(10) Pinzgau: Krönender Saison-Abschluss
Sanfte Hügel, eine Alm wie aus dem Bilderbuch und feinster Pulver im April: Schöner kann das Saison-Ende nicht ausfallen. Das Skitouren-Tagebuch hat mit dem neuen Event-Format „Trattenbach Hills“ einen würdigen Abschluss im tiefsten Pinzgau in Salzburg gefunden.
Die Idee kam Hans-Peter „HP“ Kreidl vom Skitourenwinter im Januar. Es war an einem jener Tage, an denen einfach wirklich alles vollkommen scheint. Wolkenloser Himmel, Sonnenschein, Pulver am Berg. Und die Trattenbachalm. Geburts- und Austragungsort von „Trattenbach Hills“, einem neuen Event-Format, das dieses Jahr erstmals stattfand. Das Besondere daran?
Eine Feier für Tourengeher
Es richtet sich ausschließlich an Skitourengeher und bietet, was alle großen Skigebiete seit Jahren zu organisieren wissen: Eine Feier zum Saison-Abschluss. Nachdem nun aber Skitourengeher ihre Füße am Berg nicht stillhalten können, war Organisator HP klar: Das Feiern will man sich im Vorfeld verdienen. Und so fiel an diesem vollkommenen Tag im Januar vor der Trattenbachalm und mit Sonne im Gesicht der Entschluss: Es wird eine Closing-Party für Tourengeher veranstaltet.
Drei Monate später ist es auch schon soweit. 100 Tourengeher versammeln sich im Trattenbachtal, um gemeinsam zu feiern, was verbindet: Die Leidenschaft für die Berge, das Draußen-Sein, das Skitourengehen. Und ohne Ski kommt man auch nicht zum Event. Der Austragungsort, die Trattenbachalm bei Neukirchen am Großvenediger im Pinzgau, will auf einem fünf Kilometer langen Ziehweg erreicht werden. „Ohne Skier kimmt ma’ nicht eini“, sagt HP und grinst breit. Wem das nicht ausreicht, darf aufatmen.
Beliebt auf Bergwelten
Denn es werden parallel zur Feier auf der Alm auch verschiedene Skitouren-Optionen angeboten. Ein, zwei oder drei Gipfel – jeder kann seine Tour nach Belieben variieren und verlängern. Gipfel gibt es im Trattenbachtal genug. Und zwar: in jeder Könnerstufe. Von „super-entspannt“ bis hin zu 40° steilen Freeride-Hängen zum „owi-fetzen“, wie HP sagt – das Trattenbachtal ist ein bisschen sowas wie die Antwort auf die kühnsten Postkarten-Kitsch-Vorstellungen.
Wo die Kitzbüheler Alpen die Tauern küssen
Ein Hauch von hochalpinem Flair umschmeichelt die sanften Hügel rund um die Trattenbachalm, vereinzelt schmücken verschneite Tannen die buckelige, ganz in Weiß gehüllte Welt. Man braucht nur etwas den Kopf zu neigen, um mit den Dreitausendern der Hohen Tauern auf der gegenüberliegenden Seite in eine wildere Spiegelung der Trattenbach-Hügel zu blicken.
Felsige, zackige Riesen, beinah schon bedrohlich aus den Steilhängen ragende Felsen, schroffe Grate: Wo die Kitzbüheler Alpen die Tauern küssen, prallen zwei Welten aufeinander. Hier steht man stets mit einem Fuß im Weichen, Sanften, Gemütlichen und mit dem anderen im Harten, Wilden, Herausfordernden.
Auch beliebt
Beim Ederbauer im Wald im Pinzgau kommen am Morgen all jene zusammen, die noch gemeinsam auf Skitour gehen wollen. Um sich das Feiern auf der Alm nachher auch wirklich verdient zu haben. Und obwohl das Wetter nicht so recht mitspielen mag, tummeln sich rund dreißig bestens gelaunte Tourengeher am Parkplatz. Es wird aufgefellt, in den Rucksäcken gekramt, LVS-Geräte piepsen. Und dann geht es los. Zunächst noch im Pulk und mit geschulterten Skiern sieht man eine Schar an Tourenfanatikern durch den Wald aufsteigen – bis sie auf einmal da ist: die Schneegrenze. Und wie!
Ein Gipfelerlebnis vom Feinsten
Plötzlich ist man mittendrin in einer zutiefst winterlichen Bergwelt. Auch die Gruppe hat sich gelöst. Die besonders Flotten hirschen vor und steigen bis aufs Kröndlhorn (2.444 m) auf, jene, die am Vorabend bereits vorgefeiert haben, begnügen sich mit der Überschreitung des Gernkogels (2.267 m). Alle, die sich irgendwo zwischen diesen beiden Gruppen zusammengefunden haben, steigen auf bis zum Laubkogel (2.317 m). Und wie ausgemacht treffen gleich mehrere Grüppchen am Gipfel aufeinander. Die Endorphine schießen ein: Es wird ein kollektives Gipfelerlebnis vom Feinsten.
Zur Krönung bricht auch noch die Sonne durch die Wolkendecke durch und leuchtet uns den Weg über die Hänge hinunter zur Trattenbachalm. Und was für Hänge das sind! Wer nicht schon am Gipfel von einem Ohr zum anderen gegrinst hat, strahlt spätestens nach den ersten Schwüngen übers ganze Gesicht. Feinster April-Pulver, viele, viele Gleichgesinnte – manche jauchzend, andere übermütig über Mulden springend –, das unerwartete Stelldichein mit der Sonne und die Aussicht auf die Alm-Feier machen aus der Abfahrt einen Tageshöhepunkt. Auf der Alm warten bereits all jene, die sich nicht an der Tour beteiligt und den Zustieg über den Ziehweg gewählt haben.
Vollkommener Saisonabschluss
HP versorgt uns alsgleich mit einem kühlen Bier, vom DJ-Pult am Balkon tönt sanfte Chill-Out-Musik, auf den Strohballen rund um die Alm sieht man entspannte Tourengeher plaudern. Es ist eine Sause, die ihrem Anspruch mehr als gerecht wird: „Trattenbach Hills“ ist eben keine Après-Ski-Megaparty, sondern ein gemütliches Beisammensein von Gleichgesinnten. Der Rahmen, die Stimmung, die Menschen, die Tour: Es ist diese ganz besondere Mischung, die einem Saisonabschluss nicht nur würdig ist. Sondern: ihn wirklich vollkommen macht.