Der lange Weg: Damals und heute
Foto: Klaus Hoi / Red Bull Content Pool
1971 machten sich vier österreichische Skibergsteiger auf den Weg, um die Alpen von Ost nach West zu überqueren. Inklusive einiger der mächtigsten Gipfel des Alpenhauptkamms. Fast 50 Jahre später wollen sieben Profi-Athleten dieses Abenteuer wiederholen und den Rekord von 40 Tagen knacken.
Damals
Am 21. März 1971 brachen die österreichischen Alpinisten Robert Kittl, Klaus Hoi, Hansjörg Farbmacher und Hans Mariacher zur Längsüberquerung des Alpenhauptkamms in Reichenau an der Rax auf. Zwischen ihnen und ihrem Ziel, dem südfranzösischen Badeort Nizza, lagen insgesamt 1917 Kilometer und 85.510 Höhenmeter im Aufstieg. Obwohl sie nicht die kürzeste oder einfachste Route für ihr Vorhaben wählten – auf dem Weg nahmen sie die beeindruckendsten Gipfel der Alpen mit – kamen die Skibergsteiger bereits nach 40 Tagen in Frankreich an. Geplant hatten sie 56 Tage.
Das Team war sorgfältig ausgewählt – jeder Einzelne der vier war erfahrener Alpinist und einer der Besten seines Fachs. Unterstützt wurden sie von einem Begleitfahrzeug, das Alois Schett lenkte. Eine österreichische Skifirma produzierte eigens für das Projekt spezielle hochgebirgstaugliche Langlaufski aus unzerbrechlichem Kunststoff und mit Alukanten – mit den heutigen Tourenski sind sie allerdings noch in keiner Weise vergleichbar.
Insbesondere zu Beginn drohte die Unternehmung fast zu scheitern. Stürme, Schneetreiben, Lawinenabgänge und schlechte Sicht erschwerten das Vorankommen in den österreichischen Alpen. Aus Zeitmangel gab es keine Möglichkeit, den Start zu verschieben oder die Tour abzubrechen und zu einem anderen Zeitpunkt erneut zu starten. So kämpfte sich das Quartett gegen alle Widrigkeiten voran. „Drei Tage und Nächte schneit es ohne Unterbrechung. Waagrecht weht der stürmische Wind die Flocken an die Wetterseite der Bäume, höher oben an lawinengefährliche Hänge. Der Schnee peitscht uns ständig ins Gesicht“, notierte Robert Kittl, der Führer des Teams, eine Woche nach ihrem Aufbruch. Gut einen Monat später, am 29. April 1971, kamen die Alpinisten schließlich erschöpft, aber wohlbehalten in Contes bei Nizza an.
Robert Kittl, Klaus Hoi, Hansjörg Farbmacher und Hans Mariacher ist eine der größten Leistungen in der Geschichte des Skisports gelungen. Es gab Versuche, ihre Unternehmung zu wiederholen – bis dato allerdings erfolglos.
Heute
Fast 50 Jahre später macht sich ein Team aus sieben internationalen Athleten im Rahmen von Red Bull Der lange Weg auf, um in die Fußstapfen des wagemutigen Vierergespanns zu treten. Auch sie sind alles erfahrene Alpinisten, die wissen worauf sie sich einlassen. Ihr Ziel ist es, alle Gipfel und Talorte zu erreichen, die auch Robert Kittl und seine Mannschaft 1971 passiert haben. Das Projekt gilt als erfolgreich, wenn mindestens vier der Teilnehmer in weniger als 41 Tagen in Nizza ankommen.
Da die Alpinisten damals das modernste Material verwendet haben, gilt das auch für die Unternehmung im Jahr 2018: Die Teilnehmer dürfen Tourenski, wie sie heute üblich sind, verwenden und auch auf modernste Sicherheitsausrüstung wird natürlich nicht verzichtet. Wie im Jahr 1971 dürfen die Skibergsteiger außerdem insgesamt höchstens 64 Kilometer mit dem Auto zurücklegen.
Bei der fast 2.000 Kilometer langen Querung des Alpenhauptkamms von Ost nach West erreichen die Alpinisten über 50 Gipfel und Pässe. Unter den Bergen, die am Weg erklommen werden, sind der Großglockner (höchster Berg Österreichs mit 3.798 m), die Dufourspitze (höchster Berg der Schweiz mit 4.634 m) und der Mont Blanc (höchster Berg der Alpen mit 4.810 m).
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