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Abseits der Modegipfel

Auszeit-Touren im Tiroler Kaunertal

• 25. April 2016
3 Min. Lesezeit
von Thomas Marth

Das Kaunertal ist dank seines Gletscherskigebiets auch in den Herbst- und Frühjahrsmonaten rege besucht. Doch nicht nur Skitourengehen, Skifahren und Freeriden kann man im Tiroler Naturjuwel – sondern zum Beispiel auch einen James-Bond-Film drehen („Spectre“). Top-Alpinist Thomas „Smarty“ Marth verrät uns, was seine Heimat so besonders macht und wo man ungestört seine Auszeit nehmen kann.

Kaunertal
Foto: Thomas Marth
Tour zu den Madatschtürmen
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Das Kaunertal liegt im Südwesten Tirols, eingebettet in den Ötztaler Alpen. Ein kleiner Teil des vorderen Kaunertals gehört zum Naturpark Kaunergrat. Das hintere Kaunertal präen ein sechs Kilometer langer Speichersee, die auf 2.800 m führende mautpflichtige Gletscherstraße und der Gepatschferner, der zweitgrößte Gletscher Österreichs.

Seit meiner Kindheit führen die meisten meiner Berg- und Kletterwege ins Kaunertal und das nicht nur weil ich am Eingang zum Kaunertal lebe, sondern weil mich die Berge dort einfach magisch anziehen. Und jedes Mal, wenn ich meine Skier packe und auf Tour gehe, wundere ich mich, warum bei einer so grandiosen Landschaft so gut wie niemand unterwegs ist.

Auszeittouren abseits der Modegipfel

Zugegeben, selbstverständlich gibt es auch im Kaunertal Modegipfel und Gebiete, die von  zahlreichen Skitourensportlern gestürmt werden, so zum Beispiel der Glockturm. Wer es aber lieber ruhiger will, findet hier immer Ausweichmöglichkeiten.

Der Fluchtkogel ist ein genialer Gipfel mit grandiosem Panorama auf 3.497 m. Mein Highlight ist der Weg über „den Sumpf“: ganz klein fühlt man sich auf dieser riesigen Gletscherfläche. Vom Skigebiet Kaunertaler Gletscher aus ist es höhenmetertechnisch keine Weltreise. Vorbei am Brandenburgerhaus, das genial auf einem Felsen über der Eiswüste des Gepatschferners liegt, geht’s relativ flach weiter bis zum unproblematischen Gipfelhang. Belohnt wird man mit einer Aussicht über das gesamte Kaunertal. Bergab kann man die 1.500 Höhen- bzw. Tiefenmeter-Abfahrt über die gesamte Gletscherzunge wählen, die an der Rauhekopfhütte vorbei – nicht ganz unproblematisch unterhalb des Gletscherbruch haltend – zum Fernergarten führt. Wenn man Glück hat, genießt man auf dem Gepatschferner die  unverspurten aber relativ flachen Pulverhänge. Natürlich kann man den Fluchtkogel auch vom Fernergries anpeilen und so Höhenmeter  fürs Tourenbuch sammeln.

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Kaunertal
Foto: Thomas Marth
Sonnenaufgang am Fluchtkogel im Kaunertal

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Balsam für die Skitourer-Seele

Talauswärts an der linken Uferstraße des Gepatschstausees startet der Weg zur Nassereinalpe und von dort ins stille Kaiserbergtal. Ganze neun Kilometer watschelt man das relative flache Hochtal entlang bis man gegen Ende dann doch mal spürbare Höhenmeter macht. Als Belohnung wartet am Talschluss nach 1.300 Höhenmetern die Platzer Spitze (3.098 m) mit Blick auf das unberührte Platzertal.  Ein sehr einsames Fleckerl Erde ist es – das hintere Kaiserbergtal, an dem wahrscheinlich  viele Kaunertaler selbst noch nie gewesen sind. Bei Neuschnee ist die Tour nicht zu empfehlen, aber als Firntour ist die Platzer Spitze ein Hochgenuss und die Abgeschiedenheit des Tales ist Balsam für die Seele.

Das Verpeil, im Sommer Ausgangpunkt für zahlreiche alpine Klettertouren, ist im Winter nicht das klassische Skitourenziel. Nichtsdestotrotz hat es auch im Winter absolut seinen Reiz. Von Feichten aus  führt ein breiter Forstweg zur Verpeilalm, von dort geht es 200 Höhenmeter weiter zur Verpeilhütte. Die Verpeilhütte liegt wunderschön in einem Kessel unterhalb des Schwabenkopfs, zwischen zwei Bächen. Von dieser Winteridylle aus startet man in ein relativ schattiges Gelände gen Madatschjoch und spätestens jetzt wird man dann auch ohne Gesellschaft sein. Über gemäßigtes Gelände spurt man immer links haltend direkt zu den Madatschtürmen. In diesen Hängen wird man meist den ganzen Winter über mit Pulver belohnt. Ambitionierte können auch das Madatschjoch, das im Schatten der Wazespitze liegt, anpeilen. Aber auch bloß bis zu den Madatschtürmen ist die Tour genial und mit rund 1300 Höhenmeter hat man nicht nur was für die Seele sondern auch was für die Kondition getan.

Eisklettern im Kaunertal

Aber nicht nur mit einsamen Schitouren kann das Kaunertal punkten, auch Eiskletterer kommen im Tal voll in ihren Genuss. Zahlreiche Eisfälle sind von der Straße aus mit wenig Zustieg erreichbar. Der Eiskletterführer ist für einen geringen Preis im Infobüro in Feichten erhältlich und gibt alle nötigen Infos.

Auch wenn das Rodeln in letzter Zeit etwas aus der Mode gekommen ist, hat eine Rodelpartie im Kaunertal seinen Reiz. Warum? Rauf geht’s zu Fuß und deshalb bleibt auch hier die Masse aus. Die Rodelbahnen auf die Falkaunsalm oder zum Schnadigen Weiher sind nur zu Fuß erreichbar und selbstverständlich gibt es Naturschnee. Die 2km lange Rodelbahn auf die Ögghöfe startet im Dorf von Feichten und ist sogar beleuchtet. Wählt ihr für eure Rodeltour nicht gerade den Rodelabend aus, könnt ihr den Tag ruhig bei einer Rast am Ende des Rodelweges ausklingen lassen.

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Kaunertal
Foto: Mathias Burtscher
Eisklettern im Kaunertal

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