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Genusswandern in Südtirol

Regionen

3 Min.

20.03.2017

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Wer gelernt hat, im Rhythmus der Natur zu leben, führt uns souverän durchs herrliche Südtirol. Besuch bei Gastgebern, die manches anders machen.

Den ganzen Artikel von Wolfgang Wieser aus dem Bergwelten Südtirol-Special könnt ihr ab sofort hier lesen.

Tapp – tapp, tapp. Tapp – tapp, tapp. Mit eleganter Lässigkeit hüpft Stefan Fauster den schmalen Weg hinab. Unter seinen Bergschuhen knirschen Steinchen. Jeder seiner Schritte ist exakt gesetzt, selbstbewusst und unnachgiebig. Er hüpft im Dreivierteltakt. Stoppt. Blickt auf. Hüpft weiter. Taktwechsel. Polka jetzt statt Walzer – bis er neuerlich stoppt: „Du musst den Steig lesen. Wenn du das kannst, dann geht der Körper von ganz allein“, sagt er. „Für mich ist das wie ein Tanz, ich brauch darüber nicht nachzudenken.“ Kaum hat er den Satz beendet, tanzt er weiter. „Wir haben einen anderen Bezug zur Steilheit“, sagt er später. „Wo ich aufgewachsen bin, war nur eines eben: der Boden der Stube.“ Nichts ist eben hier heroben am Sonnklar-Nock (2.390 m), dem Hausberg von Sand in Taufers. Schon gar nicht der Weg, den wir auf­gestiegen sind, während Stefan Fauster, Jahrgang 1960, seine Philosophie erklärt hat. Es ist eine Philosophie, die viel mit dem Gehen, einem entspannten Unterwegssein, einem entschleunigten Bewusstsein zu tun hat: „Das Ein­zige, was wir können, ist zu Fuß gehen. Alles, was wir schneller machen, nehmen wir nicht richtig war.“


Gastgeber und Wanderführer

Es ist kein einfacher Weg, den Stefan Fauster mit seiner Frau Ruth Inner­hofer seit Jahren beschreitet: lokal einkaufen, nur Fleisch aus artgerechter Tier­haltung verarbeiten, alles verwerten, Marmelade selbst einkochen, mit Biomasse heizen. Wenn Fauster „predigt“ – wie er selbst ganz ohne Ironie sagt –, klingt das so: „Wenn wir uns schon Fleisch leisten, gilt es, die Kreatur während ihres Lebens gut zu behandeln.“ Das Vier-Sterne-Hotel Drumlerhof ist eines von 33 familiengeführten Vit­alpina Hotels Südtirol. Deren gemeinsame Botschaft: Wandern mit regionaltypischer Ernährung verbinden, ergänzt mit Wohlfühlanwendungen aus tradi­tionellen Naturprodukten. Alle Gast­geber sind geprüfte Wanderführer; 102 sind es insgesamt.

Die Qualitätsstandards sind hoch. Grund- und Zusatzleistungen für die Kernbereiche Aktivitäten, Ernährung und Wohlfühlen sind geprüft und standardisiert. Aus drei Qualitätskriterien kann gewählt werden. „Vitalpina ist das, was wir von Anfang an verkörpert haben“, sagt Hannes Happacher. Der junge Mann mit Bart und im Nacken geknotetem Haar ist ein idealtypischer Hybrid aus Hipster und Bergfex, einer, der Modernität und Tradition verbindet. Er hat in Mailand studiert, ist schließlich aber doch heimgekehrt auf den Kreuzbergpass: „Das ist die Kooperation, die zu uns passt. Schon meine Mutter hat Wanderungen geführt, und sie macht das immer noch. Und wir haben auch schon immer mit regionalen Produkten gearbeitet.“

Das Vier-Sterne-Hotel Kreuzberg in Sexten ist das letzte Haus Südtirols, es steht an der Grenze zum Veneto – als Vermächtnis seines Großvaters, der schon in den 1950er-Jahren wusste, „dass die Zukunft meiner Familie dort sein würde, am Kreuzbergpass“. Michael „Much“ Happacher (1925–2011) war Bergsteiger, Bergführer, Bergretter. Ein Mann mit Weitsicht. Ein Erneuerer. Heute eine Legende. Hannes Happacher erinnert sich gerne an ihn. Der hat ihm das Skifahren beigebracht, auf dem Hang hinterm Haus, wo er Jahrzehnte zuvor den ersten Lift der Gegend errichtet hatte. Er hat ihn zur Jagd mitgenommen. Und in die Berge. Wir stehen oben, am Stiergarten (2.092 m), sehen die Drei Zinnen.

Ein Haflinger tobt über die Wiese, Kühe lecken Salz. Wir wandern Richtung Klammbachalm, der Sonne entgegen, während Hannes Happacher von seinem Großvater erzählt. Wie Much Happacher, wie auch seine Mutter Helga geht er mit den Gästen gerne in die Berge. Und wie sie gerät er angesichts der mächtigen Gipfel ins Schwärmen. Am Vorabend hat Helga Happacher auf die Frage, ob sie noch staunen könne, wo sie doch tagaus, tagein im Schatten der Dolomiten lebe, lächelnd geantwortet: „Ja, freilich. Es ist ein freudiges Staunen, ein dankbares. Weil’s schön ist.“


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