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Schweizer Pioniere

Matthias Zurbriggen auf dem Aconcagua (6.962 m)

• 26. Juni 2018
2 Min. Lesezeit

Matthias Zurbriggen war ein exzessiver Weltenbummler und schrieb mit der Erstbesteigung des Aconcagua in Südamerika Alpingeschichte. Seine eigene Lebensgeschichte blieb hingegen weitgehend im Dunkeln.

Weltenbummler aus Saas-Fee: Matthias Zurbriggen
Foto: Christian Imboden, Berge: Beruf, Berufung, Schicksal, Rotten Verlag)
Weltenbummler aus Saas-Fee: Matthias Zurbriggen
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Der Legende nach überschritt Matthias Zurbriggen seinen ersten Pass, noch ehe er selber gehen konnte – in einer Trage auf dem Rücken seiner Mutter oder seines Vaters. Es muss circa ein Jahr nach seiner Geburt gewesen sein. Matthias kam im Mai 1856 in Saas-Fee zur Welt. Sein Vater war in der kleinen Walliser 70-Seelen-Gemeinde Schuster – nicht die vielversprechendsten Zukunftsaussichten. Auf der anderen – südlichen – Seite des Monte Moro, wo die Erzmine gutbezahlte Arbeit bot, versprach sich die Familie ein besseres Leben. Auch drei kleine Geschwister von Matthias traten den Weg über den 2.853 m hohen Monte-Moro-Pass hinüber ins italienische Walserdorf Macugnaga an.

Das erhoffte Glück blieb der Familie verwehrt. Herabstürzende Felsbrocken bereiteten dem Leben des Vaters ein jähes Ende. Matthias war gezwungen, früh selbstständig zu sein. Schon im Alter von 13 Jahren verließ er das Dorf, um fortan in verschiedenen Ländern als Hilfsarbeiter tätig zu sein. Nach seinem Militärdienst begleitete er einen reichen Schweizer nach Nordafrika.

Matthias Zurbriggen
Foto: Joseph James Kinsey
Matthias Zurbriggen während einer Expedition im Tasman Valley in Neuseeland

Bergfieber und Fernweh

Anfang der 1870er-Jahre packt Matthias Zurbriggen so richtig das Bergfieber. Beim Bau der Marinelli-Hütte in der Ostwand des Monte Rosa erwirbt er seine Bergsteigerqualitäten. Danach erkundet er die unbekannten Bergriesen seiner Heimat – ist bald auf allen großen Gipfeln der Westalpen gestanden. Als gefragter Bergführer führt er seine Kunden aufs Matterhorn, das Breithorn und über die Monta-Rosa-Ostwand.

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1892 lernt Zurbriggen Sir William Martin Conway kennen. Der britische Kunsthistoriker und Bergsteiger nimmt den Walliser Bergführer im Sommer dieses Jahres ins Himalayagebiet mit, wo sie nicht weniger als 16 Gipfel über 5.000 m Höhe besteigen. Mit dem Pioneer Peak (6.890 m) im Karakorum stellen sie sogar einen neuen Höhenweltrekord auf. Ähnlich viele Gipfel, darunter auch den Mount Cook (3.427 m), ersteigt Zurbriggen zwei Jahre danach in Neuseeland – dieses Mal mit dem Engländer Edward Fitzgerald. Es folgen Reisen nach Indien und Australien.

Sir William Martin Conway
Foto: Cameron & Smith
Sir William Martin Conway um 1900

Als erster Mensch am Aconcagua

Die größte Stunde als Alpinist schlägt für Matthias Zurbriggen im Januar 1897. Er führt als Expeditionsleiter eine Gruppe von neun Männern, darunter Auftraggeber Edward Fitzgerald, in den südamerikanischen Anden an. Am 23. Dezember 1896 starten sie von Puente del Inca aus mit dem Anmarsch zum Aconcagua (Cerro Aconcagua) in Argentinien – mit seinen 6.958 m der höchste Gipfel des amerikanischen Doppel-Kontinents. Am 30. Dezember erreichen sie die Höhe von 5.500 m. Der erste Versuch scheitert, da Fitzgerald übermüdet zusammenbricht. Nach weiteren erfolglosen Versuchen macht sich die Gruppe am 14. Januar zu einem letzten Versuch auf. Wieder muss Fitzgerald – nur rund 500 m unterhalb des Gipfels – wegen Übelkeit aufgeben. Während ihn die anderen Bergführer (darunter die St. Niklauser Josef Lochmatter und Josef Pollinger) ins Basislager zurückbringen, stürmt Matthias Zurbriggen die Nordostflanke des Bergs hinauf und steht als erster Mensch auf dem höchsten Punkt der Neuen Welt.

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Mysteriöses Lebensende

Zurbriggen reist danach noch ins Tian-Shan-Gebirge und ein weiteres Mal in den Himalaya, ehe seine bergsteigerische Aktivitäten 1906 abrupt abreißen. Er stürzt in Armut ab, wird sogar zum Landstreicher. Am 21. Juni 1917 findet man ihn erhängt in Genf. In seinem Nachruf versucht Sir Conway, der den jungen Schweizer einst zum ersten Mal in den Himalaya mitnahm, eine Deutung seines rätselhaften Todes: „Zurbriggen war leidenschaftlich, ausschweifend, überschwänglich. Er gehörte nicht zu den Männern, die gewillt sind, als Bergsteiger bis in das sechzigste Jahr auszuhalten. Sein Leben endete, als er es bis zur Neige ausgetrunken hatte.“

 

Matthias Zurbriggen
Matthias Zurbriggen
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Matthias Zurbriggen

  • Geboren: 15. Mai 1856 in Saas-Fee

  • Leben: Bergsteiger, Bergführer, Weltenbummler, Expeditionsleiter

  • Erstbesteigungen: Pioneer Peak (Karakorum, 6.890 m), Aconcagua (Argentinien, 6.962 m), Tupungato (Argentinien/Chile, 6.550 m).

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Foto: Rotten Verlag
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