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Mit dem Packpferd durch die Mongolei

Reise

6 Min.

09.01.2023

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Mit der Mongolei verbinden die Meisten Dschingis Khan und endlose Steppen. Für die Outdoor-Reisenden Jens und Yvonne Wehofsky ist das Land mit der weltweit geringsten Bevölkerungsdichte das schönste Ziel für Fernwanderer. Sie machten sich – auf sehr einsamen Pfaden – mit Kind und Packpferd zu einem 450 Kilometer langen Trekking-Abenteuer rund um den Khovsgol-See auf.

Bericht: Jens und Yvonne Wehofsky


1. Abschnitt: Von Khatgal nach Renchinlkthumbe

Wir hätten es und einfach machen und den direkten und flachen Weg um den Khovsgol-See, den flächenmäßig zweitgrößten Sees der Mongolei, wählen können. Aber wir lieben die Berge und auch die damit verbundenen Anstrengungen. Daher wandern wir auf dem ersten Abschnitt Richtung Nordosten durch das Khoridol Saridag-Gebirge, welches nur mit einer Sondererlaubnis begangen werden darf. Wir durchstreifen endlose Lärchenwälder, dazwischen immer wieder wilde, farbenfrohe Wiesen, die unser Pferd Maximus nicht gern links liegen lässt. Eingerahmt wird diese einmalige Wildnis von schroffen Gesteinsformationen.

Wir steigern unsere Etappenlänge langsam auf bis zu 23 Kilometer pro Tag. Auch finden wir von Tag zu Tag schönere Plätze mit immer grandioseren Ausblicken für unser Zelt. Bis auf ein heftiges Unwetter auf 2.200 Meter Höhe haben wir schönes Wetter. Heiß und sonnig am Tag, dafür bis zu zweistellige Minusgrade in der Nacht.

Nach fünf Tagen verlassen wir das Gebirge und stehen vor einer steppenartigen Landschaft, unser Etappenziel ist nur noch einen Tag entfernt. Es wird auch Zeit, denn der Proviant wird knapp. In Renchi besorgen wir dann alle nötigen Lebensmittel und folgen nun dem Weg wieder nach Nordosten durch die Ausläufer des Sajangebirges zurück zum See.

6 Tage, 115 Kilometer

Khatgal – Renchinlkthumbe


2. Abschnitt: Von Renchinlkthumbe nach Khankh 

Schnell sind wir wieder auf einsamen Wegen unterwegs, treffen selten auf Einheimische oder Gers, wie die mongolischen Jurten genannt werden. Dass es noch einsamer werden könnte, haben wir nicht vermutet. Doch am nächsten Tag folgt ein Trampelpfad, der über steile Pässe und weitgezogene Täler durch endlose Wildnis führt. Nach vier Tagen erreichen wir den See.

Auch am See ist es wider Erwarten wild und ruhig. Am Nordwestufer des Sees gibt es nur einen Wanderweg, was es unmöglich macht, den See motorisiert zu umrunden – die einzige Möglichkeit ist zu Fuß oder mit dem Pferd. Fast eine Woche sind wir nun unterwegs, ohne eine einzige Menschenseele anzutreffen. Diese Tage werden am Ende unsere schönsten Erinnerungen sein.

Am See verschlechtert sich das Wetter zunehmend, je weiter wir in den Norden kommen. Die Zivilisation nimmt in Form von Häusern, Wegenetzen und Brücken wieder Gestalt an, was uns aber auch das Vorankommen erleichtert. Wir entscheiden uns, am letzten Tag nach Khankh, neben Khatgal den einzigen Ort im Süden, einen Gewaltmarsch von 30 Kilometern durchzuziehen, um dort einen Ruhetag einzuschieben. Es gelingt. Nach den üblichen Erledigungen schlendern wir an unserem freien Tag durch den Ort und genießen den Mix aus mongolischer Tradition und russischem Tourismus.

7 Tage, 135 Kilometer


3. Abschnitt Von Khankh nach Khatgal 

Wir meiden anfangs die direkt am See verlaufende Autopiste und wandern, circa 10 Kilometer versetzt im Hinterland, parallel zum Ostufer zurück gen Süden. Ausgeschilderte Wanderwege gibt es dort nicht, wir haben den Track mit Militärkarten aus den achtziger Jahren geplant. Bald müssen wir feststellen, dass ein Vorankommen durch mannshohes Buschwerk und durch sumpfiges Gelände nur unter größten Anstrengungen möglich ist und die Suche nach dem Weg zu viel Zeit kostet. Wir schlagen also bald den Weg direkt am Seeufer ein, um leichter und schneller voran zu kommen.

Über sanfte Hügelketten mit dichten Wäldern soweit das Auge reicht kommen wir gut voran. Die Zivilisation nimmt nach Süden hin zu – wir treffen auf Gers, Häuser liegen am Wegesrand verstreut. Trotzdem finden wir immer wieder idyllische und einsame Lagerplätze.

So einsam, dass uns eines Nachts ein Wolfsrudel besucht. Wir sind erstaunt, dass sie sich so nah ans Zelt trauen, aber das Pferd stellt für sie am Pflock angebunden scheinbar leichte Beute dar. In Teamarbeit wehren Maximus und ich die Wölfe ab, sie lassen uns nun in Ruhe.

10 Tage, 200 Kilometer

Nach 25 Tagen erreichen wir glücklich, aber auch geschafft, wieder unseren Startort. Etwas traurig verabschieden wir Maximus, der mit seinem sicheren und unkomplizierten Auftreten dafür gesorgt hat, dass dieses Abenteuer ein voller Erfolg wurde. Bei keinem anderen Reiseziel ist es uns schwerer gefallen, die Heimreise anzutreten, obwohl es wohl auch unsere härteste und gewagteste Tour war.

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Infos und Adressen: Trekken am Khovsgol-See, Mongolei

Khovsgol See und Umgebung

„Hätte die Schweiz und Montana ein uneheliches Kind, es würde Khovsgol heißen.“ Dieses Zitat aus dem Lonely Planet-Reiseführer beschreibt den See mit seinem Mix aus Bergen und grünen Waldhügeln wohl am besten. Der kleine Bruder des 200 Kilometer entfernten Baikalsees gilt laut Global Nature Fund als einer der saubersten Seen der Welt. Er ist mit 136 Kilometern Länge doppelt so groß wie der Bodensee, jedoch sind nur zwei Orte – Khankh (2.500 Einwohner) und Khatgal (4.500 Einwohner) – direkt am Seeufer gelegen. Es gibt keine asphaltierten Straßen um den See, man kann ihn also nur zu Fuß oder mit Pferd umrunden. Im Westen wird der See vom Khoridol Saridag-Gebirge und den Sajan-Ausläufern geprägt, die bis zu 3.000 Meter aufsteigen. Im Osten dagegen findet man eine hüglige und ausgedehnte Waldlandschaft vor. In der nahezu unberührten Wildnis kommen Wölfe und Bären vor.

Reisezeit und Klima

Der See ist ein Ganzjahresziel und auch im Winter nicht weniger interessant. Für den Sommerurlaub sind die Monate Juli bis September zu empfehlen, wobei man beachten sollte, dass Anfang August der populäre Sunrise-to-Sunset-Lauf stattfindet. Der Monat August gilt mit 5 Tagen als regenreichster Monat, jedoch sind die Regenabschnitte immer nur von kurzer Dauer. Es herrscht extremes Kontinentalklima mit extremen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht vor. Mitte September kann es im Gebirge schon schneien, dafür hat man in diesem Monat die größte Chance, die gigantische Gelbfärbung der Lärchenwälder zu beobachten.

Anreise

Mit der mongolischen Fluggesellschaft Miat kommt man direkt ab Frankfurt und Berlin nach Ulaanbaatar. Indirekt fliegt Turkish Airlines in die mongolische Hauptstadt. Im Anschluss muss man noch nach Moron/ Murun fliegen. Der einen ganzen Tag in Anspruch nehmende Landweg dorthin ist nicht zu empfehlen. Von Moron aus organisieren die Camps und Hotels in Khatgal meist die Transfers für 30 Euro je Weg/ Auto. In Khatgal empfehlen wir als Vor- und Nachübernachtung das Mongol Ujin Camp, wo man traditionelle Gers buchen kann (13 Euro pro Nacht und Person inkl. Frühstück).

Ausrüstung und Pferd

Maximus als unsere Ausrüstung zu bezeichnen, ist etwas weit hergeholt, jedoch wäre ohne ihn so eine Tour unmöglich gewesen. Pferde ohne Guides bekommt man selten, nur Dava vom Mongol Ujin Camp hat uns gleich vertraut und ein Angebot von 18 Euro je Tag gemacht, inklusive Sattel, Halfter und Leine. Packtaschen fürs Pferd hatten wir noch von unserem Trip mit Eseln in Kirgistan. Dava bot uns auch ihre Packtaschen an. Des Weiteren sollte man ein sturmsicheres Zelt und einen Daunenschlafsack einpacken, auch eine Daunenjacke ist nicht verkehrt. Da Wasser mancherorts rar ist und man wirklich jedes Wasserloch nutzen muss, ist auch ein Wasserfilter wichtig. Unverzichtbar ist ein GPS Gerät und die russischen Militärkarten aus den achtziger Jahren. Wir hatten außerdem ein Solarpanel dabei, was stets für reichlich Energie sorgte. Ein HoBo (Kocher, der mit Holz befeuert wird) ist nicht zwingend notwendig, da man fast überall Lagerfeuer machen kann. Kleine Utensilien wie Sonnen- oder Fettcreme und eine Lippenpomade seien nur am Rande erwähnt, aber bei dem trockenen Klima und der prallen Sonne wichtig. Herkömmlicher Mückenschutz hilft nur unzureichend, einzig das schwedische Nordic Summer hielt die Plagegeister fern. Tipp: Bei Sonne im Schatten aufhalten, dort ist es den Saugern zu kalt. Handyempfang gibt es in den Orten ab und an. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob ein Satelliten-Ortungsgerät wie InReach von Nöten ist oder nicht, wir jedenfalls hatten eins dabei.

Übernachtung

Die Ger Camps und Hotels sind preiswert, dafür aber nicht mit europäischen Verhältnissen vergleichbar. Zwischen den Orten gibt es keine Übernachtungsmöglichkeiten, weder bezahlbare Gers noch kostenfreie Schutzhütten. Ein Zelt stellt somit immer das einzige Dach über dem Kopf dar. Wild zelten ist erlaubt und das sogar im Nationalpark. Man muss keine Sorge haben, dass alles ausgebucht ist. Die Region ist auf Tourismus eingestellt und man findet spontan immer eine Herberge, wenn man weniger Ansprüche hat.

Infrastruktur

Besorgungen sollte man in Khatgal, Renchi oder Khankh machen. Dort gibt es Tankstellen und Lebensmittelgeschäfte. Renchi bietet da noch am wenigsten Sortiment, Grundnahrungsmittel sind aber kein Problem. Gaskartuschen haben wir nie zu Gesicht bekommen. In Khankh und Khatgal gibt es auch Geldautomaten. Bargeld ist die einzige Zahlungsmethode. Die Wanderwege sind weder markiert noch ausgeschrieben, es gibt keine Schutzhütten und keine ausgeschriebenen Lager- oder Campingplätze.

Permits

Man benötigt ein Permit für den Khovsgol Nuur Nationalpark, die man auf dem Weg von Moron nach Khatgal für 1 Euro pro Person lösen muss. Diese gilt für den gesamten Aufenthalt. Außerdem benötigt man für das Gebirge Khoridol Saridag und für die Grenzregion zu Russland eine Sondererlaubnis. Das sind „restricted areas“, die ab und an von Ranger und dem Militär kontrolliert werden. Man kann sich diese umständlich und teuer in Moron im Border Patrol Büro besorgen. Alternativ übernimmt dies das Mongol Ujin Camp gegen einen Aufpreis von 10 Euro je Person.

Mehr Informationen findet Ihr auf unserer Webseite: www.taeve-supertramp.de

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