, schwierig ist, an anderes Brot als an Weißbrot zu kommen.
Schwierig ist es auch, Frühstückscerealien ohne Zuckerzusatz zu bekommen. Wir sind deshalb dazu übergegangen, zum Frühstück Haferflocken zu essen und diese mit Leinsamen, Sonnenblumenkernen, Kokosflocken, etc. zu mischen. Diese bekommt man eigentlich in jedem Supermarkt. Zumindest in Uruguay, Argentinien und Chile gibt es in größeren Städten Supermärkte von europäischem Standard. Aber auch in kleineren Läden kann man sich gut versorgen. Die Auswahl an Obst und Gemüse ist dort allerdings oftmals recht überschaubar, aber man findet auch oft reine Obst- und Gemüseläden.
4. Duschen
Wenn man, so wie wir, das Wildcampen gegenüber Campingplätzen vorzieht, stellt das Duschen eine Herausforderung dar. Unser Camper verfügt zwar über eine Dusche, aber da wir nur einen 60l-Tank haben, ist diese nur praktikabel, wenn wir neben einer Wasserquelle stehen.
Wir haben unsere Duschfrequenz deshalb auf 1-2 Mal pro Woche heruntergeschraubt und duschen, wenn wir zwischendurch auf Campingplätzen sind. Eine sehr gute Alternative sind auch die Duschen von Tankstellen an Fernstraßen. Die eigentlich für LKW-Fahrer gedachten Duschen sind oftmals sauberer als Campingplatzduschen und können für ein geringes Entgelt genutzt werden.
Ansonsten setzen wir auf Bekleidung aus Merinowolle, welche die Eigenschaft hat, dass sie geruchshemmend ist.
5. Wäsche waschen
Wenn der Platz im Camper begrenzt ist, hat man in der Regel nicht allzu viel Kleidung dabei und muss deshalb regelmäßig waschen. Umso häufiger, wenn man mit kleinen Kindern reist. Waschmaschinen auf Campingplätzen, wie in Europa oftmals der Fall, gibt es hier eigentlich nicht.
Wir haben deshalb eine Waschmaschine dabei! Keine herkömmliche, die mit Strom funktioniert, sondern eine, die mit einer Kurbel per Hand betrieben wird (White Magic Waschmaschine). Sofern es sonnig und windig ist, trocknet die Wäsche innerhalb eines Tages an der Leine. Trotz Maschine kostet uns das Wäschewaschen meist einen ganzen Tag mit Waschen, Spülen, Auswringen und Trocknen, vor allem, wenn man das Wasser vorab auf dem Gaskocher erhitzen muss.
Wenn es zu kalt oder regnerisch ist, lassen wir unsere Wäsche aber auch mal im Waschsalon waschen. Diese findet man eigentlich in jedem Ort.
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