6 Gründe, warum du mit Alpakas wandern gehen solltest
Foto: Martin Foszczynski
In der Natur heißt es oft: höher, schneller, weiter. Doch es muss nicht immer Trailrunning und Höhenbergsteigen sein. Wir, die Bergwelten-Online-Redaktion, haben einen Selbstversuch gestartet und begaben uns nach getaner Arbeit auf eine Feierabend-Tour mit Alpakas. Hier unsere – durchwegs positiven – Eindrücke.
Als Ziel haben wir uns den Alpakahof Hahn im niederösterreichischen Waldviertel ausgesucht. Nah genug an Wien, um zu einer After-Work-Tour anzureisen, und doch tief genug in der „Pampa“, um die Stadt ganz weit hinter sich zu lassen. In Grafenschlag, einer 850-Seelen-Gemeinde zwischen weiten Mohnblumenfeldern, Wiesen und Waldzungen, halten Maria und Alexander auf dem Hof ihrer Eltern und Großeltern rund ein Dutzend Alpakas. Warum? Ganz einfach, weil sie und ihre beiden Söhne ihr Herz an diese aus den Anden Südamerikas stammende Kamelform verloren haben.
Die zotteligen, äußerst sanften aber leicht schreckhaften Artgenossen werden vorwiegend wegen ihrer wertvollen Wolle gezüchtet – auch im Hofladen der Hahns finden sich flauschige Hauben und Socken. Doch wie die Hahns bieten immer mehr Alpaka-Halter ihren Besuchern nach Voranmeldung auch an, eine Spazier-Runde mit den Tieren zu drehen. Zunächst wird jedem ein Wuschelkopf anvertraut – in unserem Fall waren das Mozart, Diesel und Skipper – und schon geht’s los. Die Instruktion ist kurz: Leine immer gut festhalten, bei herannahenden Autos an den Straßenrand treten und die Tiere erst nach einigen vertrauensbildenden Minuten streicheln oder kraulen. Die Touren dauern, je nach Verfassung der Teilnehmer – sowie Laune und Appetit der Alpakas – , zwischen 1,5 und 3 Stunden. So genau weiß man das nicht, und genau das ist auch das Tolle daran.
Weshalb wir sonst noch eine Alpaka-Wanderung empfehlen, verraten wir euch hier.
1. Weil du dich in Geduld übst
Wer mit Alpakas Wandern geht, sollte viel Zeit mitbringen. Die Tiere haben nämlich keine dringenden Termine oder Deadlines – dementsprechend entspannt sind sie auch unterwegs. Da kann es schon mal passieren, dass man an einem besonders saftigen Wiesenabschnitt mehrere Minuten verbringt und ihnen beim Fressen zusieht. Spätestens nach der dritten Rast hat man sich daran gewöhnt, auf die flauschigen Gesellen zu warten. Und wer weiß, vielleicht kann man sogar etwas von ihrer Gelassenheit in den Alltag mitnehmen.
2. Weil man dabei mindestens 135 Muskeln trainiert
Klar, mit einem Alpaka zu wandern, mag nicht die anstrengendste Aktivität sein und es wird vermutlich auch nie olympisch werden. Doch die Anzahl der eingesetzten Muskeln übersteigt mit Sicherheit jene, die für eine Einheit im Fitnessstudio nötig sind. Denn während man bei einer Kniebeuge rund 10 Muskeln beansprucht, sind es beim Lachen gleich 135! Das Aussehen der Tiere, die Geräusche, die sie von sich geben und die Art und Weise, wie sie ihre Umwelt erkunden, sorgen bei ihren menschlichen Begleitern für ein Dauergrinsen, das sich erst auf der Heimfahrt wieder abstellen lässt.
3. Weil dir die Spucke wegbleibt!
Laien können Lamas schon mal mit Alpakas verwechseln – über den Unterschied wird sie unter Umständen eine feuchte Überraschung aufklären. Denn während Lamas gerne spucken, tun das die im Vergleich deutlich zierlicheren Alpakas (rund 65 kg gegenüber bis zu 130 kg) äußerst selten. Laut unserer Gastgeberin Maria Hahn nur, wenn es ums Festlegen der Rangordnung geht. Und da halten wir uns als höfliche Gäste natürlich raus.
4. Weil du bis ans Ende der Welt gehst
Mohnblumenfelder, eine Waldzunge, Kornfelder, wieder Mohnblumen, ein paar Häuser (gilt das schon als Dorf?), nichts weiter. Wer mit Alpakas durch Gegenden wie das Waldviertel spaziert, befindet sich am A… – Verzeihung – Ende der Welt. Und dort ist es schön! Man ist von hermetischer Ruhe umgeben, Stress oder Eile scheinen wie vom Erdboden verschluckt. Einzige Lärmquelle: Traktoren. Doch selbst von denen erhebt sich zumeist eine freundliche Hand zum Gruß. Hier kennt jeder jeden, die Alpakas eingeschlossen.
5. Weil du dir das Vertrauen erwerben musst
Stimmt schon, um mit Alpakas spazieren zu gehen, braucht es keine 50-seitige Gebrauchsanleitung. Ihr ruhiges, sanftes Gemüt macht sie zu angenehmen Weggefährten. Doch Vorsicht – Alpakas sind nicht nur sozial sensible Herden-, sondern auch Fluchttiere. Ruckartige Bewegungen und schrille Laute können sie leicht verschrecken. Daher gilt: wer mit Alpakas wahre Freundschaft schließen will, muss sich zuerst ihr Vertrauen erwerben. Und das ist doch eine gute Übung für uns alle.
6. Weil es beim Gehen um nichts geht
Kauen, schauen, sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Einem Alpaka würde es niemals in den Sinn kommen, irgendwelche Etappenziele erreichen – geschweige denn Rekorde brechen – zu wollen. Diese sympathische Take-it-easy-Einstellung überträgt sich zunehmend auf seinen Begleiter. Irgendwann wird die Leine schwerelos, lösen sich die Füße von der Schwerkraft, verwandelt sich der Spaziergang in eine Meditation. Da können selbst die Gehfaulsten – ob jung oder alt – mithalten. Ein perfekter Familien-, oder wie in unserem Fall, Feierabend-Ausflug.
Der Alpakahof Hahn bietet, soweit es das Wetter zulässt, das ganze Jahr über Alpaka-Wanderungen an. Hier findest du alle Infos.
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