Familien-Trip: Wandern und Surfen an der Ostküste Australiens
Foto: Nicole Riegler
Nicole Riegler hat Alltag gegen Abenteuer getauscht und sich 2019 mit ihrer Familie auf einen 6.500 Kilometer langen Roadtrip im Campervan begeben. Entlang der australischen Ostküste entdeckten sie einsame Wanderpfade, spektakuläre Aussichtspunkte, Surfspots – und so manche Überraschung, die es wohl nur in Down Under gibt.
Bericht: Nicole Riegler
Mit Kindern auf Weltreise gehen, geht das? Was für viele ein Traum bleibt, haben wir, eine vierköpfige Familie aus Niederösterreich, in die Realität umgesetzt und für zehn Monate österreichischen Alltag gegen Abenteuer getauscht. Zwei Monate davon verbrachten wir an der australischen Ostküste und legten mit einem Campervan rund 6.500 Kilometer zurück.
Ausgangspunkt unseres Roadtrips war Cairns an der nördlichen Ostküste. Nachdem wir auf der Suche nach australischer Flora und Fauna Zwischenstopps beim Great Barrier Riff, bei den Kasuaren in Mission Beach und den Kakadus in Airlie Beach eingelegt hatten, steuerten wir Cape Hillsborough an, denn dort, so war uns von Einheimischen verraten worden, solle man wilden Kängurus so nah wie nirgendwo sonst kommen. Bis dahin hatten wir die ikonischen Tiere nur tot am Straßenrand liegen sehen…
Aufwachen mit Kängurus
Jeden Morgen zur Dämmerungszeit findet sich eine Herde Kängurus am wilden Naturstrand ein, um die Spitzen angespülter Mangroventriebe zu verspeisen. Wir quälten und also pünktlich um 5 Uhr früh aus dem Van und stapften verschlafen Richtung Strand. Doch das Spektakel, das sich uns hier bot, brachte unsere Sinne rasch auf Hochtouren.
Im Gegenlicht der ersten Sonnenstrahlen zeichnete sich die typische Silhouette der für uns so fremden Tiere ab. Wir näherten uns langsam, doch die Herde war sichtlich an Menschen gewöhnt und ließ sich von ihrem Publikum nicht stören. Zu nah sollte man allerdings nicht kommen, denn fühlen sich die Tiere mal bedroht, wissen sie sich mit den scharfen Krallen an ihren Vorderbeinen oder Tritten mit den kräftigen Hinterbeinen sehr wohl zu wehren.
Küstenwanderung mit Überraschungen
Auf dem Rückweg vom Känguru-Strand zum Campingplatz entdeckten wir im Uferbewuchs den Startpunkt einer Küstenwanderung. Der Bushwalk zum Andrews Point war mit zwei Stunden Gehzeit angegeben. Da der Tag ja noch jung war, beschlossen wir kurzerhand die Runde zu marschieren. Der Weg führte auf steinigen Pfaden hoch hinaus und bot herrliche Ausblicke auf die Küste.
Immer wieder vernahmen wir die Rufe der Koala-Bären, ausmachen konnten wir sie aber nicht. Wie wir später im Koala Hospital in Port Macquarie erfahren sollten, klettern sie in die höchsten Wipfel der Eukalyptusbäume, um so sicher vor Feinden zu sein. Dafür entdeckten wir Gespensterschrecken und die Nester grüner Weberameisen. Auch Echsen aller Art „kreuchten und fleuchten“ vor unseren Füßen in die Büsche. Da man vielerorts vor Giftschlangen gewarnt wird, schlugen wir beim Wandern mit einem Stock vor uns auf den Boden, um sie rechtzeitig zu verjagen.
Dass nicht nur unten, sondern auch oben Gefahr lauern kann, wurde uns klar, als Andi abrupt stehenblieb und einen Schrei ausstieß. Instinktiv wichen wir alle zurück. Quer über den Weg hatte eine handtellergroße Spinne auf Kopfhöhe ihr Netz gespannt. Ob giftig oder nicht – Spinne im Gesicht? Nein danke! Ab sofort fuchtelten wir mit dem Stock nicht nur am Boden, sondern auch vor unseren Nasen herum. Nur gut, dass keine Beobachter in der Nähe waren. Sie hätten uns wohl für verrückt gehalten…
Surfen auf Australisch
Nachdem wir uns vom Spinnenschreck in Cape Hillsborough erholt hatten, ging es weiter nach Agnes Water und Town of 1770. Erst ab hier südwärts kann man gefahrlos im Meer baden. Im Norden wird man vor den tödlichen Würfelquallen und den nicht minder gefährlichen Krokodilen gewarnt. Da verzichtet man trotz der enormen Hitze lieber auf Abkühlung im Ozean! Aber jetzt konnten wir endlich surfen; außerdem waren die Wellen perfekt für Anfänger geeignet!
Ganz ohne tierische Zwischenfälle ging es dann doch nicht. Unverhofft verhedderten sich eines Tages die Tentakel eines „Blue Bottle Jellyfish“ zwischen meinen Zehen. Es brannte so höllisch, dass ich vor lauter Panik aus dem Wasser hechtete und dabei ganz vergaß, dass ich mit einem Bein noch am Surfbrett hing – platsch und ich lag bäuchlings im Sand! Endlich losgeklettet spülten wir Fuß und Zehen mit Süßwasser und Essig. Dass der aber nur Verätzungen tropischer, nicht aber subtropischer Quallen, linderte, erfuhren wir erst später. Nach einigen Minuten mischte sich Taubheit unter das Brennen und hielt noch einige Stunden an. Als wir die Geschichte am Abend einer lokalen „Aussie“ erzählten, meinte sie lapidar, dass wir nächstes Mal einfach mit heißem Wasser spülen sollten.
Rundfahrt im Springbrook Mountain Nationalpark
Trotz der Quallen-Attacke verließen wir das ansonsten sehr entspannte Agnes Water doch etwas wehmütig. Nach Zwischenstopps an der Küste südlich von Brisbane erreichten wir den saftig-grünen Springbrook Nationalpark. Er liegt etwas landeinwärts und lockt mit einem spannenden Rundweg.
Eine Station dieses Rundwegs sind die über 100 Meter hohen Purlingbrook Falls. Die dreistündige Wanderung führt zunächst an die Basis des Wasserfalls und auf der anderen Seite der Schlucht wieder hoch.
Dem Rundweg weiter folgend stießen wir bald auf den Wegweiser zur „Natural Bridge“. Hier stürzt ein Wasserfall durch ein gewaltiges Loch im Felsen spektakulär in eine Grotte. Die in der Dunkelheit leuchtenden Glühwürmchen locken zahlreiche Besucher an.
Den letzten Stopp legten wir schließlich beim „Best of all Lookout“ ein, dessen klingender Name unsere Erwartungen natürlich nährte. Der Weg führte durch ein kleines, nebelverhangenes Waldstück zur Aussichtswarte. Hier gediehen einige der letzten Antarctic Beech Trees, Relikte der letzten Eiszeit. So mystisch die Szenerie auch wirkte, für die Fernsicht befürchteten wir nichts Gutes und sollten leider Recht behalten. Aber der beste aller Ausblicke sollte noch kommen…
Blue Mountains – im Grand Canyon Australiens
Etwas weiter südlich von Springbrook, im Hinterland von Sydney, liegen die Blue Mountains, der Grand Canyon Australiens. Ihren Namen haben die Berge übrigens vom Staub der Eukalyptusbäume, der sie in der Ferne bläulich schimmern lässt. Aufgrund der zahlreichen Touren ist die Region gleichermaßen für Wanderer und Sportkletterer interessant.
Als Hauptattraktion gilt der Echo Point. Von hier aus genoss schon Queen Elizabeth II den Blick auf die „Three Sisters“, eine ungewöhnliche und für die Aborigines heilige Felsformation. Einer Legende zufolge sollen die Felsen einst drei wunderschöne Mädchen gewesen sein. Eines Tages verliebten sich drei junge Männer eines verfeindeten Stammes in die jungen Frauen und entführten sie. Im Zuge der darauffolgenden Stammesfehde verwandelte sie ein Medizinmann in Felsen, um sie vor Gefahr zu schützen. Er wollte sie nach Kriegsende wieder zurückverwandeln, verlor aber in den Kämpfen selbst sein Leben und die Mädchen sollten nie wieder lebendig werden. Glück für uns, denn bei diesem überwältigenden Panorama (siehe Titelbild) war klar: Wir hatten ihn gefunden – den besten Lookout unseres Australien-Trips!
Infos und Adressen: Australien, Ostküste mit Camper
Reisezeit: Wir besuchten Australien im März und April, was als Zwischensaison gilt. In dieser Zeit ist das Wetter immer noch gut und die Reise kommt günstiger als in der High Season von Dezember bis Februar. Im Auge behalten sollte man jedenfalls die Feiertage und Ferienzeiten der Australier – da schnellen die Preise der Unterkünfte und Campingplatze in die Höhe.
Flugverbindung: Die günstigsten Flüge nach Australien von Österreich aus gehen über Bangkok oder Singapur.
Campen in Australien:
Fahrzeuge: Gumtree.com.au ist die australische Version von willhaben. Hier findet man Campingfahrzeuge (aber auch Surfbretter etc.) zum Kauf/Verkauf. Mietet man ein Campingfahrzeug, bekommt man einen dicken Katalog mit allen Campingplätzen Australiens dazu, was ein nettes, aber im digitalen Zeitalter etwas unpraktisches Service ist.
Campingplätze und Preise: Zu den großen Campingplatz-Betreibern zählen die NRMA Parks + Resorts, BIG4 oder TopParks. Bei letzterem erhielten wir 10% Rabatt, da unser Fahrzeugverleiher (Travellers Autobarn) eine Vereinbarung mit diesem Anbieter hatte. Unabhängig davon lohnt es sich fast immer nach einem Discount zu fragen! Im Schnitt haben wir in der Nebensaison 35 $ (1,50 australische Dollar = circa 1 Euro) pro Nacht bezahlt. Generell liegen die Preise für einen Van inklusive Strom für zwei Erwachsene in der Nebensaison bei ca. 30-50 $ pro Nacht, für jedes Kind muss man zwischen 10 und 15 $ extra zahlen. In der Hochsaison kann eine Campingplatz-Übernachtung für ein Pärchen bis zu 70 $ kosten.
Darüber hinaus gibt es auch viele kleinere Campingplatzbetreiber. Die australischen Councils bieten zudem Plätze in den Nationalparks an (je nach Bundesstaat kann man sich online registrieren bzw. voranmelden). Dort gibt es aber keinen Strom, selten Duschen und meist nur ein Plumpsklo. Die Kosten belaufen sich auf rund 12 $ pro Person und pro Nacht.
Gesundheit: Abgesehen von Hepatitis A+B haben wir für unere Australien-Reise keine speziellen Impfungen vorgenommen. Impf-Empfehlungen findet man beispielsweise auf tropeninstitut.de. Generell ist die medizinische Versorgung in Australien sehr gut. Unsere Reisekrankenversicherung für die ganze Familie kostete für ein Jahr rund 1.200 Euro (via Allianz) und gilt weltweit außer USA und Kanada (dort nur 2 Wochen).
Reise-App: Für Australien können wir definitiv die App WikiCamps Australia empfehlen! Damit findet man nicht nur den nächsten Campingplatz (nach Preis filterbar), sondern auch kostenlose (legale) Übernachtungsplätze. Darüber hinaus werden Sehenswürdigkeiten, Libraries mit kostenlosem W-Lan etc. angezeigt. Die App korrespondiert mit Google Maps und beinhaltet auch ein praktisches Planungstool.
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