Wie findet man die perfekte Skitour?
Foto: mauritius images / Westend61 / Alun Richardson
von Riki Daurer
Bergwelten-Experten Riki Daurer und Stephan Mitter sind gewissermaßen auf Skiern aufgewachsen und wissen daher genau, worauf es im Vorfeld einer Skitour ankommt: In sieben Schritten zur perfekten Skitour.
1. Inspiration und grobe Planung
Der erste Schritt ins Gelände führt über die Inspiration: Wohin wollte ich schon immer einmal fahren? Welchen Gipfel wollte ich schon immer besteigen? Welches Skitourengebiet besuchen?
Neben diesen Wünschen solltet ihr zusätzlich die Schnee- und Wetterentwicklung im Auge behalten, Tipps von lokalen Expertinnen und Experten einholen und ein Gebiet auswählen, wo der Schnee gut ist und optimale Verhältnisse für Aufstieg und Abfahrt herrschen. Das muss nicht immer weit weg sein. Skitouren in der Umgebung verkürzen nicht nur die Anreise, man kennt das Gebiet meist auch gut und kann flexibel auf die Verhältnisse reagieren.
Zur Planung gehört auch, Alternativen gleich mitzudenken. Wenn ihr einen bestimmten Gipfel anstrebt, könnt ihr im selben Schritt überlegen, welche „Schlechtwettertour“ in der Nähe liegt. Überlegt bereits im Vorfeld, welche einfacheren Skitouren in der Region möglich sind, sollten sich die Verhältnisse verschlechtern. Also, kurzfristige Wetteränderungen beachten und einplanen. Ebenso können sich andere Faktoren ändern, etwa die persönliche Tagesverfassung oder die Schnee- oder Lawinensituation.
2. Rahmenbedingungen und eigene Fähigkeiten
Habt ihr ein Tourenziel bzw. eine bestimmte Region ausgewählt, solltet ihr euch folgenden Fragen widmen:
Wie sind die aktuellen (Schnee-)Verhältnisse dort?
Wie sieht die regionale Lawinenlage aus?
Auf welcher Höhe liegt der Ausgangs- bzw. Endpunkt der Tour? Welche Exposition hat die Tour?
Kann ich die Lawinenlage, Schnee- und Wetterverhältnisse noch um aktuelle Infos von Einheimischen ergänzen?
Wie anspruchsvoll ist die Tour?
Was lange ist die geplante Aufstiegs- und Abfahrtszeit?
Wie schätze ich meine Fähigkeiten (Lawinenwissen, Tourenplanung, Aufstiegs- und Abfahrtsperformance) ein?
Wer begleitet mich? Über welche Voraussetzungen verfügen die Gruppenmitglieder?
Sind alle mit dem Verhalten in einem Notfall vertraut?
Wie viele Höhenmeter möchte ich zurücklegen?
Womit muss ich auf der maximalen Höhe rechnen?
Auf der Suche nach der richtigen Tour könnt ihr auf Bergwelten.com eine Vielzahl an Filtermöglichkeiten nutzen. Hier können Auswahlkriterien wie Region, Höhenmeter, Kilometer, Schwierigkeit und natürlich die maximale Höhe einer Tour angelegt werden.
Notfall Lawine: Richtig retten im Video
3. Die Anreise
Die Anreise ist ebenfalls ein Auswahlkriterium bei der Planung: Wollt ihr öffentlich anreisen? Handelt es sich um ein beliebtes Skitourengebiet, bei dem ihr am Wochenende nur schwer einen Parkplatz bekommt?
Ebenfalls beachtet werden sollte, ob es sich beispielsweise um ein intensives Reisewochenende handelt oder ob mit starkem Schneefall und folglich zähem Straßenverkehr zu rechnen ist – das kann die Anfahrt schnell zur Tortur werden lassen. Über den Button „Anfahrt planen“ könnt ihr auf Bergwelten.com Routen und Alternativrouten in Google Maps auswählen.
Aus eigener Erfahrung sei dazugesagt, dass eine Tour in unmittelbarer Umgebung mit kurzer Anreise den Genussfaktor deutlich erhöhen kann. Lieber einen unbekannten Gipfel in entspannter Atmosphäre genießen, als gestresst den vielbegangenen Must-have-Berg abhaken. Auch eine Tour von der Haustür kann ihren Reiz haben.
4. Unterkunft und Hütten
Nur wenige Hütten haben im Winter geöffnet und nicht alle bieten Übernachtungsmöglichkeiten. Viele von ihnen liegen zudem schon im hochalpinen Gelände und die Touren in der Umgebung erfordern das spezielle Wissen für Skihochtouren. Winterräume auf Hütten sind für Notfälle vorgesehen und sollten nicht als Unterkunft für ein Skitourenwochenende dienen. Daher solltet ihr bei der Auswahl einer Hütte Folgendes überlegen:
Hat sie geöffnet?
Ist sie bewirtschaftet?
Bietet sie eine Übernachtungsmöglichkeit?
Wie anspruchsvoll sind die Ski(hoch)touren ab der Hütte und welche speziellen Anforderungen stellen sie?
Wie gestaltet sich der Zustieg zur Hütte? (Dieser muss als eigenständige Tour geplant werden.)
Wo und wie kann ich reservieren?
Oft ist es einfacher, bequemer und ermöglicht auch eine größere Auswahl an Touren, wenn man sich eine Unterkunft im Tal nimmt. Unterkunftsmöglichkeiten in der Region findet ihr auf Bergwelten.com bei jeder Tour rechts unten beziehungsweise in unserem Unterkunfts-Channel.
5. Wetter
Anhand einer Wetterprognose solltet ihr im nächsten Schritt die Großwetterlage begutachten – und zwar bereits einige Tage vor dem geplanten Tourenstart. Hier geht es einerseits um Schneeprognosen, andererseits um das aktuelle Bergwetter (und den Wind) vor Ort. Wichtig: Die meisten Wetterberichte geben Wetter-, Wind- (Achtung: Wind-Chill-Faktor), Temperatur- und Niederschlagsprognosen für das Tal, aber nicht für die alpine Umgebung an. Spezielle Vorhersagen für das Bergwetter findet ihr auf den offiziellen Wetterportalen der Bundesanstalten wie GeoSphere Austria oder MeteoSchweiz. Auch auf den Webseiten der Lawinenwarndienste gibt es Informationen über das aktuelle Bergwetter oder einen Link dorthin.
Kurz vor der Abfahrt gilt es, diese Vorhersage dann zu verifizieren. Gute Wetter-Apps bieten Zusatzinformationen wie Satellitenbilder, Niederschlagsradar sowie Daten zu Windrichtung und -stärke. Immer donnerstags erscheint auf Bergwelten.com überdies eine Prognose für das Bergwetter fürs bevorstehende Wochenende.
6. Lawinenlagebericht
Der Lawinenlagebericht spielt bei der Beurteilung der Lage eine mindestens genauso wichtige Rolle wie die Wetterlage. Wer den Lawinenlagebericht und auch die Wetter- und Schneeprognosen richtig liest und interpretiert, verringert nicht nur das Lawinenrisiko, sondern findet meist auch gute Abfahrtsverhältnisse.
Hier geht es zu den jeweiligen Portalen der Lawinenwarndienste im Alpenraum:
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Lawinenlagebericht II: Lawinenprobleme
Lawinenlagebericht III: Gefahrenstellen
7. Konkrete Reiseplanung
Habt ihr nun die Region und das gewünschte Tourenziel ausgewählt, könnt ihr die Reiseplanung nach Beantwortung folgender Fragen abschließen:
Wie lange dauert die Anfahrt in die gewünschte Region?
Ist die Anfahrt geplant? Brauche ich eine Straßenkarte und/oder ein Navigationssystem?
Wann ist der (geplante) Abfahrts- und Ankunftszeitpunkt? Wie ist es um das Verkehrsaufkommen bestellt?
Habe ich mich um eine Unterkunft vor Ort gekümmert?
Wie ist das Wetter vor Ort?
Wie lautet die Lawinen-, Schnee- und Wetterprognose für den gewünschten Zeitraum?
Hinzu kommen bereits jetzt diverse Material- und Ausrüstungsfragen:
Ist meine eigene Standard-Notfallausrüstung (LVS, Schaufel, Sonde, Biwaksack, Erste Hilfe-Set) vollständig? Haben alle Gruppenmitglieder eine aktuelle und vollständige Standard-Notfallausrüstung?
Ist mein Material (Bindung, Felle, Teleskopstöcke, Steigeisen etc.) vollständig und funktionstüchtig? Ist es gewartet und sind die Sicherheitswerte richtig eingestellt?
Habe ich mein Mobiltelefon und einen zusätzlichen Akkupack eingepackt?
Kenne ich den Verlauf der Tour? Habe ich Print-Führer und -Karten eingepackt?
Kenne ich die Notruf-/Bergrettungs-Nummer der Region?
Habe ich ausreichend Proviant für die Tour dabei?
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