Melde dich an und erhalte Zugang zu einzigartigen Inhalten und Angebote!


AnmeldenRegistrieren
Abonnieren

Abenteuer Hoch Tirol plus: Auf Skiern durch die faszinierenden Ostalpen

Anzeige

6 Min.

02.12.2022

Foto: TVB Osttirol / Thomas Herdieckerhoff

Thomas Herdieckerhoff ist Fotograf und Content Creator aus München. Als leidenschaftlicher Bergsteiger hatte er die Hoch Tirol als Königin der Skidurchquerungen in den Ostalpen schon lange auf seiner Liste. Im März 2022 war es dann so weit – bei bestem Wetter und guten Verhältnissen bekam die Tour sogar noch eine kleine Draufgabe und wurde zur Hoch Tirol plus. Und auch wenn er optimal auf alle Herausforderungen vorbereitet war, hielt die Durchquerung doch einige Überraschungen für ihn bereit.

Eine Skidurchquerung der Superlative

Mit knapp 20.000 Höhen- und Tiefenmetern und einer Streckenlänge von mehr als 100 Kilometern zählt die Hoch Tirol plus zu den längsten Skidurchquerungen der Ostalpen. Tagelang abseits jeglicher Zivilisation unterwegs zu sein, auf einfachen Hütten zu übernachten und diese abgelegenen Regionen in Osttirol kennenzulernen, war für Thomas ein einzigartiges Erlebnis. Ski- und alpintechnisch ist die Hoch Tirol plus allerdings nicht zu unterschätzen. Daher vertrauten sich Thomas und sein Freund Ueli Reißner dem Osttiroler Bergführer Toni Riepler an. Sechs Tage waren sie gemeinsam unterwegs und trotz aller Anstrengung durften Spaß und auch genügend Zeit fürs Staunen nicht fehlen.


Die Tour – klassisch und mit einem Plus

Die klassische Strecke der Hoch Tirol startet in Kasern im Ahrntal. Thomas und Ueli haben sich für eine Steigerung der Tour mit Start im Virgental entschieden, die Hoch Tirol plus. Warum? "So kann man einerseits noch ein paar spannende Gipfel und lohnende Abfahrten mehr machen. Zusätzlich ist das Zurückkommen zum Ausgangspunkt wesentlich leichter und wäre auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich. Das spart Zeit und macht die Variante auch nachhaltiger als zwei lange Fahrten zwischen Osttirol und Italien.", erklärt Thomas.

Die Etappen der Hoch Tirol plus unterscheiden sich zur klassischen Hochtirol wesentlich an Tag 1, Tag 4 und Tag 5. Vor allem am fünften Tag weicht die Route stark ab. Diese geht von der Rudolfshütte über das Ödenwinkelkees steil auf die Obere Ödenwinkelscharte (am Ende mit Skiern am Rücken), dann um den Johannisberg herum und hinauf zur Schneewinkelscharte. Von dort aus mit Skiern am Rücken einen scharfen Grat entlang kletternd über die Romariswandköpfe. Da hier bis im unteren vierten Grad (UIAA) geklettert werden muss und der Grat sehr ausgesetzt und die Route selten begangen ist, ist diese Etappe alpinistisch gesehen die Königsetappe. Die klassische Hoch Tirol würde von der Rudolfshütte ins Tal nach Kals abfahren und einen Taxi Transfer zum Lucknerhaus nehmen.

Externer Inhalt

Bitte akzeptiere die Marketing-Cookies, um diesen Inhalt zu sehen.


Die einzelnen Etappen der Hoch Tirol plus:

1. Etappe: Von Prägraten am Großvenediger über die Mittlere Mahlhamspitze (3.364 m) und das Reggentörl (3.047m) zur Essener Rostocker Hütte (2.207 m)

2. Etappe: Über den Großen Geiger (3.360 m) zur Johannishütte (2.121 m)

3. Etappe: Über den Großvenediger (3.657 m) zum Matreier Tauernhaus (1.511 m)

4. Etappe: Über die Amertaler Höhe (2.841 m) und dem Stubacher Sonnblick (3.086 m) oder Granatspitze (3.086 m) zum Berghotel Rudolfshütte (2.311 m)

5. Etappe: Überschreitung der Romariswandköpfe (3.511m) und Abfahrt über Fruschnitz- und Teischnitzkees zur Stüdlhütte (2.802m)

6. Etappe: Besteigung des Großglockners (3.798m) und Abfahrt zum Lucknerhaus


Ein herausforderndes Abenteuer

Die Hoch Tirol plus – so ehrlich muss man sein – stellt schon einige Ansprüche an Kondition und Technik. Bis zu 2.300 Höhenmeter pro Tag sind auf der Route zu absolvieren – „was einen schon fordert“, so Thomas. Dazu kommt das Gepäck. Denn der besondere Reiz und gleichzeitig auch eine der Herausforderungen der klassischen Skidurchquerungen ist, dass man sein gesamtes Gepäck mitträgt. Mit der Kleidung, der Lawinen-Sicherheitsausrüstung, der Gletscherausrüstung inkl. Steig- und Harscheisen, Getränken und Verpflegung für unterwegs ist das zusätzliche Gewicht nicht zu unterschätzen. Thomas legte noch eins drauf und hatte seine Fotoausrüstung mit dabei.

Viel Platz für Wechselkleidung bleibt da nicht. Abgesehen von einem kleinen Paket mit Wechselwäsche, das beim Matreier Tauernhaus deponiert war, trugen Thomas und Ueli immer dasselbe am Leib. Da kommt robuster, atmungsaktiver und schnell trocknender Funktionskleidung ein ganz besonderer Stellenwert zu.

Besonders fasziniert war Thomas von der „wilden“ und „ursprünglichen“ Landschaft – der Nationalpark Hohe Tauern liegt abgeschieden und fernab jeglicher Straßen. Das Highlight waren aber sicher die Abschlusstour und das Ziel: Nach sechs Tagen und vielen tausend absolvierten Höhenmetern ging es für den krönenden Abschluss der Hoch Tirol plus auf den Großglockner. Die Belohnung: ein fantastischer Rundumblick über die Alpen.


Hoch hinaus mit Bergführer Toni

„Wir hätten die Tour auch allein gehen können“, erklärt Thomas. Doch rückblickend ist er um die Begleitung von Toni Riepler froh. Schnell waren Varianten und weitere Herausforderungen wie zusätzliche Gipfel gefunden, genauso wie Abfahrten bei feinstem Pulverschnee. Schön war es für Thomas zu erleben, dass Toni nicht nur die Gegend wie seine Westentasche kennt, sondern auch mit den Menschen, die hier leben und arbeiten, vertraut ist. Dementsprechend vielfältig und interessant waren auch die Gespräche und Erzählungen unterwegs und auf den Hütten.

Dass ein örtlicher Bergführer natürlich auch die schwierigen Passagen, die aktuelle Lawinensituation und Schneeverhältnisse sowie die sich laufend verändernden Passagen am Gletscher oder den Weg durch die Gletscherspalten kennt, sorgt für zusätzliche Sicherheit bei den Teilnehmern. Das ist gerade bei einer Tour wie der Hoch Tirol plus ein nicht zu unterschätzender Vorteil, da man sich in weiten Teilen in wirklich einsamen Gebieten bewegt, wo rasche Hilfe von außen nur sehr eingeschränkt möglich ist.


Die kleinen, feinen Überraschungen

Trotz aller Wildheit und Exponiertheit besticht die Hoch Tirol plus vor allem durch die landschaftliche Schönheit – die Route führt von der Venedigergruppe über die Granatspitz bis zur Glocknergruppe und damit quer durch den Nationalpark Hohe Tauern. „Es ist eine herausragende Tour mitten durch das Herz der Hohen Tauern. Man durchquert hier auf einzigartige Weise diese wilde und abgelegene Berggegend“, erinnert sich Thomas an die beeindruckende Gegend.

Manchmal erhält man sogar noch eine unerwartete Zugabe, erzählt er: „Der Aufstieg zur Amertaler Höhe war aufgrund der Aufstiegsmeter und des schlechten Aufstiegsgeländes recht anstrengend. Oben angekommen sind wir dann über eine Variante abgeklettert und waren in einem Hang, in dem wir echt noch Pulver fanden. Die nächsten 600 Höhenmeter waren ein Genuss und haben für alle Anstrengung entlohnt.“

Auch von den Hütten waren die beiden begeistert – vor allem von den regionalen Speisen, die dort serviert werden. Jede Hütte und ihre Mitarbeiter haben ihre Besonderheiten und es war „schön mit anzuschauen, dass viele von ihnen eine Passion für die Berge haben und erzählen, auf welchen Berg sie am nächsten Tag von der Hütte aus gehen wollen.“

Am Ende der Tour, erinnert sich Thomas, hat sich die Anstrengung der sechs Etappen bemerkbar gemacht: „Als wir herunten waren, hab ich als Erstes daran gedacht, was es wohl im Lucknerhaus zu essen gibt. Ich habe in den sechs Tagen vier Kilo abgenommen. Und auch wenn die Tour einzigartig war, war ich doch auch erleichtert, stolz und froh, dass alles so gut geklappt hat.“ Den technischen und konditionellen Herausforderungen ist sich Thomas sehr wohl bewusst und empfiehlt jedem, sich sehr gut auf die Tour vorzubereiten. Wer nicht ganz versiert ist, der vertraut sich am besten einem Osttiroler Berg- und Skiführer an. „Wir hatten wirklich die ganze Zeit Spaß, auch wenn es anstrengend war, aber das lag auch daran, dass wir konditionell fit waren.“


Hütten entlang der Hoch Tirol plus:


Was gilt es alles zu beachten?

  1. „Was keinesfalls auf einer Hoch Tirol (plus) fehlen sollte, sind Harscheisen“, erklärt Thomas.

  2. Sehr wichtig, und mittlerweile eigentlich schon Standard, ist das frühzeitige Reservieren der Hütten – eventuell mit Ersatztermin, der natürlich rechtzeitig storniert werden muss.

  3. So viel Ausrüstung wie notwendig, aber nicht mehr Gepäck als nötig – gerade bei längeren Durchquerungen hängt sich jedes Gramm an.

  4. Dazu gehört auch eine gut überlegte Auswahl der Funktionskleidung. Kombiniert man die einzelnen Lagen nach dem Zwiebelschalenprinzip, empfiehlt es sich, ein Teil von jeder Schicht mitzunehmen. Wer kälteempfindlich ist, sollte vor allem auch bei Handschuhen und dicken Socken nicht sparen.

  5. Eine wirklich gute Idee ist es, beim Matreier Tauernhaus ein kleines Paket mit Wechselwäsche zu deponieren – natürlich nachdem man telefonisch abgeklärt hat, ob das in Ordnung ist.

  6. Auch sollte man sich vorab überlegen, wie man wieder retour zum Ausgangspunkt (wenn dort das Auto abgestellt wurde) kommt und genügend Zeit dafür einplanen.


4 Tipps zur Vorbereitung

  1. Absolute Grundvoraussetzung ist, konditionell stark zu sein. Schon im Vorfeld gilt es, die allgemeine Kondition gezielt aufzubauen, aber vor allem auch die spezifische Kondition fürs Skitourengehen. Das erreicht man nur durch viele Skitouren.

  2. Der Besuch eines Gletscherkurses und eines Spaltenbergungskurses sowie die notwendige Erfahrung mit dem Erlernten ist ein Muss. Daher sollten die Kurse nicht erst knapp vor der Durquerung absolviert werden.

  3. „Mit dem Sicherungs- und Gletscherequipment sollte man unbedingt vertraut sein. Wir waren im Sommer davor auf einigen Hochtouren in der Schweiz, sind einige Klettertouren gegangen, um unser Seilhandling zu trainieren“, empfiehlt Thomas.

  4. Ein ganz aktueller Tipp: sich über die aktuelle Gletschersituation informieren. Der Gletscherrückgang macht in einigen Fällen eine alternative Routenwahl notwendig bzw. können Gletscherübergänge schwer(er) passierbar sein. Entweder recherchiert man selbst im Netz, informiert sich beim örtlichen Tourismusbüro oder unternimmt die Tour mit einem Osttiroler Berg- und Skiführer.

Über Thomas Herdieckerhoff

Thomas ist Bergsport- und Expeditionsfotograf mit Base in den Bayerischen und Tiroler Alpen. Am liebsten ist er auf Berg- und Skitouren sowie Trailruns in allen Alpenländern unterwegs oder erkundet auf Trekking- und Hochtouren wilde Landschaften und Gebirge auf der ganzen Welt. Über seine Abenteuer berichtet er in Magazinen, auf seinem Blog germanadventurer.com sowie auf Instagram unter @germanadventurer.


Gut zu wissen

Du willst das Gebiet und die Gipfel der Hoch Tirol plus schon einmal kennenlernen, dich aber noch nicht auf die wohl härteste Hochgebirgsdurchquerung der Ostalpen wagen? Dann sieh dir doch die aktuellen Angebote der Osttiroler Berg- und Skitourenführer an.