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Philippinen: Wandern im Land der Ifugao

Reise

4 Min.

23.06.2016

Foto: Lea Hajner

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von Lea Hajner

Im Norden der Philippinen bauen die Ifugao seit über 2.000 Jahren Reis auf steilen Hängen an. Eine abgeschiedene und einzigartige Landschaft, die auf kleinen Wegen zwischen Feldern und Dörfern erwandert werden kann.

„You like the view?“ Adolfo, unser Guide, stellt eine rein rhetorische Frage, denn die Landschaft, die sich vor uns ausbreitet, wirkt wie aus einem Märchenbuch: wunderschön und ein bisschen surreal. Zu einem großen Teil verdankt sich dieser Eindruck einer Pflanze. Dass Reis mich einmal so begeistern könnte, hätte ich mir nicht gedacht.

Die kleine Stadt Banaue in den philippinischen Kordilleren auf Nord-Luzon liegt in etwa einen Tag Autofahrt von der Hauptstadt Manila entfernt. Ein Weg, der sich über verstopfte Autobahnen recht mühsam gestaltet, auf den kurvigen Bergstraßen wiederum kommt es zu Überholmanövern, bei denen man die Augen lieber gleich freiwillig schließt. Doch am Ende der langen Anreise erwarten den Besucher grüne Berge, frische Luft und die ältesten Menschen des Landes. Und die haben durchaus Humor und Zeit für ein Schwätzchen am Straßenrand. Ein guter Einstieg in die Welt der Ifugao.


Von der Landschaft gezeichnete Körper

Die berühmten Reisterrassen von Banaue sind nicht nur von UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt, sie wurden auch von der American Society of Civil Engineers in die Liste der geschichtlichen Meilensteile der Ingenieurbaukunst aufgenommen. Man geht davon aus, dass sie über 2.000 Jahre alt sind. Adolfo, unser Guide, vermutet sogar ein noch viel höheres Alter. Aber was bedeutet Alter hier mitten in den Bergen schon? Die ältesten Menschen im Ort können ihres nur schätzen – ein echtes Privileg.

Jedoch, die jahrelange, harte Arbeit sieht man ihnen an. Die Körper der „Menschen der Erde“, wie sich die Ifugao selber nennen, sind von den riesigen Stufen und dem darauf vollzogenen mühevollen Reisanbau gezeichnet. Hier, wo kein Wasserbüffel mehr hinkommt, muss alles von Hand gemacht werden. Die Felder liegen auf einer Höhe von 700 bis 1.500 Meter Seehöhe und selbst steile Hänge mit bis zu 70 Grad Neigung werden nach wie vor bewirtschaftet.

Was man als Besucher mitbringen sollte? Gute Wanderschuhe, Insektenspray und Zeit. Denn die kleinen Wege zwischen den Feldern und Dörfern sind für Touristen wunderschöne Ziele, abseits des Trampelpfades.


Von Bataad nach Bangaan entlang der Reisfelder

Wir entscheiden uns für eine Wanderung von Bataad nach Bangaan. Nach Bataad wurde gegen den Willen der Dorfbewohner in den letzten Jahren eine Straße gebaut. Sie führt über einen Pass und hinab zum Dorf. Noch ist der Straßenbau nicht abgeschlossen und die Straße endet circa eine halbe Stunde vor dem Dorf. Bis hierher bringen einen aus Banaue Jeepneys – die heißgeliebten, rustikalen Busse der Filipinos. Danach geht es zu Fuß weiter, durch den Wald, das obere Dorf und schließlich über die schmalen Pfade am Rand der Reisfelder.

Eine Stunde Bikram-Yoga wirkt harmlos gegen eine ausgiebige Auf-Ab-Tour über die uralten Steintreppen. Und wer viel schwitzt braucht viel zu trinken. Man darf dabei aber auch nicht die Geschäftsfindigkeit der Filipinos in den kleinen Dörfern unterschätzen – selbst in noch so abgelegenen Holzhütten findet man isotonische Getränke, Coca Cola und natürlich Wasser zum Verkauf. Alles wurde zu Fuß hierher gebracht, dafür ist der Preis lächerlich klein.

Jede Reisfeld-Anlage ist ein wenig anders konstruiert, manche erinnern an Spinnennetze, andere zeichnen sich durch die traditionellen Holzhütten auf Stelzen aus. Bataad ist für das kleine Dorf bekannt, das in der Mitte eines riesigen Amphitheaters aus Reisfeldern steht. Wir wandern auf den höchsten Punkt und lassen die Füße baumeln. Anfang Mai ist der Reis hier leuchtend grün.

Es geht weiter über die hügeligen Felder. Manche Terrassen sind mit verknoteten Strohgebilden markiert: „Don’t walk here“, erklärt Adolfo. Diese Wege sind nicht sicher passierbar. Wir halten uns also fern und verlassen das Dorf über einen kleinen Waldweg.  Es geht bergauf und bergab über kleine Waldwege. Die hohen Bäume spenden willkommenen Schatten. In einer kleinen Hütte am Wegrand rasten wir. „Natural air conditioning“,  lacht Adolfo als wir auf der gut belüfteten Bank Platz nehmen. Bis auf zwei Französinnen begegnen wir hier keinen anderen Wanderern.

Nach zwei Stunden haben wir wieder Asphalt unter unseren Füßen. Doch das nächste Dorf liegt noch einige Kilometer entfernt. Und dann, kurz bevor die Wolken nachgeben, erreichen wir Bagaan. Die letzten Sonnenstrahlen erleuchten das kleine Dorf und die grünen Terrassen. Eben noch dachte ich das Highlight bereits in Bataad gesehen zu haben. Und jetzt das. Ein Ort schöner als der andere.

Adolfo nickt zufrieden, auch ihm gefällt der Ausblick. Währenddessen zücke ich nochmals die Kamera und fotografiere zum hundertsten Mal in diesen Tagen Reisfelder. Eigentlich unnötig, denn die Schönheit des Ortes hat sich längst in mein Gedächtnis eingebrannt.


Infos und Adressen: Kordilleren, Philippinen

Flugverbindungen: Nach Manila gibt es ab Wien und München mehrmals täglich diverse Verbindungen. Etwa mit Qatar Airways (15,5 Stunden Flugzeit ab Wien über Doha). Alternativ kann man auch nach Angeles fliegen, so entkommt man auch dem Verkehrschaos in Manila. 
Reisezeit: Im Juni bis August sind die Regenfälle rund um Banaue besonders stark und die Straßen oft schlecht befestigt. 

Busverbindungen ab Manila: z.B. mit dem Nachtbus Ohayami Bus, Florida Bus oder Coda/KMS.
Busverbindungen ab Angeles: Victory Liner am Vormittag, oder man steigt in den Nachtbus aus Manila zu (Ohayami Bus, Florida Bus). Reisezeiten sind immer wetter- und verkehrsabhängig – und der ist immer unberechenbar. 

Allgemeine Reisetipps:

  • Es empfiehlt sich auf Wanderungen immer einen Guide mitzunehmen – Touristen ohne Guide sind in der Region nicht gern gesehen. Und warum auch nicht? Ein Einheimischer hilft dabei, das Land zu verstehen und Menschen in den kleinen Dörfern zu treffen.
  • Außerhalb von Banaue gibt es kaum Handyempfang.
  • In Banaue hat nur das klobige Banaue Hotel Zimmer mit Steckdosen, Akkus am besten vor der Anreise laden!
  • In Bataad und einigen anderen kleinen Dörfern gibt es einfache Homestays als Unterkünfte für Wandertouristen.

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