15.800 Touren,  1.700 Hütten  und täglich Neues aus den Bergen
Foto: mauritius images / Stefan Sassenrath
Flüsse und Seen

Wildschwimmen – alles, was du wissen musst

• 6. August 2024
7 Min. Lesezeit

Als Wildschwimmen wird allgemein das Schwimmen in freier Natur bezeichnet – sei es im Bergsee, im Fluss oder in sogenannten Gumpen. Ein besonderes Erlebnis, das im Sommer die wohl bestmögliche Abkühlung bietet. Doch damit die Sicherheit und der Spaß-Faktor nicht zu kurz kommen, gibt es einiges, was du bei dieser Art des Wassersports beachten musst. Hier unsere Tipps für ein ungetrübtes Wasser-Abenteuer.

Wildschwimmen ist eigentlich nichts Neues, es scheint aber derzeit immer mehr Menschen zu reizen. Buchautor Hansjörg Ransmayr beispielsweise, der seit über zwanzig Jahren nichts lieber tut, als in eiskalten Bergseen zu baden, bringt es mit einem einfachen Vergleich auf den Punkt: Während Schwimmen im Schwimmbad einem Besuch bei McDonalds gleicht, ist beim Wildschwimmen jedes Badeerlebnis anders und einmalig. Was hingegen immer gleich bleiben sollte, ist eine gute Vorbereitung:

Anzeige
Anzeige

1. Das Gewässer vorab prüfen

Wie ist die Wasserqualität? Wie hoch sind Wasserstand und Fließgeschwindigkeit? Wie wird das Wetter und welche möglichen Gefahren drohen bei einer Wetterveränderung? Man sollte sich bereits vor dem geplanten Wildschwimm-Abenteuer über alle Rahmenbedingungen informieren.
Wichtig ist es insbesondere abzuklären, ob das Schwimmen an dem Ort und bei dem herrschenden Wasserstand erlaubt ist oder ob es generelle, saisonale oder Wasserstands-abhängige Verbote (oft bei Niederwasser) gibt – Letzteres betrifft vor allem Fischgewässer. Auch die Frage, ob es sich um ein Naturschutzgebiet handelt oder es gerade saisonale Laich- oder Brutplätze in Ufernähe gibt, muss geklärt sein.

Das Schwimmen in fließenden Gewässern bedarf besondere Vorsicht, hier die beliebte Verzasca im Tessin
Foto: Riki Daurer, alpinonline
Das Schwimmen in fließenden Gewässern bedarf besonderer Vorsicht. Hier die beliebte Verzasca im Tessin

2. Fließende Gewässer

Beim Schwimmen in fließenden Gewässern sind zusätzliche Gefahren zu beachten. Zu den Fließgewässern zählen übrigens auch die beliebten Gumpen. Auch wenn sie wie ein kleiner See ausschauen, sind sie trotzdem Teil eines Flusses. Hierzu hat Martin Eder, Landesreferent der Wasserrettung Tirol, hilfreiche Tipps.

Beliebt auf Bergwelten

  • Plant man länger in einem Fluss zu schwimmen bzw. eine weitere Strecke schwimmend zurückzulegen, sollte man das ähnlich wie eine Berg- oder Skitour planen (siehe Punkt 9: Anreise planen).

  • Gewässerbedingungen können sich schnell ändern. Unwetter im Flussoberlauf oder im Bereich der Zuläufe können den Gewässerpegel sowie die Fließgeschwindigkeit rasch ansteigen lassen, aber auch Treibgut wie große Holzstücke mitschwemmen. Bei der Tourenplanung sind also auch der Oberlauf und die Zuläufe zu berücksichtigen.

  • Vielerorts sind Wildbäche durch Staustufen oder Kraftwerke verbaut, die als Schutz vor dem Überlaufen bzw. zur Stromgewinnung ihre Schleusen öffnen. Dadurch steigen sowohl Wasserpegel als auch Fließgeschwindigkeit rapide an.

  • Schwimmtechnik: Um sich im fließenden Wasser gezielt fortbewegen zu können, schwimmt man am besten im Kraulstil mit dem Kopf über Wasser und dem Blick flussaufwärts. Auf diese Weise kommt man am schnellsten voran und man hat herantreibende Objekte im Blick.
    In stark verblocktem Wasser dreht man sich auf den Rücken und schwimmt mit den Füßen voran flussabwärts. Den Kopf hebt man dabei an – so erkennt man Hindernisse, auf die man zutreibt, und kann auf diese entsprechend reagieren.

Strömungen können übrigens auch in Seen vorkommen. Beliebte Flüsse für Wildschwimmer sind u.a. die Verzasca, Aare oder Ardèche.

3. Die Wassertemperatur

Bei heißen Außentemperaturen sollte der Körper vor dem Sprung in das kühle Nass abgekühlt werden. Andernfalls verengen sich die Adern schlagartig und der Blutdruck steigt stark an, was eine Überbelastung des Kreislaufs zur Folge haben kann. Im schlimmsten Fall verursacht ein zu rascher Temperaturunterschied sogar einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Eine weitere Gefahr beim Sprung ins kalte Wasser im erhitzten Zustand ist der Stimmritzenkrampf. Bei diesem Schutzmechanismus verschließen sich die Atemwege für rund 30 Sekunden bis zu zwei Minuten, um das Eindringen von Wasser in die Atemwege zu verhindern. Im schlimmsten Fall wird man ohnmächtig und kann ertrinken. Hier gilt: Je ruhiger man bleibt, umso rascher löst sich der Krampf wieder. Auch wenn es leichter gesagt als getan ist, sollte man versuchen, gleichmäßig weiter zu atmen.

Auch beliebt

Schwimmt man ohne entsprechende Schutzausrüstung (Schwimmweste, Neopren etc.) im kalten Wasser, gilt laut Tiroler Wasserrettung folgende Faustregel: Pro Grad Wassertemperatur bleibt eine Minute Überlebenszeit! Durch die im Verhältnis zur Luft viel größere Leitfähigkeit von Wasser kühlt der Körper sehr schnell aus und die Muskeln beginnen zu verkrampfen. Bewegung fördert die Durchblutung, kostet aber Kraft. Deshalb besser erst gar nicht in eine Notsituation geraten.

Der Sprung ins kühle Nass - und worauf man dabei achten muss
Foto: Photo by Joe Pohle on Unsplash
Der Sprung ins kühle Nass - und worauf man dabei achten muss

4. Der Sprung ins kalte Nass

Sehr beliebt ist das Springen von Brücken oder Felsen in einen See oder Fluss. Dabei muss auf eine ausreichende Wassertiefe, auf Hindernisse unter der Wasseroberfläche (z. B. Felsblöcke oder Eisenträger, vor allem in Brückennähe) oder auf der Wasseroberfläche (vorbeifahrende Boote) geachtet werden.
Von Brücken sollte man zudem in Flussrichtung springen und vorhandene Verbotsschilder beachten.
Beim Sprung aus großer Höhe sowie in stark wasserführende Flüsse entsteht beim Eintauchen enorme Energie, sodass besonders auf Körperspannung und einen geraden Eintauchwinkel zu achten ist. Ein unvorbereiteter Aufprall kann je nach Höhe zu schwerwiegenden Verletzungen führen.
Aufzupassen gilt es auch beim Einstieg über Felsen, die schnell mal klitschig sein können und somit eine Verletzungsgefahr bergen.

Anzeige

5. Rücksichtnahme

Wie bei anderen Bergsportarten sollte auch beim Wildschwimmen Rücksicht genommen werden – auf umliegende Grundstücke, Anrainer und auf etwaige andere Wassersportler wie Fischer oder Paddler, aber auch auf Jäger oder Naturbeobachter.
Wer in Flüssen, Bächen oder Bergseen wild baden geht, der sollte sich an Ort und Stelle so verhalten, dass der Natur kein Schaden zugefügt wird und Wildtiere möglichst wenig gestört werden.
Vielfach ist es uns gar nicht bewusst, dass wir Tiere stören und vertreiben – oft aber hat unsere Anwesenheit schwerwiegende Folgen. Vor allem an naturnahen Flüssen mit breiten Schotterbänken brüten Vögel, deren Eier nicht von den Steinen zu unterscheiden sind. Allzu leicht steigt man drauf oder verhindert mit seiner Anwesenheit, dass die brütenden Vögel zu ihrem Gelege zurückkehren.
Generell gilt, dass man vor Ort angebrachte Hinweisschilder beachten sollte. Nicht selten sind gerade die schönsten Weiher, Seen und Flüsse naturschutzrechtlich geschützt. Badeverbote sind unbedingt einzuhalten.

Die richtige Schwimmtechnik für verblocktes Gelände
Foto: Riki Daurer, alpinonline
Die richtige Schwimmtechnik für verblocktes Gelände. Hier in der Brandenberger Ache

6. Ausrüstung

In stehenden Gewässern sind Badehose oder Bikini ausreichend. Beim Schwimmen im fließenden Gewässer gehört ein Rettungs-Wurfsack zur Ausstattung dazu. In Gewässern mit steinigem Untergrund können auch Schuhe oder Badesandalen von Vorteil sein und Verletzungen vorbeugen.
Wenn man eine längere Strecke schwimmend zurücklegt und danach wieder an Land zum Ausgangspunkt zurückkehren muss, hat sich das Mitführen eines Trockensacks oder einer wasserdichten Plastiktonne mit trockener Bekleidung und Geldbörse bewährt. Nimmt man während einer Wanderung ein Bad in einem kalten Bergsee, ist es wichtig, ausreichend Bekleidung mitzunehmen, um nach dem Schwimmen den ausgekühlten Körper warm einzupacken – vor allem in höheren Lagen.

7. Schwimmhilfen und Bojen

Beim Schwimmen über große Distanzen, bei sehr kaltem Wasser oder wenn man in Gewässern schwimmt, wo Schiffsverkehr herrscht, ist das Mitführen einer Boje sinnvoll.

8. Verwenden von Sonnenschutzmitteln

So wichtig der Schutz vor Sonnenstrahlung auch ist – beim Schwimmen in Bergseen sollte man darauf verzichten. Die Rückstände von Sonnenschutzprodukten sind problematisch für die Wasserqualität. Schwimmt erst einmal ein Ölfilm am Bergsee, ist es mit dem Naturerlebnis auch nicht mehr so weit her. Als Alternativen empfehlen sich UV-Schwimm-Shirts und Bio-Sonnencremen.

Die Aare ist eine der wenigen Flüssen mit sehr warmen Wassertemperaturen und eignet sich daher perfekt zum Flussschwimmen
Foto: Riki Daurer, alpinonline
Die Aare in der Schweiz ist einer der wenigen Flüsse mit sehr warmen Wassertemperaturen und eignet sich daher perfekt zum Flussschwimmen

9. Anreise planen

Vor allem bei Bergseen kann die Anreise zum eigentlichen Schwimmplatz auch eine ausgedehnte Wanderung sein. So muss man neben der Planung des Schwimmerlebnisses auch die Tourenplanung berücksichtigen. 
Bei Gumpen kann es sein, dass man diesen nur über Felsen oder Flussläufe erreicht.

Beim Schwimmen von längeren Distanzen auf Flüssen muss wiederum die Rückfahrt organisiert werden. Auch muss geklärt werden, wie man zu trockenem Gewand am Ausstieg kommt, daher ob man ein Depot am Endpunkt anlegt oder ob man die Utensilien in einem Trockensack oder einer Plastiktonne mitführt.

10. Alkohol

Der Konsum von Alkohol sollte beim Schwimmen vermieden werden: Einerseits ist man durch Alkohol nicht mehr so reaktionsfähig, andererseits steigt dadurch die Gefahr der Unterkühlung.

11. Kinder

Ist man mit Kindern in oder auf einem Fluss unterwegs, müssen die Kleinen unbedingt eine Rettungsweste tragen – unabhängig davon, ob sie schwimmend oder mit einem Gefährt unterwegs sind. Die Kinder sollten natürlich auch ohne Schwimmhilfe schwimmen können und sie dürfen nie unbeaufsichtigt in die Nähe von Wasser gelassen werden.
Bei Kindern muss zudem die Gefahr der Unterkühlung stärker im Auge behalten werden – da sie das Empfinden von Kälte nicht gut artikulieren können. Indizien sind etwa, dass sie ruhiger und teilnahmsloser werden. Beim Ausstieg muss man den Kleinen unbedingt helfen – die Kraft des Wassers ist in Relation zum Körpergewicht von Kindern einfach stärker.
Wie auf Bergtouren oder Wanderungen gilt auch beim Flusswandern oder Wildschwimmen: Sowohl Streckenlänge als auch Schwierigkeit müssen gegenüber dem eigenen Tourenwunsch reduziert werden, wenn man Kinder mitnimmt. Darüber hinaus muss das eigene Können weit über jenem der Kinder liegen.

12. Der Notfall

Auch beim Flusswandern oder Wildschwimmen muss man auf einen Notfall vorbereitet sein. Man sollte sich daher unbedingt im Vorfeld über regionale Notfallnummern informieren und eine Erste-Hilfe-Ausstattung mitführen. Beim Wildwassersport gehört ein sogenannter Wurfsack dazu, also ein Seil, mit dem man einen Schwimmer retten kann.
Martin Eder von der Wasserrettung Tirol weist darauf hin, dass keine einheitliche Notrufnummer für die Wasserrettung gibt, daher muss man sich regional vorab über die entsprechenden Nummern informieren: In Tirol/Vorarlberg/Salzburg ist die Wasserrettung unter 144 erreichbar, in der Steiermark und in Oberösterreich wählt man 130 und in Bayern 112.

Wildschwimmen in einem Gumpen
Foto: Photo by Ross Kohl on Unsplash
Wildschwimmen in einer Gumpe

13. Wo darf man Wildschwimmen?

Das Schwimmen in Flüssen und (Berg-)Seen ist in Österreich prinzipiell erlaubt. Ausnahmen bestehen freilich dann, wenn der Zugang über ein privates Grundstück führt oder eine Verbotstafel eindeutig darauf hinweist, dass hier nicht geschwommen werden darf. Der Grund wird meist mitgeliefert, beispielsweise wenn es sich um ein besonderes Schutzgebiet handelt. Der Zugang zu einem Gewässer, seinen Uferbereichen, Inseln oder im Fall von Flüssen oft auch Schotterbänken kann auch mit einem temporären Betretungsverbot belegt sein, etwa wenn hier seltene Vogelarten brüten. In all diesen Fällen weist fast immer eine entsprechende Tafel vor Ort darauf hin. Wer sichergehen möchte, holt die entsprechenden Informationen im örtlichen Gemeindeamt, Tourismusbüro oder – wenn vorhanden – in einer Schutzgebietsbetreuung ein.
Campieren ist übrigens so gut wie überall verboten, ebenfalls das Feuermachen, außer es gibt eigens dafür ausgewiesene Grillstellen. Generell gilt: Wann immer man in der Natur unterwegs ist, sollte man sich respektvoll verhalten. Der Natur gegenüber, aber auch gegenüber anderen Besuchern, die Ruhe und Erholung suchen.

Was man tunlichst nicht tun sollte:

  • Sich mit Seife waschen. Seifen erhalten Phosphate und Tenside, die schädlich für die Wasserqualität und für Tier-  und Pflanzenarten sind.

  • Schilfgürtel betreten. Er ist Rückzugsraum für ganz viele Tierarten, etwa junge Fische, Wasservögel oder Singvögel, die im Schilf brüten.

  • Pflanzen ausreißen, um einen besseren Zugang zu haben.

  • Steine ins Wasser schmeißen.

  • Fischen – außer man hat eine entsprechende Fischereiberechtigung.

  • Müll liegen lassen.

  • Lärm machen oder laut Musik hören.

  • Am Ufer campieren und Feuer machen.

  • Sein „Großes Geschäft“ im oder am Wasser verrichten.

Wildschwimmen-Spots findet ihr übrigens auch in gleichnamiger Literatur.

Mehr zum Thema

Bergwelten entdecken