Bergberuf: Wie wird man Sportkletterlehrer?
Foto: Markus Schwaiger
von Peter Plattner
Wer leidenschaftlicher Sportkletterer ist, gerne mit Menschen arbeitet und noch dazu ein pädagogisches Geschick hat, für den könnte der Job als Sportkletterlehrer interessant sein. Wir verraten dir, was du dazu brauchst, wie viel Sportkletterlehrer_innen verdienen und was sie rechtlich dürfen.
Egal ob in der Halle, im Klettergarten oder in Mehrseillängenrouten – Sportklettern hat sich zum Breitensport entwickelt. Parallel zu diesem Trend und dem Entstehen immer neuer Kletter- und Boulderhallen ist die Nachfrage nach qualifiziertem Personal für die entsprechende Ausbildung und das Training gestiegen.
Der Sportkletterlehrer hat sich in den Alpenländern erst recht spät als Berufsausbildung etabliert. Davor waren es vor allem engagierte Sportkletterpioniere selbst, die Sportklettern unterrichtet und betreut haben. Um diese Tätigkeit formal sauber anbieten zu können, bildeten sie sich als Instruktor Sportklettern bzw. Trainer aus, einige auch als Bergführer. Denn sie benötigten sowohl verwaltungsrechtlich, vor allem aber versicherungstechnisch eine entsprechende Absicherung. Und diese Bestand ohne formale Ausbildung bzw. als Instruktor Sportklettern nur im Rahmen der ehrenamtlichen Vereinsarbeit; als Bergführer „durfte“ man professionell zwar alles im Bereich Sportklettern anbieten und war auch versichert, allerdings lag der Schwerpunkt in der Bergführerausbildung wo anders, das Sportklettern wurde nur gestreift.
Berufsbild: Sportkletterlehrer
Inzwischen gibt es aber neben dem Berufsbild Bergführer auch jenes des Bergwanderführers, Schluchtenführers und zuletzt auch Kletterlehrers. In Österreich sind sie alle im gleichen Bergsportverband organisiert. Blöderweise gelten die entsprechenden Gesetze dazu immer nur für die einzelnen Bundesländern und so ist es gar nicht so einfach, eine allgemeine Auskunft zu geben, wie man in welchem Bundesland Kletterlehrer werden kann und was man dann genau damit machen darf. Beispiel: Während in Tirol der „Instruktor Sportklettern“ von der Behörde nicht als Berufsqualifikation anerkannt wird, ist das in Oberösterreich sehr wohl der Fall.
Um etwas Klarheit in die Sache zu bringen, vor allem aber um zu erfahren, was ein Sportkletterlehrer eigentlich macht, haben wir uns mit Markus Schwaiger, dem Ausbildungsleiter der Tiroler Sportkletterlehrerausbildung, unterhalten.
Interview: Markus Schwaiger
Bergwelten: Seit wann gibt es den Sportkletterlehrer?
Markus Schwaiger: Den Tiroler Sportkletterlehrer gibt es seit 2015. Der Weg vom Wunsch bis zur Einführung einer Regelung für das kommerzielle Anbieten von Sportkletterkursen dauerte mehrere Jahre. Es benötigte dafür eine Änderung des Tiroler Bergsportführergesetzes. Da das Sportklettern in Tirol ein freies Gewerbe war, d.h. keinerlei Ausbildung nötig war um Kletterkurse kommerziell anbieten zu können, wurde der Ruf nach einer Regelung immer lauter. Eine Sportart, die zwar allgemein sehr sicher ist, wo ein Fehler aber auch fatale Folgen haben kann sollte nicht von irgendwem unterrichtet werden dürfen. In zahlreichen Sitzungen mit Experten, Hallenbetreibern, alpinen Vereinen, Bergsportführerverband und Land Tirol entstand dann das jetzt geltende Gesetz.
Ist das in anderen Ländern auch so?
In der Schweiz und in Frankreich ist die Ausbildung zum Kletterlehrer gesetzlich geregelt. In Deutschland ist das erwerbsmäßige Unterrichten an künstlichen Anlagen nicht geregelt bzw. nur in Bayern, dort gibt es eine Ausbildung zum Sportkletterlehrer, dieser darf zusammen mit einem staatlich geprüften Berg- und Skiführer Kletterkurse in Sportklettergärten durchführen.
In Österreich ist es von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In Oberösterreich muss man entweder Berg- und Skiführer sein, oder die Ausbildung zum staatlich geprüften Instruktor Sportklettern Breitensport haben, dann kann man sich als Sportkletterführer autorisieren lassen. In Wien, Niederösterreich, Salzburg, Kärnten, Oberösterreich, Burgenland und der Steiermark gibt es keine Regelung oder Beschränkung für das Sportklettern. In Tirol und Vorarlberg ist das kommerzielle halten von Sportkletterkursen über das Bergsportfühergesetz geregelt. In beiden Bundesländern dürfen nur mehr Bergführer oder ausgebildete Sportkletterlehrer Sportklettern kommerziell unterrichten.
Welche Voraussetzungen muss man für diesen Beruf mitbringen?
Der Sportkletterlehrer ist eine Multiplikatorenausbildung daher sollte man auf ausreichend Erfahrung im Bereich Sportklettern verfügen. Das Eigenkönnen muss sich mindestens im Schwierigkeitsgrad 6b+ bewegen, wobei es nicht auf das bloße durchsteigen dieses Grades ankommt sondern eine saubere Technik erkennbar sein muss. Seiltechnisch sollte man das dynamische Sichern blind beherrschen, also auch einen unerwarteten Sturz sicher halten können. Dies sowohl mit halbautomatisch wirkenden Geräten als auch mit Tuber und HMS.
Was schaut das Arbeitsfeld eines Sportkletterlehrers aus?
Der Sportkletterlehrer darf sowohl in der Halle als auch im Klettergarten selbständig Kurse und Ausbildungen anbieten. Zu seinem Tätigkeitsbereich gehören sowohl Klettertechnikkurse für Anfänger und Fortgeschrittene aller Altersstufen, Seiltechnikkurse als auch die Betreuung von Trainingsgruppen und einiges mehr. Bei den Klettergärten gibt es – in Tirol – die Einschränkung, dass sie im talnahen Raum und mit Bohrhaken abgesichert sein müssen, auch Mehrseillängenrouten dürfen vom Sportkletterlehrer nicht geführt werden.
Was kostet die Ausbildung und wie schaut es dann mit dem Verdienst aus?
Die Sportkletterlehrerausbildung dauert 21 Tage und kostet 2.300 Euro. Als allgemeiner Mindesttarif für Sportkletterlehrer gilt ein Tagessatz von 200 Euro. Der Stundensatz ist mit 50 Euro festgesetzt. Diese Zahlen gelten wiederum für Tirol.
Du sagst, dass der Tiroler Sportkletterlehrer keine Mehrseillängentouren führen darf. Aber wäre nicht gerade der Übergang vom bodengesicherten Klettern hin zu gut eingebohrten Sportkletterrouten mit Standplatzbau usw. ein wichtiges Betätigungsfeld?
Ja, das wäre natürlich ein sehr interessanter Bereich und gerade bei sportklettermäßig abgesicherten Routen für den Sportkletterlehrer – mit einer kleinen Anpassung der Rettungstechnikinhalte in der Ausbildung – kein Problem. Dieser Bereich ist aber nach wie vor exklusiv den Bergführern vorbehalten.
Was ist deine Lieblingsarbeit als Sportkletterlehrer?
Ich mache am liebsten Ausbildungskurse. Bei den Übungsleiterkursen, der Instruktorenausbildung oder der Tiroler Sportkletterlehrerausbildung habe ich immer mit engagierten und motivierten Teilnehmern zu tun wo ein guter Austausch stattfindet. Man versucht Inhalte möglichst interessant zu vermitteln und immer am aktuellsten Stand zu sein und bekommt von den Teilnehmern immer wieder auch gute Inputs. Außerdem habe ich in allen drei Bereichen ein hervorragendes Team von Experten mit denen das Arbeiten unglaublich viel Spaß macht.
Markus, vielen Dank für das Interview und viel Spaß am Fels!
Mehr Infos zum Sport-/Kletterlehrer:
- Infos: Deutschland/Bayern
- Infos: Schweiz
Mehr alpine Jobs:
Bergberuf: Bergführer
Bergberuf: Wie wird man Hüttenwirt/in?
Bergberuf: Alpin-Sachverständiger
- Berg & Freizeit
Welche Ausbildung braucht ein Hüttenwirt?
- Anzeige
- Berg & Freizeit
Winter in Galtür