Berg-ABC: Höhenschwindel
Foto: Leandro Alzate
von Mara Simperler
Die alpine Sprache treibt oft seltsame Blüten, und nicht jedes Berg-Phänomen ist Flachländern so klar wie ein Gebirgsbach im Frühling.
Von A wie Almabtrieb bis Z wie Zirbenschnaps: Das Bergwelten Berg-ABC gibt Auskunft. Mit Augenzwinkern.
Höhenschwindel, der
In hohen Lagen ist die Luft dünn und der Druck groß. Mutige Menschen kämpfen um jeden Meter nach oben – und um den ein oder anderen Rekord. Dabei haben sie einen gefährlichen Gegner: den Höhenschwindel.
Eines der Symptome ist das Abhandenkommen des Gleichgewichts – besonders gefährlich auf dem schmalen Grat zwischen Fakt und Fiktion. So imaginierte sich vor einigen Jahren ein besonders schneller Himmelsläufer auf den Gipfel des K2, nur um später zugeben zu müssen, dass zwischen seinem Selfie-Standort und dem tatsächlichen Gipfel etwa 1000 Höhenmeter lagen.
Ein kleiner Trost: er ist damit nicht alleine. Durch alle alpinistischen Höhenflüge ziehen sich Geschichten von Fehleinschätzungen, Misinterpretationen – aber auch dreisten Schwindeleien. Diese als Wahrheit zu verkaufen war in einer Zeit vor GPS freilich wesentlich leichter.
Und wer weiß, was die Pioniere des Alpinismus außer dem ersehnten Gipfel sonst noch so sahen? Gegen den Höhenrausch griff man nämlich lange Zeit ausgerechnet zu Rauschmitteln. Als der legendäre Bergsteiger Hermann Buhl den Gipfel des Nanga Parbat erreichte, verdankte er das unter anderem einem Mittel namens Pervetin – das heute als Crystal Meth bekannt ist.
Im Rucksack vieler Alpinisten findet sich heute eine kleine blaue Potenz-Pille, der man heilende Wirkung gegen den Höhenschwindel nachsagt. Ob es dem klaren Kopf so zuträglich ist, wenn das ganze Blut in eine tiefer gelegene Körperregion gepumpt wird, bleibt dahingestellt.
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