Skitourenrennen: Im Laufschritt aufs Kitzsteinhorn
Was machen 187 Menschen in hautengen Rennanzügen auf knapp 2.000 Metern am Kitzsteinhorn? Nun, das Ganze nennt sich „Schneekönig“ und ist ein ein Skitourenrennen. Wir waren vor Ort und berichten von einem Spektakel, das man mit eigenen Augen gesehen haben muss.
Mit Gemütlichkeit hat der „Schneekönig“ wenig zu tun. Hier tummeln sich die Fittesten der Szene. Nur vereinzelt sieht man Teilnehmer, die es lockerer anzugehen scheinen. Einer von ihnen trägt eine Blumenkette um den Hals – wohl als Erkennungszeichen für Gleichgesinnte, die sich das Spektakel einfach nur einmal ansehen wollen. Und womöglich auch: Sich besonders auf die Finisher-Feier im Alpincenter freuen. Die meisten allerdings laufen sich schon vor dem Startschuss um 10.00 Uhr am Langwiedenboden (1.976 m) warm und flitzen die Hänge des Kitzsteinhorns hinauf – mit Tourenskiern, die nicht einmal auf 2 Kilo kommen.
Das Video zum „Schneekönig“ 2016
Das Rennen findet bereits zum vierten Mal statt und hält zwei Routen zur Wahl bereit: Die Strecke „Schneekönig“ überwindet insgesamt 474 Höhenmeter und endet am Alpincenter auf 2.450 m, der „Eisbrecher“ führt über 899 Höhenmeter hinauf bis auf 2.875 m. Beide Routen beinhalten kurze Tragepassagen mit beachtlicher Steigung. Aber das scheint kaum jemanden abzuschrecken: Der Großteil der Teilnehmer hat sich für die längere Strecke angemeldet, nämlich insgesamt 129 Tourengeher, 58 entfallen auf den „Schneekönig“.
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172 Männer und 15 Frauen
Eines fällt allerdings auf: Der überwältigende Großteil von ihnen ist männlich. Gerade einmal 15 Frauen stehen in den Startlöchern und nur fünf sind darunter, die sich die „Eisbrecher“-Strecke zutrauen. Eine von ihnen ist Johanna Erhart. Sie ist 21 Jahre jung, kommt aus Schladming und studiert Jus. Das Skitourenlaufen hat sie vor drei Jahren für sich entdeckt. Erfahrung hat sie freilich genug: Bereits als kleines Kind hat sie ihre ersten Skitouren unternommen.
Durch ein Rennen, das bei ihr daheim in Schladming abgehalten wurde, kam Johanna auf den Geschmack. „Einen Wettkampf-Geist muss man schon haben. Den kann man beim Skitourenlaufen gut ausleben und darüber hinaus mit der Leidenschaft für die Berge verbinden. Zugleich ist aber natürlich auch das Gruppenerlebnis ein Ansporn.“ Um die einschlägigen Skitourenrennen hat sich eine kleine Szene herausgebildet und „man freut sich immer, wenn man bekannte Gesichter wiedersieht“, sagt Johanna.
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Und dann fällt auch schon der Startschuss. Es stand zu erwarten, dass die vorderste Front ein unglaubliches Tempo vorlegen würde, aber was sich dann tatsächlich an den Hängen des Kitzsteinhorns abspielt, muss man mit eigenen Augen gesehen haben. Eine Horde von Menschen auf Skiern, die blitzschnell und augenscheinlich ohne größeren Mühen den Berg hinaufzieht.
Als Normalsterblicher hat man sie binnen weniger Minuten aus den Augen verloren. „Man muss sich mit den anderen Teilnehmern messen wollen, aber auch mit sich selbst“, erläutert Johanna. Sie will ihr Können einordnen und vergleichen können, will wissen, ob sie sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert hat.
Am Berg sind sie alle gleichermaßen Konkurrenten wie Leidensgenossen: Vereint in der Sache, motiviert durch den Wettstreit. Dann ist es soweit. Nach nicht einmal einer Stunde, nämlich genau nach 58 Minuten und 13 Sekunden, geht Johanna als „Eisbrecherin“ 2016 ins Ziel. In der Kategorie der Männer gewinnt der Italiener Filippo Beccari mit einer Zeit von 44 Minuten.
Nach der Siegerehrung im Alpincenter zeigt sich, dass die Skitourenläufer nicht nur in Windeseile steile Hänge emporlaufen können, sondern auch wissen, wie man gebührend feiert. Die Finisher-Party gipfelt in einer hemmungslosen Polonaise, die über Tische, hinter die Bar und nach draußen führt, wo sich allmählich die Dämmerung über das Kitzsteinhorn legt. Ein mehr als gebührender Abschluss für einen Tag voller Höchstleistungen.
Hinweis
Das Skitourenrennen „Schneekönig“ wurde organisiert von skitourenwinter.com und fand am 26. November 2016 am Kitzsteinhorn in Kaprun statt.
Am 8. April 2017 startet mit dem „Kitzsteinhorn Extreme“ ein weiterer Skitourenlauf der Superlative: Über 2.500 Höhenmeter geht es bis auf den Gipfel des Kitzsteinhorns (3.203 m). Die Bestzeit des letzten Rennens hält Anton Palzer mit 2 Stunden und 17 Minuten.