Schlehen: Die „Oliven des Nordens“ einfach selbstgemacht!
Der Schlehdorn wurde 1753 vom schwedischen Naturforscher Carl von Linné, dem die Botanik ihre Nomenklatur und Systematik verdankt, erstmals beschrieben. Blatt und Dorn verrät euch heute, wie ihr die Früchte des Dornengewächses in die „Oliven des Nordens“ verwandelt.
Die im Frühling weiß blühende Schlehe (Prunus spinosa) beschenkt uns im Herbst mit ihren wunderschönen blau bis violett-schwarzen Wildfrüchten. Wie viele andere Obstarten, gehört die bis zu 4 m hohe Schlehe zur Familie der Rosengewächse und ist als typische Heckenpflanze am Weg- und Waldrand anzutreffen. Ihre Verwendung in der Küche sowie für Heilzwecke und Handwerk geht auf eine lange Tradition zurück.
Die dunkle Rinde der Schlehe wurde früher genutzt um Wolle dunkelrot zu färben und ihre Dornen als Stecknadeln verwendet. Da die Schlehe ein dorniges und fast schon undurchdringbares Gebüsch bildet, wurde sie zum Schutz vor Eindringlingen als „lebender“ Zaun bzw. als Heckenpflanze rund um Dörfer und Häuser angelegt. Im Frühling ziehen die Blüten viele Insekten an und im Herbst laben sich Vögel an den Früchten.
Je nach Region reifen die wilden Früchte zwischen August und Oktober. Mit ihren eiförmigen, teilweise leicht gesägten dunkelgrünen Blättern und den bis 1,5 cm großen Früchten kann die Schlehe mit keiner Giftpflanze verwechselt werden. Dem Sammeln und Ernten steht also nichts im Weg! Aber bitte immer bedenken: Die Früchte sind eine wichtige Nahrungsquelle für Wildtiere, weshalb an einem Strauch nie alles abgeerntet werden darf!
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Volksmedizin und Nahrung
In der Volksmedizin werden die Früchte vor allem als Stärkungsmittel vor dem Winter oder nach einer langen Krankheit in Form von Mus, Schlehenwein und Schlehenlikör verabreicht. Sie enthalten neben zahlreichen Antioxidantien und Fruchtsäuren auch hohe Mengen an Vitamin C und Gerbstoffen. Eine Kombination, die sehr häufig bei Rosengewächsen zu finden ist und den Schlehenfrüchten einen sauer-herben Geschmack verleiht. Der hohe Gehalt an Gerbstoffen macht die Schlehe in der Volksmedizin zu einer wichtigen Heilpflanze bei Zahnfleischentzündungen und Halsschmerzen.
Nach den ersten Frösten werden die sauer-herben Früchte etwas milder im Geschmack. Sie lassen sich dann besser zu Likör, Mus und Marmelade verarbeiten und können sogar roh vom Strauch genascht werden. Wer nicht so lange warten möchte, kann sie auch vor der Weiterverarbeitung für eine Nacht im Tiefkühlfach aufbewahren. Wildobst muss aber nicht immer süß verarbeitet werden! Gerade die Schlehe überrascht mit einer pikanten, äußerst köstlichen Zubereitung - „Falschen“ Oliven oder auch als „Oliven des Nordens“ bezeichnet.
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Rezept Schlehen Oliven
Zutaten:
- 1 kg Schlehen
- 4 Zweige Thymian oder Quendel
- 4 Lorbeerblätter
- 400 g Meersalz
- 1 Liter Wasser
Zubereitung:
Nach dem Sammeln werden die Schlehen sorgfältig gewaschen und in ein sauberes Gefäß gefüllt. Im Anschluss kocht man das Wasser mit den Kräutern und dem Salz auf, lässt das Ganze etwas abkühlen und gießt es über die Schlehen. Das Gefäß deckt man dann mit einem Teller ab und lässt die Schlehen in der Kräuter-Salzlake mindestens 2 Monate ziehen. Danach füllt man die Schlehen mitsamt der Lake in kleinere, saubere Gläser um. Fertig!
Tipp:
Die Schlehen-Oliven können auch in Olivenöl oder Essig eingelegt werden. Dazu werden die Früchte nach der Ziehzeit in der Salzlake abgeseiht und gemeinsam mit Olivenöl bzw. Essig in einem Topf bei niedriger Flamme etwa 10 Minuten erhitzt. Direkt danach wird alles in saubere Gläser gefüllt - fertig! Ausserdem: Für die Schlehen-Oliven muss nicht der erste Frost abgewartet werden.
Die „Falschen“ Oliven passen hervorragend zu Antipasti, Salat und Käse und sind eine tolle Geschenkidee. Kühl und dunkel gelagert sind sie mindestens 1 Jahr haltbar.